„Wir sind alle Fremdarbeiter!“
Gewerkschaften, migrantische Kämpfe und soziale Bewegungen in Westdeutschland 1960–1980
Detlef Brandes, Tobias Brinkmann, Heike Bungert, Pieter Emmer, Andreas Fahrmeir, Simon Goeke, Ulrich Herbert, Walter D. Kamphoefner, Jan Lucassen, Maren Möhring, Jochen Oltmer, Gwenola Sebaux
Migration und soziale Bewegung in ›dynamischen Zeiten‹
Die Geschichte der sozialen Bewegungen in der Bundesrepublik kann nicht ohne die Migrationsgeschichte gedacht werden. Denn die Kämpfe von Gewerkschaften, Arbeiterbewegung und ›Achtundsechzigern‹ formten sich zu großen Teilen erst durch die Präsenz und das Engagement von Migrantinnen und Migranten.
In den 1960er und 1970er Jahren sahen sich in der Bundesrepublik sowohl die Gewerkschaften als auch die ›Neue Linke‹ dem traditionellen Internationalismus der Arbeiterbewegung verbunden. Doch während in den Gewerkschaften die Anwerbung von Arbeitskräften im Ausland zunächst mit Besorgnis und Ablehnung betrachtet wurde, sahen die ›Neuen Linken‹ in den Migrantinnen und Migranten eine Chance, ihre Revolte an den Universitäten auch in die Betriebe zu tragen. Tatsächlich führte die Migration schließlich zu neuen kämpferischen Allianzen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Industriebetriebe. Denn die ausländischen Aktivistinnen und Aktivisten prägten nachhaltig Themen und Formen der internationalistischen Proteste und Arbeitskämpfe.