Generationenbeziehungen in den Historien Herodots
Johannes Brehm
Herodot aus Halikarnass beschreibt in seinen Historien nicht nur die konfliktreichen Auseinandersetzungen der griechischen Welt mit den Barbaren des Ostens, sondern legt zugleich die Geschichte der asiatischen Machtzentren und ihrer Potentaten offen. In der Präsentation seines Stoffes nimmt der Historiograph dabei eine Perspektive ein, die sich inhaltlich wie strukturell vorrangig an der Abfolge von fünf bedeutenden Königsgenerationen des lydischen und persischen Reichs orientiert.
Im Zentrum von Johannes Brehms Studie steht die Analyse dieser Herrschersukzession. Auf der Grundlage einer kritischen Reflexion der Bedeutungsdimensionen des Schlüsselbegriffs „Generation“ und der Problematisierung seiner theoretischen Anwendbarkeit in der Klassischen Philologie widmet sich Brehm zwei zentralen Untersuchungsaspekten: Zum einen wird die auffällige Konzeption zweier Warnerfiguren betrachtet, die jeweils über die Dauer mehrerer Königsgenerationen hinweg wirksam sind und über ihre rezeptionssteuernde Funktion das historische Handeln und die individuellen charakterlichen Dispositionen der Potentaten interpretierbar machen. Zum anderen wird das in den Historien erkennbare, verzweigte Netz einer genealogischen Verknüpfung der lydischen, medischen und persischen Königshäuser aufgezeigt sowie nach dynastischen Kontinuitäten und Zäsuren gefragt. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen hierbei auf den entscheidenden Generationenwechseln in der Geschichte des frühen persischen Reiches. Auf diese Weise entsteht ein differenziertes Bild der Generationenbeziehungen in Herodots Historien, das ausgehend von einem primär literaturwissenschaftlichen Zugang gleichermaßen althistorische Forschungsergebnisse und -fragen berücksichtigt.