Die Verhaltensökologie der Couvade
Perinatale Tabus und Einschränkungen für werdende Väter an der Schnittstelle von Biologie und Kultur
Jürgen Kunz
Warum unterlassen Männer vor oder nach der Geburt ihrer Kinder das Singen, Tanzen oder Jagen; und das – wie bei den equadorianischen Jivaro – bis zu drei Jahre lang? Warum liegen Männer während der Schwangerschaft ihrer Partnerinnen krank danieder oder nach der Entbindung mit dem Kind in der Hängematte, während die Mutter des Kindes sofort wieder arbeitet? Aus den Ansätzen der modernen Evolutionsbiologie heraus werden Lösungen für die Frage nach der Ätiologie der Couvade aufgezeigt. Zudem wird in diesem Buch ein weiterer Weg beschritten, die Restriktionen zu verstehen: der Vergleich mit dem Verhalten deutscher Paare von heute. Hat sich mit den „neuen Vätern“ eine „neue Couvade“ entwickelt? Es wird gezeigt, dass viele der in außereuropäischen Gesellschaften gefundenen Tabus sowie die entsprechenden verhaltensökologischen Zusammenhänge in abgewandelter Form auch im Deutschland von heute zu finden sind und beiden Phänomenen der Versuch zugrunde liegt, mit der Erschaffung neuen Lebens verbundene Probleme zu lösen.