Platos Theorie der bildenden Kunst
Meike Aissen-Crewett
Die Arbeit unternimmt den Versuch einer Revision der herrschenden Auffassung, wonach Plato die bildende Kunst im Wesentlichen gering achte, ja sie als trivial, erkenntnishemmend, gar als sittengefährdend ansehe. Es wird die Auffassung entwickelt, dass Platos Verurteilung der bildenden Kunst tatsächlich einer Pseudokunst gilt, während er der wahren Kunst den höchsten Rang hinsichtlich des Erkenntniswertes einräumt. Die Argumentation wird entwickelt im Wege der Kombination einer philologisch-philosophischen Interpretation, die sich u.a. mit der Bedeutung des Begriffs der mimesis als „Darstellung“, nicht in erster Linie als „Nachahmung“ (imitatio), auseinandersetzt, verbunden mit einer kunstgeschichtlichen Betrachtungsweise, die u. a. dem Einfluss der Technik der Schattenmalerei (skiagraphia), auf Platos Kunstauffassung nachgeht. Platos sich verstreut in den Dialogen findende, nie in einen systematischen Zusammenhang gebrachte, als Analogon und Metapher zur Argumention in einem außerkünstlerischen Kontext eingeführte rudimentäre, oft widersprüchliche Äußerungen zur bildenden Kunst werden einer umfassenden Analyse unterzogen.