Ein Ort stört
Akteure, Aneignungsstrategien und Authentizität als Ressource im Planungsprozess der Gedenkstätte am ehemaligen Hannoverschen Bahnhof (Hamburg)
Sina Sauer
Vom Hannoverschen Bahnhof aus – urspru¨nglich einer von vier Kopfbahnhöfen in Hamburg – verließen zwischen 1940 und 1945 nachweislich 20 Deportationszu¨ge die Stadt. Mit ihnen wurden mindestens 7.692 Juden, Roma und Sinti in Konzentrations- und Vernichtungslager nach Osteuropa verschleppt. Fast alle von ihnen wurden ermordet.
Seit der Jahrtausendwende beschäftigen sich städtische und politische Akteure sowie Hamburger Opferverbände mit diesem Tatort und beratschlagen, wie am Lohseplatz ein „wu¨rdiges Gedenken“ entstehen kann. Geplant sind ein Informations- und Dokumentationszentrum sowie ein Gedenkort.
Beide mu¨ssen jedoch in die Pläne der HafenCity Hamburg GmbH, den sechs Hektar großen Lohsepark anzulegen, integriert werden: Stadtplanung versus Erinnerungskultur.
Die Autorin nimmt die am Planungsprozess beteiligten Akteure und ihre Handlungs- und Aneignungsstrategien in den Blick und beschreibt, wie sich diese im Spannungsfeld von Materialität
im erinnerungskulturellen Diskurs und dem aktuellen Umgang mit den Relikten des ehemaligen Hannoverschen Bahnhofs bewegen.