Organisierte Gesundheit.
Das deutsche Gesundheitswesen als sozialethisches Problem.
Thomas Bohrmann
Die Probleme des deutschen Gesundheitswesens sind in den letzten Jahren aufgrund der veränderten gesellschaftlichen Bedingungen (z. B. medizinisch-technischer Fortschritt, Bevölkerungsentwicklung, gewandeltes Verständnis von Gesundheit und Krankheit) immer brisanter geworden und drängen die politischen Verantwortungsträger sowie die Akteure des Gesundheitswesens zum Handeln. Welche Leitlinien und Orientierungspunkte kann die christliche Sozialethik aufgrund ihrer Perspektive in den aktuellen gesundheitspolitischen Diskurs einbringen?
Ausgehend von den in der Sozialethik an zentraler Stelle stehenden normativen Orientierungen, Gerechtigkeit, Personalität, Solidarität und Subsidiarität, werden Reformüberlegungen zur zukünftigen Gestaltung des Gesundheitswesens vorgestellt. Im Mittelpunkt der ethischen Erörterung steht dabei ein Gesundheitswesen, das einerseits solidarisch ausgerichtet ist und andererseits die Eigenverantwortung für die Gesundheitsversorgung stärker zu integrieren versucht. Eine sogenannte solidarische Wettbewerbsordnung kann in diesem Sinne Prinzipien einer kollektiven Gesundheitssicherung mit marktwirtschaftlichen Prinzipien verbinden.