Mit Dichtern im Gespräch
Wie Literatur der Ethik zu denken geben kann
Dietmar Mieth
Geschichten werden nicht nur für das Lesen, sondern auch für das Leben erzählt. Was in Büchern erzählt wird, soll aufregen und anregen. Gilt dies auch für moralische Einsichten oder sogar für richtiges Handeln? Dietmar Mieth ist überzeugt: ja! Ein Erlebnis wird nur dann als eigene Erfahrung im Gedächtnis gespeichert, wenn man davon so beeindruckt ist, dass man es sich erzählt, das Geschehen also als einer Geschichte bewahrt. So ist es auch mit moralischen Erfahrungen: Sie lösen Erzählen aus und können zum Handeln drängen. Dieses Erzählen wird von Schriftsteller*innen mit der Kunst der Sprache, mit Einfällen und mit der Fähigkeit, Gefühle zu provozieren, gestaltet. Dabei hat Literatur eine Verantwortung für das, was sie zum Erzählen anregt, für die Art, wie sie erzählt, für die Wirkung, die anregendes und aufregendes Erzählen auslösen kann. Die Wirkung bleibt strittig, es geht nicht um die Eindeutigkeit des richtigen Verhaltens, sondern um Wege und Muster. Diese moralisch aufregenden Fragestellungen und Anregungen, die Dietmar Mieth „Modelle statt Normen“ nennt, für das eigene Leben zu entdecken, dazu will dieses Buch einladen.