Watteaus Pilgerfahrt zur Insel der Liebe

Watteaus Pilgerfahrt zur Insel der Liebe von Elias,  Norbert, Korte,  Hermann, Welker,  Andrea
Watteaus Pilgerfahrt zur Insel der Liebe Zu den berühmtesten Bildern Antoine Watteaus gehört ein Gemälde im Louvre, das weithin unter dem Namen »L'embarquement pour l'isle de Cythere« bekannt ist. Es gibt zwei andere Versionen dieses Bildes von Watteau, eine davon in Berlin. Angeregt durch Theaterstücke und vielleicht auch durch Ballette hat ihn das Thema dieser Liebesinsel offenbar beschäftigt – ihn und seine Zeitgenossen. Diese drei Bilder gehören zu den malerischen Darstellungen einer Utopie. Aber es handelte sich bei dem modernen Mythos von der Fahrt zur Liebesinsel nicht um eine Utopie berufstätiger Schichten, die sich eine zukünftige bessere Gesellschaft ausmalten, sondern um eine Utopie nach dem Geschmack eines vorwiegend höfischaristokratischen Publikums, das von der Berufsarbeit zum Lebenserwerb weitgehend freigesetzt war. Es hatte daher auch mehr Zeit für die Beschäftigung mit menschlichen Zwängen wie dem der Liebe und für gesellschaftliche Wunschträume, die um dieses Thema kreisten. Zu ihnen gehörte der Wunschtraum von dem einfacheren Leben eleganter Schäfer und Schäferinnen, der gelegentlich mit dem von der Insei der Liebesgöttin verschmolz. Aber der letztere hatte zugleich auch von langer Hand als eine Art von kollektiver Utopie sein eigenes Schicksal, seine eigene Funktion und Gestalt. Die Insel Kythera war schon sehr früh, wohl schon seit dem dritten Jahrtausend die Kultstätte einer großen Gottheit. Nordwestlich von Kreta gelegen in Sichtweite des Peloponnes, mag sie frühen Seefahrern als willkommener Ankerplatz gedient haben. Sie scheuten sich damals vor dem offenen Meer, fuhren lieber soweit es nur ging an den Küsten entlang von Insel zu Insel. Seefahrer trugen dann wohl den Ruhm der wundertätigen Göttin auf der Insel Kythera in die Weite. Um deren Gunst mag man sich damals nach altem Brauch mit Tieropfern, wenn nicht mit Menschenopfern, bemüht haben, und vielleicht auch durch Vermittlung von jungen Priesterinnen, die hilfesuchenden Fremden ihre Liebe gaben – gegen angemessene Geschenke, die alte Form der Bezahlung. Heute spricht man von Tempelprostitution. Aber auch Götter samt ihren Priestern und Priesterinnen mußten leben. Ausgrabungen auf der Insel Kythera sind noch im Gange. Sicherlich befand sich dort eine sehr alte Kultstätte mit weiten Verbindungen. Bereits im Zeitalter des Pyramidenbaus hatte sie Beziehungen zu einer Kultstätte Ägyptens. Eine babylonische Inschrift aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends scheint eine Bitte für das Leben eines mesopotamischen Königs zu enthalten. Herodot berichtet von einem phönizischen Heiligtum auf der Insel Kythera. In klassischer Zeit existierte dort ein Kultzentrum der Aphrodite. Sie ist erwähnt in einer uns überlieferten Mitteilung des alten Pausanias. Diese Mitteilung war möglicherweise verantwortlich dafür, daß über die Jahrtausende hin die Vorstellung von der Insel Kythera als einem Ort der Wallfahrt zur Göttin der Liebe zu uns gelangte. An die Stelle der realen Kultstätte trat nun das Bild der Insel Kythera als Symbol einer imaginären Kult-Stätte der Liebe, zu der die jungen Paare pilgerten; sie wurde zum Symbol eines Wunschbildes, einer säkularen Utopie. Watteaus Bild ist deren Spiegelung. Es gibt vielerlei Zeugnisse für die eigentümliche Kontinuität, die das ferne Altertum mit unserer Zeit verbindet. Watteaus Bild ist ein Zeugnis für diesen Zusammenhang und zugleich für den Wandel. Die rauhere Wirklichkeit wird zu einem wunderschönen und vergleichsweise sanften Bild. Die Kultstätte der furchterregenden und heilver-sprechenden Liebesgöttin verwandelt sich in das Traumbild einer Stätte, zu der Liebespaare pilgerten, um die Freuden der Liebe ohne ihre Schmerzen zu erleben. Aber selbst hier verband sich mit dem Bild der Liebesinsel noch ein Anflug von Furcht, noch das Gefühl einer Gefahr. In Frankreich wie in Italien gab es eine alte Tradition von der schwierigen Fahrt, die den Reisenden nach der Insel der Liebesgöttin bevorstand. Oft entschwand sie wieder, wenn man glaubte, schon nahe am Ziel zu sein. Mag sein, daß Watteau etwas von dieser Tradition wußte. (…)
Aktualisiert: 2020-05-18
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Mozart

Mozart von Elias,  Norbert, Schroeter,  Michael
Anläßlich des Vorabdrucks dieser »Soziologie eines Genies« hieß es in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«: »... ein überaus lesbares Buch, in dem Elias mit erzählerischer Anschaulichkeit Antworten gibt auf die Frage, wie ›das Genie Mozart‹ zustande kommen konnte. Er erhellt die inneren Antriebe und die äußeren Einflüsse: die Beziehung zum Vater, das nie gestillte Liebesbedürfnis, das Ringen um Anerkennung und die Konflikte eines bürgerlichen Künstlers in einer höfischen Gesellschaft, der sich dem Verhaltenskanon und den Schaffenszwängen eines angestellten Hofmusikers nicht unterwerfen will. Vor allem anhand der Jahre um 1781 zeigt Elias die sozialen Konflikte eines Genies in einer Gesellschaft, die den Geniebegriff noch nicht kannte.«
Aktualisiert: 2023-03-28
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Studien über die Deutschen

Studien über die Deutschen von Elias,  Norbert, Schroeter,  Michael
Es wäre eine schöne Aufgabe, schreibt Norbert Elias, »die Biographie einer Staatsgesellschaft zu schreiben. Denn wie in der Entwicklung eines Einzelmenschen Erfahrungen einer früheren Zeit in der jeweiligen Gegenwart fortwirken, so auch in der Entwicklung einer Nation. Die Studien über die Deutschen versammeln den Großteil seiner eigenen Beiträge zu einer solchen »Biographie« Deutschlands, jeweils konzentriert auf die wilhelminische Gesellschaft, die Weimarer Republik, den Hitlerstaat und die Bundesrepublik.Charakteristisch für den Autor von über den Prozeß der Zivilisation ist auch hier die Zusammenschau von Vorgängen der Staatsbildung und der Bildung sozialer Persönlichkeitstrukturen der Individuen. Der Blick für die Besonderheiten deutscher Entwicklungen wird geschärft durch Vergleiche mit Entwicklungen in anderen Ländern. Durchweg bemüht ich Elias, die jeweils beobachteten Gegebenheiten im Kontext sowohl langfristiger Prozesse als auch der Machtverhältnisse verschiedener Gruppen innerhalb der Gesellschaft zu sehen. Innerstaatliche werden in der Verflochtenheit mit zwischenstaatlichen Ereignissen analysiert. Immer wieder bewegt sich die Gedankenführung hin und her zwischen den Ebenen der empirischen Detailuntersuchung und der theoretischen Reflexion. Jeder einzelne der Beiträge ist so ein Zeugis für das hohe Syntheseniveau des Eliasschen Denkens.Wenn man nach einem gemeinsamen Grundmotiv in all diesen Beiträgen sucht, so findet man es vielleicht in der Frage nach den spezifisch deutschen Traditionen, die den Ausbruch der Barbarei in der Nation von Goethe, Schiller und Kant möglich gemacht haben (und wieder möglich machen könnten).
Aktualisiert: 2023-03-28
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Gesammelte Schriften in 19 Bänden

Gesammelte Schriften in 19 Bänden von Elias,  Norbert, Kunze,  Jan-Peter
Die Wirkungsgeschichte von Norbert Elias setzte erst spät, dafür um so nachhaltiger ein. Sein Hauptwerk Über den Prozeß der Zivilisation, entstanden in den dreißiger Jahren, wurde erst nach der Neuauflage von 1969 in seiner Bedeutung wahrgenommen und avancierte schließlich zu einem der meistgelesenen soziologischen Bücher der Gegenwart. Studien wie Die höfische Gesellschaft gehören zu den Klassikern ihres Genres. Die Ausgabe der Gesammelten Schriften vereinigt nicht nur die zu Lebzeiten erschienenen Monographien und Aufsätze, sondern präsentiert zudem eine Vielzahl bisher unbekannter und hier erstmals edierter oder übersetzter Schriften. Sämtliche bereits zuvor publizierte Texte wurden erneut durchgesehen und korrigiert. Jeder Band enthält ein ausführliches Register und eine editorische Notiz. Mit dem Gesamtregisterband findet die Ausgabe ihren Abschluß und ist nun vollständig in 19 Bänden lieferbar.
Aktualisiert: 2021-03-16
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