Lebensverhältnisse und Lebensstile im urbanisierten ländlichen Raum
Analyse anhand ausgewählter Ortsteile im münsterländischen Kreis Steinfurt
Rudolf Grothues
Der ländliche Raum ist heute vor allem dem landwirtschaftlichen Strukturwandel und Bevölkerungsveränderungen ausgesetzt. Hinzu kommen die Folgen des Urbanisierungsprozesses, insbesondere bezogen auf die Wohnfunktion. Grundlage der Untersuchung in einem „urbanisierten ländlichen Raum“ sind vier ausgesuchte Ortsteile aus dem münsterländischen Kreis Steinfurt: Horstmar, Recke, Bevergern (Stadtteil von Hörstel) und Welbergen (Stadtteil von Ochtrup). In einer umfassenden Erhebung wurden Fragen zu den Lebensverhältnissen und Lebensstilen einer repräsentativ ausgesuchten Einwohnerschaft gestellt. Dabei sind zwischen im Ort Geborenen und Zugezogenen keine signifikanten Unterschiede bei der Beurteilung der Standortbedingungen und der subjektiven Zufriedenheit festzustellen. Mit Hilfe des sog. Lebensstilansatzes werden die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft und Pluralisierung der Lebensformen auch im ländlichen Raum erfasst. Zwar erscheint die ländliche Gesellschaft deutlich homogener, doch sind die Lebensstile im ländlichen Raum insgesamt städtischer geworden. Die Lebensstile pluralisieren sich aber weiter und werden damit unüberschaubarer; traditionelle Bindungen lösen sich auf. Diese Entwicklung muss von allen gesellschaftlichen Gruppen und insbesondere von den politischen Akteuren vor Ort berücksichtigt werden.