Lesereise Prag
Auf der Karlsbrücke nachts um halb eins
Klaus Brill
Prag ist eine Stadt der magischen Momente. Ob man die stillen Pflastergassen auf der Kleinseite durchstreift oder im ehemaligen jüdischen Ghetto die mittelalterlichen Gräber betrachtet – immer wieder stößt man auf Dinge, die sich sogleich in Legenden übersetzen und damit etwas vom spezifischen Geist dieser alten europäischen Kulturmetropole freigeben. In besonderer Weise gilt das für die Heldentaten des Originalgenies Jára Cimrman, die nur mit der Kraft der Imagination zu erfassen sind.
Klaus Brill ist auf verschlungenen Pfaden und über versteckte Treppen den Geschichten nachgestiegen, die die tschechische Hauptstadt zu erzählen hat. Angefangen bei Kaiser Karl dem Größten und den berühmten Prager Fensterstürzen, von denen es nicht nur den einen gibt. Er berichtet von Begegnungen mit Hunden und mit Köchen, präsentiert einen altböhmischen Adligen und einen verflossenen Präsidenten ebenso wie die kleinen Schurken des Alltags und die Spitzel der kommunistischen Vergangenheit. Den Nachwirkungen des Prager Frühlings hat er ebenso nachgespürt wie den seltsamen Umwegen, auf denen erst in jüngster Zeit das Werk des Autors Franz Kafka bei seinen Prager Mitbürgern angekommen ist.