Vorgehensmodell zur Entwicklung und Bewertung von Digitalisierungsbeiträgen zum Supply-Chain-Risikomanagement
Michael Henke, Florian Schlüter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung eines Vorgehensmodells zur strukturierten Entwicklung
und Bewertung von Digitalisierungsbeiträgen zum Supply-Chain-Risikomanagement (SCRM).
Viele Fälle aus der Praxis zeigen, dass Unternehmen durch ihre Vernetzung in internationalen Wertschöpfungsketten
(engl. supply chains (SC)) einem Einfluss durch potenzielle Risiken ausgesetzt sind.
Eine Effektivitätssteigerung des SCRMs durch den Einsatz technischer Lösungen zum Überwachen von
SC-Prozessen (z. B. Event-Management-Software und Radio-Frequency Identification (RFID)) sowie das
Teilen von Informationen über Datenaustauschplattformen wird von vielen Seiten postuliert. Allerdings
fehlt es an konzeptionellen Gestaltungsrahmen für den Fall der Digitalisierung im Kontext des SCRMs.
Die Methodik wird an einem Praxisbeispiel aus der Stahlindustrie veranschaulicht. Durch die starke Integration
in die Wertschöpfungsketten nahezu aller Schlüsselindustrien in Deutschland (z. B. Automobilund
Maschinenbau) stellt die Stahlindustrie ein geeignetes Anwendungsbeispiel dar.
Eine im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte Analyse existierender Ansätze zeigt, dass kein Vorgehensmodell
bekannt ist, welches die am Anfang dieser Arbeit definierten Forschungsfragen beantwortet. Daher
wird zunächst ein Szenarioentwicklungsprozess mit entsprechender Methodenempfehlung erarbeitet.
Dieser Prozess besteht aus einem Rahmenwerk mit Gestaltungsrichtlinien, welche es erleichtern, reifegradbasierte
Ziele an ein zukünftiges, technologiegestütztes Risikomanagementsystem zu definieren.
Danach wird eine Strukturierungsmethode angewendet, um die Ergebnisse hinsichtlich Risiken, Maßnahmen
und Technologien zu strukturieren. Anschließend wird eine simulationsgestützte Bewertungsmethode
zur Entscheidungsunterstützung konzipiert, um damit entwickelte Digitalisierungsbeiträge
quantitativ zu bewerten. Die entwickelten Forschungsergebnisse werden, gemeinsam mit zusätzlich notwendigen
Methoden aus der Literatur, zu einem ganzheitlichen Vorgehensmodell zusammengeführt.
Anschließend wird das Vorgehensmodell an einem Unternehmen der Stahlindustrie erprobt. Das betrachtete
Unternehmen der Stahlindustrie gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Qualitätsflachstahl
für Anwendungen in verschiedenen Industriezweigen, wie z. B. der Automobilindustrie, der
Bauindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau, Verpackung und Haushalt. Im Betrachtungsfokus steht
dabei ein Distributionsprozess, der beim Versandlager des Stahlherstellers beginnt und über mehrere
Umschlagstandorte und mit einem LKW/Bahn/Schiff-Modalsplit durchgeführt wird, bis das fertige Produkt
im Lager eines Automobilherstellers im Ausland ankommt. Nach der exemplarischen Anwendung
erfolgt eine qualitative Einschätzung der Anwendbarkeit des Vorgehensmodells in der Praxis, um aus
dem Anwendungsfall neue Erkenntnisse über mögliche Schwachpunkte und Weiterentwicklungen zu
gewinnen.
Das abschließende Kapitel beschäftigt sich mit einer Zusammenfassung und kritischen Reflexion der erarbeiteten
Ergebnisse sowie einem Ausblick für die Wissenschaft und Praxis. Es werden die wesentlichen
Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und es erfolgt ein Abgleich mit den anfangs gestellten Forschungsfragen.
Es wird ausgewiesen, in welcher Form und inwieweit die Forschungsfragen beantwortet
wurden. Außerdem wird abschließend ein Ausblick auf praxisrelevante nächste Schritte sowie mögliche
forschungsrelevante Fragestellungen, die sich an die vorliegende Arbeit anschließen können, gegeben.