Das Poseidonheiligtum bei Akovitika in Messenien
Struktur und Entwicklungszusammenhang eines regionalen Zentrums. Ergebnisse einer Notgrabung 1969 und einer Nachuntersuchung mit Prospektion 2005
Moritz Kiderlen, Petros G. Themelis
Das Poseidonheiligtum bei Akovitika liegt zu Füßen der Vorhügel des Taygetos im Sumpfland des östlichen Randzwickels des Pamisostales, ca. 200 m hinter der antiken Küstenlinie und unweit der heutigen Stadt Kalamata. Obwohl mikroklimatisch ungünstig gelegen, hatte der Platz bereits in der frühen Bronzezeit Bedeutung. In unmittelbarer Nachbarschaft liegen monumentale frühbronzezeitliche Korridorbauten; im Heiligtumsgelände selbst gibt es Streufunde bronzezeitlicher Keramik. Ausschlaggebend für die Bedeutung des Platzes in der Bronzezeit wie für die anschließende Entwicklung des Heiligtums in der frühen Eisenzeit war nach unseren Ergebnissen vermutlich die günstige Verkehrslage an einem Schiffslandeplatz. Dieser war mit einer auf den Vorhügeln des Taygetos vorbeilaufenden Landroute verbunden. Sie stellte den Anschluss an das Hinterland mit dem Siedlungszentrum um Thourias her, sowie die Verbindung zum Fernstraßennetz der Peloponnes.Eine Zentrumsfunktion für die Elite der Region wird für das 9. Jahrhundert v. Chr. durch Werkstattabfälle von der Herstellung von Bronzedreifüßen belegt. Aus dem späten 7. oder dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammen ein zweiphasiger peristylartiger Bau sowie Dachziegel, die mit „DA[MOSIOS]“ bezeichnet sind. Dies spricht für einen staatlich koordinierten Ausbau der Infrastruktur in archaischer Zeit. Die Entwicklung des Heiligtums beleuchtet somit einerseits die Geschichte der Region in der frühen Eisenzeit, andererseits erlaubt sie für die Folgezeit rare Einblicke in die innere Entwicklung des lakonischen Territorialstaates, dem offenbar auf dem Wege der Heiligtumspolitik die Einbindung lokaler (periökischer) Eliten gelang. Aufgegeben wurde das Heiligtum um die Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr.Diese Publikation legt alle Spezialuntersuchungen des interdisziplinären Teams ausführlich vor, darunter eine geoarchäologische Landschaftsrekonstruktion, Analysen der Baubefunde (einschließlich geophysikalischer Prospektion), der Keramikfunde, der Dachziegelfunde und der Metallfunde, und führt diese in einem alle Aspekte diskutierenden Ergebniskapitel zusammen.