Eichstätt im Nationalsozialismus
Katholisches Milieu und Volksgemeinschaft
Christiane Hoth, Markus Raasch
Der Band untersucht katholische Milieustrukturen im „Dritten Reich“. Das primäre Interesse gilt dabei aber nicht den viel beforschten Abwehrkämpfen der katholischen Kirche gegenüber dem Nationalsozialismus, sondern der Frage, wie dieser in einem katholisch geprägten Umfeld agierte: Was kennzeichnete die Arbeit der NSDAP und ihrer Organisationen? Welche Verhaltensmuster und Strategien können als prägend gelten? Wie speziell waren diese, welche Erfolge konnten erzielt werden? Wie weit ging die nationalsozialistische Infiltration? Was zeigt der Blick hinter das Opfer- und das Resistenznarrativ? Wie sah die soziale Praxis der „Volksgemeinschaft“ in dezidiert katholischen Lebenswelten aus? Als Untersuchungssonde für eine solche Sozialgeschichte des Alltags fungiert die seinerzeit mittelfränkische Bischofsstadt Eichstätt, die in der Katholizismus- und Widerstandsliteratur seit dem „Bayern-Projekt“ des Instituts für Zeitgeschichte aus den 1970er-Jahren eine besondere Rolle spielt, deren nationalsozialistische Vergangenheit für das kulturelle Gedächtnis der Stadt jedoch heute kaum von Bedeutung ist. Der Band versammelt sechs Beiträge, die sich mit der „Machtergreifung“, HJ und BDM, SA und SS, den Juden, dem Verhältnis von Kirche und Bevölkerung sowie dem Kriegsende beschäftigen.