Was macht den Menschen krank?
18 kritische Analysen
ILLICH, KAST, SONTAG, WATZLAWIK
Die Menschen der heutigen Industriegesellschaft, vornehmlich die jungen, betrachten Gesundheit überwiegend als ein selbstverständli ches, immer verfügbares Gut, als «Besitz an sich». Mögliche Krank heitserfahrungen liegen in unbestimmter Zukunft. Der fehlende un mittelbare Umgang junger Menschen mit Krankheit stellt die Effizienz der Gesundheitsbildung insgesamt in Frage. Denn Gesundheitsbil dung kann nur dann eine deutliche Wirkung erzeugen, wenn ihre Konzepte überdauernd im Alltagsverhalten und in der ganzen Gesell schaft integriert werden. Eine Veränderung von Verhalten setzt auch die tatsächliche Erfahrung und eine unmittelbare Wahrnehmung von Wirklichkeit voraus. Die meist erst im Erwachsenenalter erlebte Beeinträchtigung von Gesundheit läßt zwar die Motivation, den Willen und das Verständnis und Methoden anzueig dafür wachsen, sich Kenntnisse von Inhalten nen, um schrittweise Verhaltensänderungen zu erreichen. Allzu oft geschieht dies allerdings zu spät. Zudem bleibt es vielfach ein Bemühen von einzelnen. Die Vorstellung von Gesundheit als Besitz müßte sich zum Ver ständnis von Gesundheit und Gesundbleiben als lebenslanger Prozeß wandeln: ein Bemühen also, krankmachende Umstände und Herausfor derungen zu erkennen und auf sie frühzeitig und sinnvoll zu reagieren. Diesem Bemühen sah sich der internationale Kongreß «Gesund heit in eigener Verantwortung – Medizin – Gesellschaft» verpflichtet, den die Stiftung Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der Unterneh mer-Initiative Niedersachsen vom 10.-14. September 1990 in Hannover veranstaltete.