Von der Heimatbewegung zur Nazibewegung?
die Geschichte der Heimatmuseen in Celle, Cloppenburg und Hannover in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Christopher Manuel Galler, Jochen Meiners
Die vorliegende Studie untersucht vergleichend die Geschichte von drei niedersächsischen Museen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: das Historische Museum in Hannover (damals Vaterländisches Museum), das Bomann-Museum in Celle (vormals ebenso Vaterländisches Museum) und das Museumsdorf in Cloppenburg. Alle drei sind aus der sich um die Wende zum 20. Jahrhundert konstituierenden Heimatbewegung hervorgegangen. Während aber die Museen in Celle und Hannover bereits 1892 und 1903 gegründet wurden, begann in Cloppenburg nach ersten Anfängen in den 1920er Jahren erst ab 1934 der Ausbau zu einem Museumsdorf.
Die Arbeit beginnt mit einer Betrachtung der Heimatbewegung, die trotz der von ihr vertretenen Idealisierung des vorindustriellen Landlebens überwiegend durch das städtische Bürgertum getragen wurde. Sowohl die Programmatik als auch die Trägerstruktur dieser Bewegung prägten die von ihr initiierten Museen, wenngleich lokale Besonderheiten ebenso Einfluss auf ihre Konzeption nahmen. Von diesen Erkenntnissen ausgehend, untersucht der Autor die Entwicklung der Museen vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Zeit des Nationalsozialismus mit einem Anspruch auf die totalitäre Durchdringung aller gesellschaftlichen Bereiche. Dabei wird deutlich, dass sich die drei Museen aufgrund ihrer vorherigen Ausrichtung in das NS-System einfügen konnten, obwohl die anfängliche Hoffnung auf eine umfassende Aufwertung ihrer Arbeit nicht erfüllt wurde.