Poetik der Werbung
Urs Meyer
Das vorliegende Buch beschreibt das Wechselverhältnis zwischen Dichtung und Werbung als ein unfreiwilliges Zweckbündnis, das von gegenseitiger Anziehung und Abstoßung geprägt ist. Das kreative Selbstverständnis des New Advertising führte vor allem im Übergang vom 20. zum 21. Jahrhundert zur noch einmal verstärkten Anlehnung der Werbung an den Formenschatz der poetischen Tradition. Werbung adaptierte aber schon immer gerne narrative, dramatische, lyrische oder auch mythologische Ausdrucksformen für eigene Zwecke und erfand sie teilweise sogar neu.
So wird hier an zahlreichen Beispielen aufgezeigt, wie etwa altbekannte Gattungsformen (Legende, Rätsel, Märchen, Fabel oder Idylle), die mit Blick auf die Literaturgeschichte oft sogar schon totgesagt worden sind, in der Werbekommunikation der Gegenwart auf spielerische Weise revitalisiert werden. Auch von literarischer Seite nähern sich viele Dichter seit dem 20. Jahrhundert in ihren Werken an die neuen Ausdrucksformen der Werbekommunikation an, namentlich Wedekind, Kraus, Schwitters, Ringelnatz, Kästner, Brecht, Gomringer oder die Vertreter der Popliteratur. Deren vielfältige Bezugnahmen zur Werbung werden ebenfalls rekonstruiert – in der Art einer ersten ‚Literaturgeschichte der Werbung’. Abgerundet wird der Band durch zahlreiche farbige Abbildungen, die veranschaulichen, wie die ‚Poetik der Werbung’ bis in die Ebene der Visualisierung hinein funktioniert.