Profile der Neueinwanderung 2016
Analysen zum Wandel der Flucht- und Arbeitsmigration nach Deutschland
Christian Pfeffer-Hoffmann
Migration ist einer der prägendsten Prozesse unserer heutigen Gesellschaft. Wenn die Jahre 2015 und 2016 etwas verdeutlicht haben, dann die Schnelligkeit und Wirkmächtigkeit, mit der Migration die Gesellschaft verändert. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern ist weltweit zu beobachten. Dabei wird Migration meist sowohl als Zukunftschance als auch als Bedrohung wahrgenommen. In diesem Zwiespalt entstehen neue Realitäten, die von einer überraschend lebendigen Willkommenskultur, Veränderungen der Parteienlandschaft und der Demografie bis hin zu Erstarken von Nationalismus, Rassismus und Gewalt gegenüber „Fremden“ reichen.
Die Einwanderung nach Deutschland hat 2015 enorm zugenommen. Dabei überlagern sich zwei dominierende Prozesse der Einwanderung. Besondere Aufmerksamkeit wurde der stark gestiegenen Fluchtzuwanderung zuteil, die einen historischen Höchststand erreichte, in 2016 aber wieder stark zurückgegangen ist. Sie war in den Vorjahren schon deutlich gewachsen, hat dann aber 2015 in einer solchen Dynamik zugenommen, dass sie zum beherrschenden Thema in Medien und Politik Deutschlands und Europas geworden ist und ihre Beschreibung als emergent gerechtfertigt scheint: Nach allem, was derzeit abzusehen ist, hat die Zuwanderung vieler Menschen auf der Suche nach Asyl und einer Zukunft die deutsche Zivilgesellschaft sowie Verwaltungssysteme, Politik und auch die Wirtschaft nachhaltig verändert. Dabei geriet kurzzeitig der zweite dominierende Einwanderungsprozess aus dem Blick: Auch 2015 ist die Zuwanderung aus der EU nach Deutschland weiter gestiegen. Damit bestätigt sich der Trend, der seit fast einem Jahrzehnt anhält und in dem die Einwanderung auf Grundlage des Freizügigkeitsrechtes immer den stärksten Teil der Nettozuwanderung ausmachte.
Daneben sind aber auch die anderen wichtigen Migrationsprozesse, die langfristig Deutschland verändern, nicht zu vergessen, so die vielen internationalen Studierenden, der Familiennachzug für bereits im Land lebende Zugewanderte, die Auswanderung aus Deutschland und die aktive Anwerbung internationaler Fachkräfte.