Die Arbeitsanstalt Brauweiler bei Köln in nationalsozialistischer Zeit
Hermann Daners, Josef Wißkirchen
Die seit dem frühen 19. Jahrhundert auf dem Gelände und in den Gebäuden des ehemaligen Benediktinerklosters in Brauweiler bestehende Arbeitsanstalt entwickelte sich zur größten Einrichtung dieser Art im Deutschen Reich. Bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1969 kam sie in unterschiedlicher Akzentuierung ihrem Auftrag nach, vornehmlich gesellschaftliche Randgruppen durch „Erziehung zur Arbeitsamkeit“ zu disziplinieren, darunter Bettler, Landstreicher, Prostituierte, aber auch Fürsorgezöglinge, entmündigte Alkoholiker und säumige Unterhaltspflichtige.
In der NS-Zeit gerieten die Insassen der Arbeitsanstalt in den Fokus der zeitgenössischen Rassenpolitik mit der Zielsetzung, eine „Endlösung der sozialen Frage“ herbeizuführen. Militarisierung, Verschärfung von Disziplinarmaßnahmen, Erhöhung von Arbeitsnormen, aber auch Zwangssterilisationen, Überweisungen in Konzentrationslager und Instrumentalisierung der Insassinnen und Insassen für die Kriegswirtschaft gehörten dazu. Hinzu kam die Errichtung eines parallel existierenden frühen Konzentrationslagers (1933/34) in Gebäuden der Arbeitsanstalt und die Inhaftierung verfolgter Personengruppen aus dem In- und Ausland durch die Kölner Gestapo. Deren seit 1944 in Brauweiler stationierte Sonderkommandos waren verantwortlich für zahlreiche Misshandlungen und Hinrichtungen.
Der Band beleuchtet die herausgehobene Rolle, die der Anstalt im Terror- und Repressionssystem des Regimes zukam. Dabei gehen die Autoren differenzierend auf die unterschiedlichen Funktionen ein, die die Arbeitsanstalt im Verlauf dieser Jahre innehatte. Wissenschaftlich fundiert, unter Heranziehung aller relevanten Quellen werden erstmals die Strukturen, Abläufe, handelnden Personen, Opfer und Ereignisse freigelegt und in den historischen Zusammenhang eingeordnet.