Post-Epochen
Die soziale Kreation kultureller Phänomene anhand einer Metasilbe von Petrarca bis Eric Dolphy
Christopher Jakob Rudoll
Im 20. Jahrhundert fand sehr plötzlich und ohne unmittelbar ersichtlichen Grund eine Entwicklung statt, die man nur als Inflation von ›Post-Epochen‹ bezeichnen kann. Eine nicht erschöpfende Liste enthielte etwa die Post-Moderne, den Post-Strukturalismus, den Post-Kolonialismus, den Post-Feminismus und einige Dutzend weiterer Post-Ismen. Die vorliegende Studie bietet eine systematische Untersuchung dieses Phänomens. Ausgehend von so unterschiedlichen kulturellen Phänomenen wie der Renaissance Petrarcas, den poststrukturalistischen Theorien des 20. Jahrhunderts oder dem Post-Bop in der Geschichte des Jazz wird eine Theorie sozialer Zeit entworfen, die es erlaubt, die spezifische Struktur von Post-Epochen, ihre soziale Konstitution sowie ihre plötzliche Inflation kategorial zu fassen und in ihrer operationalen Verfasstheit zu begreifen. Dies relativiert einerseits den Exklusivitätsanspruch des vergangenen Jahrhunderts auf die beliebte Vorsilbe Post- und verweist andererseits auf ein Desiderat kulturtheoretischer Erforschung sozial-temporaler Konstrukte, zu der diese Untersuchung ein Instrumentarium bieten will.