Gewalt und Kontemplation
Der Beitrag Thomas Mertons zur Friedensproblematik
Reiner Fuchs
Am Ende dieses Jahrhunderts ist das Problem des Friedens die größte Herausforderung der Menschheit. Ist Frieden überhaupt möglich? Wer verhindert ihn? Was führt zum Krieg? Kann Gewalt überwunden und Frieden gestiftet werden? Wie der Trappistenmönch Thomas Merton mit diesen Fragen konfrontiert wird und welche Antworten er in seinem Leben und Werk darauf gibt – diese Themenkreise stellen den Rahmen des Buches dar. In der Kontemplation erfährt er die Existenz des Friedens. Er nennt sie das wahre Selbst des Menschen. Zugleich begegnet er jener Macht, die den Frieden zerstört: dem falschen Selbst. Dieses wird greifbar in der individuellen und strukturellen Gewalt. Den Kalten Krieg betrachtet und entlarvt Merton exemplarisch als geschichtliche Gestalt des falschen Selbst und sucht nach Wegen, es zu überwinden. Seine Antwort ist der gewaltlose Widerstand – die Aktion des wahren Selbst. In seiner Theorie und Praxis der Gewaltlosigkeit verbindet Merton das Spirituelle und das Soziale, den Glauben und die Politik, Gottes- und Nächstenliebe. Damit leistet er einen entscheidenden Beitrag zum Frieden.