Eine moderne Orientreise
Tagebuchblätter
August Langmesser
Wenn heute abenteuerlustige Westeuropäer für mehrwöchige Touren durch arabische Wüsten viel Geld bezahlen und diese Region allgemein verstärkt mit den Auswüchsen des Tourismus zu kämpfen hat, kann dies auch als eine Spätfolge jener Orientbegeisterung betrachtet werden, die im Europa des 19. Jahrhunderts einsetzte. Schon in jener Zeit waren es beileibe nicht nur Wissenschaftler, welche die arabischen Länder zu Forschungszwecken bereisten.
August Langmessers Buch „Eine moderne Orientreise“ aus dem Jahre 1900 vermittelt auf amüsant-eindringliche Weise die Eindrücke eines nicht wissenschaftlich interessierten Europäers, der zum ersten Mal den Nahen und Mittleren Osten bereist. Die Fremdheitsgefühle eines überzeugten Christen, der auf der Suche nach den Spuren seiner Religion allenthalben auf islamische Gebräuche und Riten stößt, haben an Aktualität nichts verloren. Die Urlaubsorte bleiben oft Projektionsflächen eigener Vorurteile. Es ist faszinierend zu sehen, wie die atemlose Fortbewegung von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten, die dem kulturellen Reichtum der arabischen Welt nicht gerecht werden kann, bereits den Beginn der Touristenströme andeutet, natürlich mit dem großen Vorzug, daß man noch weitgehend auf sich allein gestellt war und der Orient von seiner Ursprünglichkeit nichts eingebüßt hatte.