Treubindungen von Minderheitsaktionären.
Eine vergleichende Analyse im deutschen und US-amerikanischen Recht, dargestellt am Phänomen der treuwidrigen Aktionärsklage.
Peter Guntz
In der Arbeit werden zunächst die Voraussetzungen für eine Anwendung der – aus der Mitgliedschaft abgeleiteten – Treuepflicht auf Minderheitsaktionäre untersucht. Ein Vergleich mit der duty of loyalty des US-amerikanischen Rechts läßt – obwohl die Idee der Mitgliedschaft dort fremd ist – hinter beiden Ansätzen das Grundprinzip des Korrespondierens von Einfluß und Verantwortung erkennen.
Der zweite Teil zeigt unter Abgrenzung zur Rechtsmißbrauchslösung auf, daß die Treuepflicht sowohl das dogmatisch richtigere als auch das praktisch besser geeignete Instrument zum Umgang mit gewerblichen Anfechtungsklagen darstellt. Gerade vor dem Hintergrund der amerikanischen Erfahrungen mit professionellen Aktionärsklagen wird deutlich, daß in einem System, das sich zur Rechtskontrolle privater Initiative bedient, etwaigen Mißbrauchserscheinungen nicht mit Rechtsverweigerung, sondern allein mit einer sinnvollen Steuerung der Klageanreize begegnet werden kann.
Die Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem Hochschulpreis 1995 des Deutschen Aktieninstituts.