Vom Teufel zum Menschen
Die Geschichte der Chinaheimkehrer in Selbstzeugnissen
Petra Buchholz
Chinaheimkehrer – dieser Begriff verweist nicht etwa auf alle nach Kriegsende aus China nach Japan heimkehrenden Soldaten und Zivilisten, sondern auf eine spezielle Gruppe von rund tausend Personen, die sich in dem »Verein der Chinaheimkehrer« zusammengeschlossen haben. Diese ›besonderen‹ Chinaheimkehrer hatten fünf Jahre in sibirischen Kriegsgefangenlagern verbracht und waren im Jahre 1950 als Kriegsverbrecher gemeinsam mit Puyi, dem »letzten Kaiser von China«, an die neugegründete Volksrepublik China ausgeliefert worden. Dort wurden diese ehemaligen japanischen Militär- und Verwaltungsangehörigen einer Umerziehung unterworfen und legten in den folgenden sechs Jahren allesamt ein Geständnis ihrer Kriegsverbrechen ab. 1956 wurde die große Mehrheit der geständigen Kriegsverbrecher nach Japan entlassen, nur 45 Personen wurden vor Gericht gestellt, zu Haftstrafen verurteilt und wenige Jahre später ebenfalls nach Hause entlassen. Bis auf eine Ausnahme hielten alle Chinaheimkehrer auch nach ihrer Heimkehr an dem in China abgelegten Geständnis fest, und viele von ihnen engagierten sich bis in ihr hohes Alter in der japanischen Friedensbewegung und setzten sich für die japanisch-chinesische Freundschaft ein.
Für dieses Buch wurden aus der großen Zahl der von ihnen verfaßten Selbstzeugnisse, in denen sie über die Umerziehung, ihre in China begangenen Kriegsverbrechen und ihre Aktivitäten nach der Heimkehr berichten, sechzehn Dokumente ausgewählt und erstmals in eine westliche Sprache übersetzt. Der Hergang sowie Motive und Widersprüche der chinesischen Umerziehung werden in einer ausführlichen Einleitung beleuchtet; das Nachwort greift einige besondere Aspekte dieser Selbstzeugnisse auf und erläutert ihre Bedeutung innerhalb der japanischen Erinnerungskultur.