Zeit der Monster
Die ›neue‹ Rechte im Neoliberalismus, das Scheitern linker Kritik und Möglichkeiten emanzipatorischer Praxis in Kunst und Akademie
Chris Reitz, Sebastian Schuller
»Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren:
Es ist die Zeit der Monster.«
Dieser Satz, den der Philosoph Slavoj Zˇizˇek dem italienischen Kommunisten Antonio Gramsci zuschreibt, ist eine treffende Beschreibung unserer Gegenwart: Einerseits ist der Neoliberalismus in einer schweren Krise, andererseits bleibt nach wie vor jede Alternative zum Bestehenden undenkbar. Das Ende der Welt scheint manchen wahrscheinlicher als die Überwindung des Kapitalismus. Wir befinden uns in einer zementierten Zwischenzeit, in der in der Tat Monster auftreten: Rechter Populismus und Fremdenfeindlichkeit, gepaart mit makabren Ästhetiken und neuen Formen politischer Kommunikation – kurz, die ›neuen‹ Rechten – erringen in ganz Europa und den USA gesellschaftliche Deutungshoheit.
In diesem Band will eine Gruppe Studierender und Promovierender der Ludwig-Maximilians-Universität München und der New York University diesen Phänomenen auf den Grund gehen. Aus verschiedenen geistes- und sozialwissenschaftlichen Perspektiven untersuchen sie zum einen die Ideologie der ›neuen‹ Rechten, ihr im Neoliberalismus verhaftetes Denken, ihre Kommunikationsstrategien im Internet und darüber hinaus, sowie allgemein die ihr eigene Ästhetik. Zum anderen wollen sie dabei im Zuge einer (Selbst-)Kritik der politischen Linken und des liberalen Mainstreams Wege aufzeigen, der scheinrevolutionären Bewegung von rechts linke Alternativen entgegenzustellen. Ihr Ziel ist, gleichermaßen zur Erneuerung einer kritisch-engagierten Wissenschaft und einer gesellschaftspolitisch relevanten Linken beizutragen, damit eine solidarische, emanzipatorische Zukunft wieder möglicher wird.