Theorie und Praxis der Künste
Jahrbuch Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis, Bd.3
Stephan Porombka, Wolfgang Schneider, Volker Worthmann
Theorie und Praxis der Künste stehen in einem spannungsreichen Verhältnis, das sich meist einseitig definiert: Die Theorie blickt auf die Praxis und nur selten blickt diese auch zurück. Ein Zuviel an Reflexion kann der Kunst nur schaden, ebenso wie umgekehrt die Reflexion nur dann den Status einer Theorie erreicht, wenn sie kritische Distanz zur Praxis hält. Dabei ist die strikte Trennung von Theorie und Praxis vor allem der getrennten Institutionalisierung der Wissenschaften und der Künste zu verdanken, nicht einer inneren Notwendigkeit. Beide werden mit der zunehmenden Ausdifferenzierung der Fächer als etwas Verschiedenes wahrgenommen – mit der Folge, dass man sie, wo es um die Frage nach ihrer Verbindung geht, nur mit dem groben Mechanismus der Dialektik, nämlich als etwas Widersprüchliches zusammenbringt. Mit der Trennung von Theorie und Praxis aber wird in den Künsten selbst etwas sichtbar, was in den Abgrund tritt, der sich zwischen beidem auftut: Es ist die Frage, die sich notgedrungen im Kontext der beanspruchten Autonomie stellt, die Frage nach der Begründung der eigenen Praxis, die vor allem über die Reflexion derselben nach Antworten sucht. Schließlich gewinnt das Reden über Werke und ihre Entstehung, das Reden über die Frage des Entstehens von Kunst überhaupt ästhetische Eigenständigkeit, so dass die Praxis der Reflexion nicht mehr nur Selbstbegründung ist, sondern zur zentralen Kategorie der modernen Produktionsästhetik wird.
Das Jahrbuch versammelt Beiträge, die diese Form der praktischen Selbst-Theoretisierung der Künste unterschiedlich perspektivieren.