Die Moderne trat zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Versprechen an, die Städte von Chaos, Verworrenheit und gesellschaftlicher Zerrissenheit zu befreien. So sollte das uneingelöste Erbe der Aufklärung endlich gesetzmäßig zur Entfaltung gebracht werden. Jörn Düwel und Niels Gutschow begegnen dieser Entwicklungsgeschichte skeptisch. Einer Fortschrittsteleologie schenken sie keinen »Glauben«. Für die Gestalt von Architektur und Stadt, so die These des vorliegenden Buchs, gibt es weder logische noch vernünftige oder gar überzeitliche Gewissheiten.
In vier größeren Texten zu zentralen Themen der jüngeren Zeit analysieren die Autoren gängige »Erzählungen« und zeigen, wie einflussreich hergebrachte Denkmuster zur Gestaltung der Städte waren und immer noch sind.
Aktualisiert: 2023-03-15
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Aufgrund des hohen Wohnungsbedarfs in der DDR musste innerhalb kürzester Zeit eine große Anzahl an Wohnungen für die Bevölkerung geschaffen werden. Architekten bedienten die politischen Vorgaben zeitgemäß mit Typenprojekten, die sie in der gesamten DDR in Serienfertigung errichteten. Damit sollte die Wohnungsfrage als soziales Problem gelöst werden.
Die Entwicklung des industriellen Wohnungsbaus ist ein zentraler Teil der DDR-Architekturgeschichte. In dieser Publikation wird sie in einem bislang in dieser Form nicht vorliegenden Katalog über Wohnungsbauserien in der DDR systematisch dargestellt.
Beginnend im Jahr 1953 mit dem ersten Versuchsbau in Plattenbauweise, werden in übersichtlichen Kapiteln geschichtliche Hintergründe und architektonische Merkmale ausgearbeitet und beschrieben. Der baukulturelle Wert des Wohnungsbaus kommt in den zahlreichen Fassadendekorationen ebenso zum Ausdruck wie in experimentellen Konstruktionsverfahren.
Teil 1: Historischer Kontext, Serientypen und bezirkliche Anpassungen
Teil 2: Neue Städte, Großsiedlungen und Ersatzneubauten
Mit einem Fotoessay von Maurizio Camagna
Aktualisiert: 2022-04-21
Autor:
Jörg Blobelt,
Jörn Düwel,
Wolf R Eisentraut,
Florian Heilmeyer,
Uta Keil,
Mathias Körner,
Christoph Liepach,
Philipp Meuser,
Juliane Richter,
Björn Rosen,
Thomas Topfstedt,
Oliver Werner,
Anselm Weyer
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Friedrich Tamms (1904 – 1980) war einer der erfolgreichsten deutschen Architekten im zwanzigsten Jahrhundert. Nach dem Studium in München und Berlin kam er rasch mit dem Brückenbau für das Großvorhaben Reichsautobahn in Berührung. Wie kaum ein Zweiter prägte er mit seinen Entwürfen kleiner und großer Brücken, Tankstellen und Straßenmeistereien die Architektur des Gesamtkunstwerks Autobahn. Weitgehend unbekannt sind hingegen seine im Rahmen der Neugestaltung Berlins entstandenen Entwürfe für neue Reichsministerien und weitere Projekte. Singulär sind die in den Kriegsjahren von ihm konzipierten Flaktürme in Berlin, Hamburg und Wien.
Jörn Düwel und Niels Gutschow gehen den spezifischen Merkmalen der Architektur von Tamms im Nationalsozialismus nach und beziehen Veröffentlichungen ein, in denen der Architekt sein Selbstverständnis kundtat.
Drei Jahre nach Kriegsende übernahm Tamms in Düsseldorf das Stadtplanungsamt. Maßgeblich prägte er in verschiedenen Rollen den Aufbau der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Dazu gehören auch die von ihm entworfenen Rheinbrücken.
Tamms gab sich in Düsseldorf Rechenschaft über sein Handeln. Düwel und Gutschow fragen nicht nur nach Kontinuitäten über den Nationalsozialismus hinaus bis in die Bundesrepublik, sondern heben den Einstellungswandel als Prozess heraus. Mühsam löste sich Tamms von vermeintlich ehernen Gewissheiten und strebte, so wie der Großteil der Profession, nach neuen »Gesetzmäßigkeiten«.
Wenngleich Friedrich Tamms hier im Mittelpunkt steht, erhellt dieses Buch
en miniature mehrere Facetten von Architektur und Städtebau der jüngeren konfliktreichen und widersprüchlichen Geschichte Deutschlands.
Aktualisiert: 2021-07-26
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Friedrich Tamms (1904 – 1980) war einer der erfolgreichsten deutschen Architekten im zwanzigsten Jahrhundert. Nach dem Studium in München und Berlin kam er rasch mit dem Brückenbau für das Großvorhaben Reichsautobahn in Berührung. Wie kaum ein Zweiter prägte er mit seinen Entwürfen kleiner und großer Brücken, Tankstellen und Straßenmeistereien die Architektur des Gesamtkunstwerks Autobahn. Weitgehend unbekannt sind hingegen seine im Rahmen der Neugestaltung Berlins entstandenen Entwürfe für neue Reichsministerien und weitere Projekte. Singulär sind die in den Kriegsjahren von ihm konzipierten Flaktürme in Berlin, Hamburg und Wien.
Jörn Düwel und Niels Gutschow gehen den spezifischen Merkmalen der Architektur von Tamms im Nationalsozialismus nach und beziehen Veröffentlichungen ein, in denen der Architekt sein Selbstverständnis kundtat.
Drei Jahre nach Kriegsende übernahm Tamms in Düsseldorf das Stadtplanungsamt. Maßgeblich prägte er in verschiedenen Rollen den Aufbau der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Dazu gehören auch die von ihm entworfenen Rheinbrücken.
Tamms gab sich in Düsseldorf Rechenschaft über sein Handeln. Düwel und Gutschow fragen nicht nur nach Kontinuitäten über den Nationalsozialismus hinaus bis in die Bundesrepublik, sondern heben den Einstellungswandel als Prozess heraus. Mühsam löste sich Tamms von vermeintlich ehernen Gewissheiten und strebte, so wie der Großteil der Profession, nach neuen »Gesetzmäßigkeiten«.
Wenngleich Friedrich Tamms hier im Mittelpunkt steht, erhellt dieses Buch
en miniature mehrere Facetten von Architektur und Städtebau der jüngeren konfliktreichen und widersprüchlichen Geschichte Deutschlands.
Aktualisiert: 2021-08-30
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Aktualisiert: 2021-07-29
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Im Frühjahr 1945 musste Rudolf Wolters als Architekt neu beginnen. Hinter ihm, dem engen Mitarbeiter des NS-Generalbauinspekteurs und späteren Rüstungsministers Albert Speer, lag ein überaus erfolgreiches Schaffen als Propagandist und Ausstellungsmacher im Zentrum nationalsozialistischer Macht. Obwohl seit fast 20 Jahren Architekt, hatte Wolters keine berufliche Praxis. Dennoch machte er sich nun mit einem Büro in seiner Vaterstadt Coesfeld selbstständig. Dort und in anderen Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens entfaltete er ein beachtliches Werk. Wie kaum ein anderes Architekturbüro setzte Wolters in der Region Westfalen Maßstäbe bei städtebaulichen, raumplanerischen und landesplanerischen Aufgaben im Wiederaufbau, ohne sich gedanklich vom Nationalsozialismus gelöst zu haben. Wenngleich er in der Bundesrepublik nicht in die Öffentlichkeit drängte, wandte er sich wiederholt in Veröffentlichungen grundlegenden Problemen der Architektur zu, wobei er konsequent an Positionen festhielt, die ihn seit den Dreißigerjahren als eherne Gewissheiten begleiteten. Jörn Düwel und Niels Gutschow dokumentieren Rudolf Wolters’ umfangreiches gebautes und geschriebenes Werk zwischen 1945 und 1978 in seiner wechselseitigen Verschränkung.
Aktualisiert: 2020-11-11
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Das Auswärtige Amt ist mehr als doppelt so alt wie die Bundesrepublik Deutschland. Das Ministerium wurde am 7. Januar 1870 gegründet, damals noch als Auswärtiges Amt des Norddeutschen Bundes. Seit dieser Zeit hat sich der Bautypus Botschaft von einer herrschaftlichen Repräsentanz zu einer komplexen Bauaufgabe entwickelt, die Auge, Ohr und Stimme der deutschen Außenpolitik ist. An den mehr als 200 Dienstorten werden Kanzlei, Konsulat und Residenz in Form von
Architektur sichtbar. Deshalb ist ein Botschaftsbau immer auch eine Visitenkarte Deutschlands. Diese Dokumentation erscheint anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Außenministeriums und präsentiert mehr als 150 Bauten, die den diplomatischen Missionen Deutschlands in der ganzen Welt einen baulichen Rahmen verleihen.
Ein besonderer Fokus liegt auf den aktuellen Rahmenbedingungen. Kein anderer Planungsparameter hat in den vergangenen Jahren so sehr die Gestaltung von Botschaftsbauten geprägt wie die materielle Sicherheit. Das stellt Architekten und Bauherren gleichermaßen vor ein Dilemma, galt es doch viele Jahre, die demokratischen Grundwerte durch scheinbar offene Gebäude und eine transparente Erscheinung zu verkörpern. Mehr denn je gilt heute: Ein Botschaftsgebäude ist – baulich betrachtet – eine Festung, auch wenn seine Funktion in der Welt der Diplomatie genau das Gegenteil verkörpert. Doch inwieweit kann Weltoffenheit überhaupt eine architektonische Kategorie sein?
In "Architektur und Diplomatie" fassen die Autoren Jörn Düwel und Philipp Meuser die Geschichte der deutschen Diplomatie von 1870 bis heute zusammen und präsentieren die ganze Bandbreite dieser besonderen Form deutscher Regierungsbauten in aller Welt.
Aktualisiert: 2020-07-01
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Das 20. Jahrhundert begann mit einer vernichtenden Klage gegen die Großstadt: Sie sei grenzenlos und unübersichtlich, chaotisch und ungeordnet. Der Großstädter sei haltlos; er fühle sich ungeborgen und nicht sesshaft – deshalb die allgemein akzeptierte Forderung, die Stadt von Grund auf zu erneuern (»Gesundung des kranken Stadtkörpers«) oder gar aufzulösen. Wohl bedachte Beglückungsstrategien von Stadtplanern und Architekten zielten darauf, die überkommene Stadt durch eine bessere zu ersetzen. Dabei ging es nicht nur um neue Räume, sondern vor allem um andere soziale Ordnungsmuster.
Im Rückblick ist nicht zu übersehen, dass die Umsetzung dieser Versprechen zum unbedingten Glück immer wieder an den Realitäten scheiterte. Erst im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts setzte sich allmählich die Erkenntnis vom hohen kulturellen und sozialen Wert der bestehenden Stadt durch. Diese widersprüchliche und kontrastreiche Entwicklung der Stadt sowie die Ideengeschichte des Städtebaus werden im Spiegel der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung
zwischen 1922 und 1975 entfaltet – von den Anfängen in der Weimarer Republik über ihre Rolle und Funktion in der Zeit des Nationalsozialismus bis zu ihrem Wirken in der Bundesrepublik.
Aktualisiert: 2023-01-26
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Kein anderes Ereignis hat Lübeck in der jüngeren Geschichte mehr geprägt als die Luftangriffe im März 1942. Erstmals galten die Bombardements der Alliierten im Zweiten Weltkrieg keinem militärischen Ziel, sondern richteten sich gegen die Stadt selbst. Während in den von Deutschen verwüsteten Städten noch vor Ende des Kriegs eine Planungseuphorie einsetzte, verharrte die Stadt Lübeck in einer Art Schockstarre. Schon die unmittelbare Berichterstattung nach den Luftangriffen rückte den Verlust des nationalen Kulturerbes in den Vordergrund. Diese Wahrnehmung spielt noch heute eine maßgebliche Rolle. Jede Erzählung über die Zerstörung beginnt mit den Luftangriffen der Royal Airforce und konzentriert sich deshalb auf die Altstadt. Unbeachtet bleiben somit die für Zwangsarbeiter und nach Kriegsende für die Unterbringung der Vertriebenen genutzten Lager und der spätere Siedlungsbau außerhalb des Stadtkerns. Anhand ausgewählter Dokumente sowie zahlreicher historischer und aktueller Bilder erläutern die Autoren eine umfassende Planungsgeschichte der Stadt. Sie zeigen die Standorte der Lager für Zwangsarbeiter, Vertriebene und Flüchtlinge, die auch im Gedächtnis der Stadt keine Spuren hinterlassen haben. Neben ersten Entwürfen zum Aufbau der Altstadt werden mit Fotos und Plänen die Lager und Siedlungen gezeigt, die zur neuen Heimat von etwa 90.000 Vertriebenen wurden, ohne dass sie in der geistigen Lebensform der heutigen Stadt präsent sind.
Bei dieser Publikation handelt es sich um die Neuauflage des bereits 2013 erschienenen Titels. In den aktuellen Debatten über Flüchtlinge, bezahlbaren Wohnraum und die Konzerngeschichte der Neuen Heimat setzt das lange Zeit vergriffene Buch einen weiteren Impuls.
Aktualisiert: 2020-05-05
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Mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg werden meist Siedlungen und Stadtlandschaften verbunden. Doch es hat in dieser Zeit auch im Ruhrgebiet eine Richtung gegeben, die einer explizit urbanen Vorstellung folgte. Diese meist aus den Stadterweiterungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts hervorgegangenen Quartiere, bestehend aus Straßen, Plätzen und Blockrandbebauung mit einer Funktionsmischung, waren nach dem Krieg zwar vielfach stark beschädigt, jedoch keineswegs ausgelöscht. Als dichte, gemischte Stadtquartiere wiederaufgebaut, prägen sie noch heute die Struktur vieler Ruhrgebietsstädte entscheidend. Sie stehen für einen absichtsvoll normalen Städtebau, der hier erstmals mit Texten namhafter Experten und Fotografien von Matthias Koch präsentiert wird.
Aktualisiert: 2020-05-05
Autor:
Alexandra Apfelbaum,
Christine Beese,
Benedikt Boucsein,
Jörn Düwel,
Gudrun Escher,
Hans H Hanke,
Michael A Kanther,
Matthias Koch,
Harry Schöpke,
Wolfgang Sonne,
Yasemin Utku,
Franziska Wiegand,
Regina Wittmann
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In den vergangenen rund 200 Jahren hat Hamburg sein Gesicht radikal verändert. Anstelle der beinahe spurlos ausradierten mittelalterlichen Handelsstadt steht heute eine moderne Metropole. Der Architekturführer Hamburg zeichnet die städtebauliche und architektonische Entwicklung der Hansestadt nach. Der Fokus auf den Stadtkern ermöglicht dabei eine genaue und detaillierte Betrachtung. Angelegt für praktische Ortserkundungen, stellen acht Spaziergänge rund 350 herausragende, typische oder alltägliche Einzelobjekte vor, die in übergeordneten städtebaulichen Exkursen eingeordnet und in einen Zusammenhang gestellt werden. Historische Fotos sowie umfangreiches Planmaterial illustrieren die Stadtentwicklung – vom Wiederaufbau nach dem Großen Brand bis zum Bau der HafenCity.
• Mönckebergstraße
• Passagenviertel
• Hafenrand
• Östlicher Wallring
• Westlicher Wallring
• HafenCity
• IBA 2013
• Tierpark Hagenbeck
Aktualisiert: 2021-02-11
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Aktualisiert: 2021-02-16
Autor:
Jasper Cepl,
Philipp Dechow,
Jörn Düwel,
Frank Fietz,
Saskia Göke,
Stimmann Hans,
Paul Kahlfeldt,
Arno Lederer,
Christoph Mäckler,
Ivan Reimann,
Christoph Sattler
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Im Sommer 1943 wurden weite Teile Hamburgs durch Luftangriffe zerstört.
Ein Feuersturm forderte zahllose Opfer und vernichtete ganze Stadtgebiete.
Viele Architekten und Städtebauer trauerten jedoch weder in Hamburg noch anderswo: 'So kalt und berechnend, so verständnislos, soviel Schmerz und Kummer bereitend die Vorstellung auch sein mag, der Städtebauer möge es sagen dürfen – dieses Werk der Zerstörung wird Segen wirken.' Einschätzungen wie diese waren weit verbreitet unter Architekten, die die Zerstörung als einzigartige Chance begriffen, den 'steinernen Moloch Großstadt' zu überwinden.
Der Kunsthistoriker Jörn Düwel (geboren 1965 in Rostock) und der Architekt und Bauhistoriker Niels Gutschow (geboren 1941 in Hamburg) beleuchten den Zusammenhang von Zerstörung und Städtebau. Am Beispiel Hamburgs erhellen sie mit hier erstmals veröffentlichten Photos von ausgebrannten Häusern, Dokumenten und Plänen eine wenig beachtete, ja oft beschwiegene Stadtbaugeschichte.
Dem Band sind zwei großformatige historische Karten der Zerstörung beigelegt.
Aktualisiert: 2020-01-06
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Die berufliche Perspektive in Deutschland war 1932 für den Architekten Rudolf Wolters aussichtslos. Lediglich ein Angebot aus der Sowjetunion hatte ihm Arbeit in Aussicht gestellt. Im Mai 1932 reiste er mit einem Vertrag des Volkskommissariats für Verkehrsfragen in Moskau als Experte für den Entwurf von Fernbahnhöfen in die Sowjetunion. Ein Jahr lang arbeitete er hauptsächlich in Sibirien. Nur wenige Monate nach seiner vorzeitigen Rückkehr im Frühjahr 1933 veröffentlichte Wolters diesen Reisebericht über seine Eindrücke im ersten sozialistischen Staat. Er beschreibt die Ambivalenz von Realität und Hoffnung sowie der Erkenntnis vom frühen Scheitern einer Idee, die Menschen zerbrach und vernichtete. Seine Schilderungen sind jedoch keine hochmütig hämische Abrechnung, sondern eine genaue Beobachtung von Propaganda und gesellschaftlichen Strukturen. Rudolf Wolters war einer von mehreren Tausend ausländischen Spezialisten, die zu Beginn der Dreißigerjahre in die Sowjetunion geholt wurden, um die Rückständigkeit gegenüber dem Westen im Eiltempo aufzuholen. Doch nur Wolters machte seine persönlichen Erfahrungen öffentlich. In den Folgejahren wurde er zum engsten Mitarbeiter seines ehemaligen Studienfreunds Albert Speer und damit zu einem einflussreichen Architekten im Arbeitsstab von Adolf Hitler. Das Buch war zum Zeitpunkt seiner Erscheinung 1933 ein Erfolg. Die Neuausgabe ist ein Dokument – ein Dokument der frühen Dreißigerjahre in der UdSSR, jener Phase großer Umbrüche in Gesellschaft und Kultur.
Aktualisiert: 2023-01-26
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Dieser Band thematisiert ein unbequemes Kapitel deutscher Geschichte. Während Deutschland Krieg führte, wurde die Ausstellung "Neue Deutsche Baukunst" zwischen 1940 und 1943 in mehreren europäischen Großstädten mit großem Erfolg gezeigt. Die aufwendige Schau demonstrierte einen selbstbewussten Machtanspruch: Das nationalsozialistische Deutschland reklamierte damit im Rahmen einer Kulturkampagne seine Führung in Europa. Es unterstrich, erst der Nationalsozialismus habe einen Neuanfang in Architektur und Stadt möglich gemacht. Zugleich sollte diese erste umfassende Leistungsbilanz Vorbildliches für das zukünftige Bauen zeigen. Die Ausstellung war für die vorliegende Studie der Auslöser. Anhand umfangreicher, bislang unveröffentlichter Materialien zeichnen die Autoren ihre unmittelbare Entstehungs- und Wirkungsgeschichte nach. Sie beschreiben die Akteure und geben dem Thema selbst Raum: Was verstand man unter neuer deutscher Baukunst? Auf welche Vorbilder berief man sich, was waren die Ziele? Inwieweit waren Texte und das gesprochene Wort mit den architektonischen Entwürfen vereinbar?
Aktualisiert: 2022-04-27
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„Ein seltsam glücklicher Augenblick“, mit diesen Worten charakterisierte der legendäre Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher (1869 – 1947) den Großen Brand in Hamburg 1842. Er bedauerte jedoch nicht den Verlust der Altstadt durch das Feuer, sondern hob die einmalige Gelegenheit hervor, die Hamburg zu einer beispiellosen Modernisierung genutzt hatte. Eine erneute Katastrophe widerfuhr Hamburg 1943, als die Metropole durch Bombenangriffe in einem ungeahnten Ausmaß zerstört wurde. Wiederum sahen die Städtebauer eine einmalige Gelegenheit, die Stadt nach modernen Erfordernissen neu zu errichten. Anhand teilweise noch unveröffentlichter Dokumente erläutern die Autoren den Zusammenhang von Zerstörung und Städtebau, fokussiert auf das der Katastrophe unmittelbar folgende Planen und unter Berücksichtigung von Planungen anderer europäischer Länder im Zweiten Weltkrieg.
Aktualisiert: 2023-01-26
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