Vom Land in die Stadt
200 Jahre Judenschaft zu Pahres. 70 Jahre jüdisches Leben in Neustadt an der Aisch
Ilse Vogel
Die Geschichte der Juden in Pahres ist mit der in Diespeck verwoben, denn 1785 erwarben beide Gemeinden einen gemeinsamen Begräbnisplatz. Als später immer mehr Familien vom Land in die Stadt zogen, sogar die Synagoge von Pahres nach Neustadt, blieb der Judensäcker ein Friedhof für alle.
Es war eine höchst spannende Entwicklung, wie eine Stadt nur fünfzig Jahre brauchte, um aus dem Mittelalter in die Neuzeit zu gelangen, und die einherging mit der Geschichte ihrer israelischen Kultusgemeinde. Die Wende brachte der Erste Weltkrieg, es war der Anfang vom Ende. Zwanzig Jahre später war jüdisches Leben in Neustadt vernichtet.
Was ursprünglich als Vorarbeit für eine Dokumentation des Judensäcker gedacht war, ist nun ein Beitrag zur Stadtgeschichte geworden, die ohne den jüdschen Anteil im wirtschaftlichen und kulturellen Leben, auch ohne die Vorgeschichte seiner Landjuden, nicht vollständig wäre. Noch 1910 wurden im Königreich Bayern die Bürgerrechte verliehen – an Christen wie Juden. Als Bürger der Stadt und loyale Staatsbürger bekannten sich die einen zur katholischen oder protestantischen Religion, die anderen zur israelitischen – nicht weniger und nicht mehr.