Nacht der Wahrheit
Véronique Olmi, Claudia Steinitz
Eine junge Mutter und ihr heranwachsender Sohn wohnen in einem Pariser Luxusappartement, direkt am Palais Royal. Doch so riesig die Wohnung ist, sie schlafen zusammen in einer Kammer, denn Liouba Popov ist das Dienstmädchen und Enzo ihr uneheliches Kind. Die beiden sind ganz sich selbst überlassen und doch dauernd unter Druck, denn wenn das ständig verreiste neureiche Besitzerpaar überraschend zurückkommt, muss alles perfekt sein. Dann nennen sie sie »Baba«, weil man sich diese ausländischen Namen ja nicht merken kann, und sind auch zu Enzo, der sich von Nutella ernährt, von herablassender Nettigkeit.
Enzo ist einsam und viel zu dick, und Liouba, die Samstagabend immer mal einen Liebhaber mit heimbringt, ist ihre Mutterrolle selbst nicht geheuer. Sie flüchtet sich ins Putzen, er in die Bücher der großen Bibliothek; in dem feinen Lycée, auf das seine Mutter so stolz ist, ist er als Sohn der bonne der gehänselte Außenseiter. Und warum weicht Liouba allen Fragen nach seinem Vater, den russischen Wurzeln der Familie aus?
Wohin gehört man überhaupt, wenn man nirgends willkommen ist? Als die Situation eskaliert und Enzo von seinen Mitschülern fast gelyncht wird, ist für beide die Zeit für einen Ausbruch gekommen.