Vom „eroberten Land“ zum Renaturierungsprojekt
Geschichte der Feuchtgebiete in der Schweiz seit 1700
Matthias Bürgi, Martin Stuber
Noch vor nicht allzu langer Zeit wurden die Flusstäler und Ebenen des Mittellandes periodisch überschwemmt, und die Böden waren mancherorts derart nass, dass an eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung oder gar an eine Überbauung nicht zu denken war. Das vorliegende Buch geht der Frage nach, welche Gründe seither zum Verschwinden der Feuchtgebiete geführt haben. Zudem präzisieren die Autoren aufgrund historischer Karten das effektive Ausmass dieser grundlegenden umweltgeschichtlichen Transformation.
Flussbegradigungen, Kanalisierungen und Trockenlegungen ermöglichten die Gewinnung von fruchtbarem Ackerland, auf dem heute noch – sofern es nicht inzwischen überbaut worden ist – hohe Erträge zu erzielen sind. Diese Entwicklung verlief allerdings zulasten der Biodiversität, wie am Beispiel ausgewählter Artengruppen gezeigt wird, und auch der in den Böden gespeicherte Kohlenstoff ging infolge der Trockenlegung zurück.
Die historische Entwicklung der Feuchtgebiete in der Schweiz wird weder als Fortschritts- noch als Verlustgeschichte beschrieben. Im Vordergrund stehen vielmehr die unterschiedlichen historischen Akteure, ihre Ziele und Praktiken im zeitgenössischen Kontext sowie die Folgen ihres Tuns für Landschaft und Ökologie. Der zeitliche Bogen spannt sich dabei von der Ökonomischen Aufklärung im 18. Jahrhundert über die grossflächigen Meliorationen in der Industriegesellschaft bis zu Moorschutz und Renaturierungsprojekten im Zeitalter der Ökologie.