Wildes Recht.
Zur Pathogenese des Effektivitätsprinzips in der neuzeitlichen Eigentumslehre.
Daniel Damler
Die Lehre von der vorstaatlichen Begründung und Sicherung des Eigentums, die Überzeugung, dass die Einwirkung auf den zu erwerbenden Gegenstand selbst – ohne anderer Menschen Mitwirkung – das Mein und Dein erzeuge, zählt zu den wirkungsmächtigsten Annahmen des Liberalismus und wohl der westlichen Moderne schlechthin.
In Einklang mit neueren Forschungen stellt die Studie die These zur Diskussion, dass es vor allem das Engagement der frühneuzeitlichen Mächte in Übersee war, das dem Nachdenken über die philosophischen Grundlagen des Mein und Dein neue Impulse gegeben hat. Freilich gab es nicht »die« koloniale Erfahrung, sondern ganz unterschiedliche Prägungen. Die Differenzen sichtbar zu machen ist eines der Hauptanliegen der Arbeit, die zuerst die spanischen, dann die englischen und die niederländischen Unternehmungen und ihre geistesgeschichtlichen Rückwirkungen beleuchtet. Sie nimmt zum Vergleich überdies die Verhältnisse im »weltfremden« Mitteleuropa in den Blick.
Um die Geburt der modernen Eigentumstheorie aus dem Geist der europäischen Expansion zu rekonstruieren, dienen als Quellen neben den maßgeblichen (natur-)rechtlichen Abhandlungen auch Reiseberichte und Landesbeschreibungen, die auf das Bild von Mensch und Welt – nach ihrer »Entdeckung« – Einfluss nahmen.