Göran Gnaudschun fotografierte von 2010 bis 2013 die Szene auf dem Berliner Alexanderplatz, die aus Gestrandeten und Ausreißern besteht, aus Obdachlosen, Randexistenzen und Selbstdarstellern. Viele nehmen Drogen, alle trinken. Der Alexanderplatz ist für sie eine Art zu Hause. Sie entkommen so der Vereinsamung und holen sich ihren Teil Geborgenheit, wobei Zärtlichkeit und Gewalt eng beieinander liegen. Gnaudschun war vor Ort, baute Kontakte auf, um Portraits und situative Aufnahmen zu machen, um Interviews zu führen und Erlebtes in eigenen Texten zu verdichten.
Aktualisiert: 2023-05-23
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Gehobene Hotels haben verschiedene Zimmerkategorien. Der beruflich Vielreisende wohnt in einem Viersterne-Hotel in der Business Class. Aus der Kontinuität dieser Kurzaufenthalte entsteht eine Art Haßliebe gegenüber dieser scheinbar perfekten Welt, der er sich auch dauernd unterordnen muß. In unbeobachteten Momenten öffnet sich ein nicht mehr kontrollierbares Triebfenster und es kommt zu Zwangshandlungen. Es bricht eine Art Dekonstruktivismus aus.Die Zwangsvorstellung führt von der anfänglichen Mitnahme von Seife, Handtuch und Bademantel zu extremeren Formen, wie der Demontage und Mitnahme auch sperriger Gegenstände, wie Telefon, Bettzeug, Beleuchtung und mehr.
Der Business Man wird in seinem immer extremer werdenden neurotischen Verhalten zum Dieb.
Aktualisiert: 2021-06-29
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Ein Gemeinschaftsprojekt von FOTOHOF und Salzburger Freilichtmuseum
Auf Anregung von Michael Weese, Direktor des Freilichtmuseums, und anlässlich 40 Jahre FOTOHOF setzten sich 15 FotokünstlerInnen aus dem engeren Kreis der Galerie mit zwei Bildarchiven im Besitz des Salzburger Freilichtmuseums auseinander. Die daraus entstandenen Arbeiten zeigen einen umfassenden Blick auf Salzburg und eine zeitgenössische künstlerische Verwendung des Mediums Fotografie.
Die Basis sind zwei umfangreiche historische Bildkonvolute mit zusammen über 11.400 Fotos, die sich mit historischer bäuerlicher Kultur, Lebens- und Arbeitsweisen beschäftigen. Eines davon geht auf Kurt Conrad (1919−1994), Gründer und erster Direktor des Freilichtmuseums zurück; das andere auf den Salzburger "Lichtbildner für Landschaft, Gewerbe und Industrie" Bruno Kerschner (1897−1965).
Die beiden Kuratoren Rainer Iglar und Michael Mauracher konzipierten und betreuten das Projekt inhaltlich. In mehreren intensiven Sitzungen wurde aus beiden Bildkonvoluten eine Anzahl von etwa 400 Bildern ausgesucht und damit ein repräsentatives Konzentrat beider Bildarchive geschaffen.
Die Arbeiten reflektieren die Themen: Haus und Inventar, Bauernhaustypologien, Siedlungs- und Landschaftsformen, bäuerliche und handwerkliche Arbeit, Industrie, Brauchtum und alpiner Raum.
Dieses Fotomaterial diente den FotografInnen als Inspirationsquelle für ihre Projekte. Anna Aicher zeigt Jugendliche im Kontext von Brauchtumsgruppen; Katrin Froschauer und Valentin Backhaus nehmen die Orte der Gemeindepolitik in den Blick; Reinhart Mlineritsch zeigt eine langjährig angelegte Familienchronik; Andrew Phelps, Sebastian Albert und Nadine Weixler widmen sich städtebaulichen Entwicklungen, speziell dem Einfamilienhaus und den Ortskernen; entlang der Tauernautobahn entstanden die Fotografien von Birgit Sattlecker; Mitzi Gugg, Stefanie Pirker und Motahar Amiri dokumentieren bäuerliches Leben auf Höfen in Stadtnähe; Kurt Kaindl und Herman Seidl fotografierten Industriebetriebe und ihre MitarbeiterInnen; Peter Schreiner analysiert die Politik der Bilder durch die Nachbearbeitung von Archivmaterial und Elisabeth Wörndl zeigt archaische Naturbilder aus dem Nationalpark Hohe Tauern im Kontext von Klimawandel und seiner Erforschung.
Aktualisiert: 2021-07-01
Autor:
Anna Aicher,
Sebastian Albert,
Motahar Amiri,
Valentin Backhaus,
Katrin Froschauer,
Mitzi Gugg,
Rainer Iglar,
Kurt Kaindl,
Michael Mauracher,
Reinhart Mlineritsch,
Andrew Phelps,
Stefanie Pirker,
Birgit Sattlecker,
Peter Schreiner,
Herman Seidl,
Michael Weese,
Nadine Weixler,
Elisabeth Wörndl
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Cora Pongracz zählt zu den bedeutendsten Fotografinnen Österreichs ihrer Generation. Sie setzt sich vornehmlich mit der Darstellung von Menschen auseinander. In ihren Arbeiten bringt sie den Faktor Zeit als ein flüchtiges, transitorisches Moment ein, das sie durch das Prinzip der Serie verstärkt. Eine Person wird in verschiedenen Aufnahmen, Phasen eines Austauschs mit der Fotografin, festgehalten, wobei Pongracz sich selbst zurücknimmt, die Interaktion eher zwischen der Kamera und den Abgebildeten abzulaufen scheint. In dem Prozess der Öffnung, den Pongracz hier in Gang setzt, macht sie deutlich, dass das Abbild einer Person immer fragmentarischen Charakter hat, ein Konstrukt ist. Pongracz fotografiert Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld, das in den 60er und 70er Jahren die Wiener Kunst- und Literaturszene war.
Aktualisiert: 2021-05-15
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Mit persiflierender Pin-Up-Ästhetik tritt die Künstlerin in verschiednen Rollen, wie etwa der Bauchtänzerinnen, AIDA-Serviererinnen, Südseeschönheiten und Machomännern auf. Alle vorkommenden Personen (mit Ausnahme der Januar- und Dezember-Collagen) werden von der Künstlerin selbst gespielt und inszeniert. Der Titel bekommt dadurch eine gewollte halbironische Note, denn jegliche Paare innerhalb des Kalenders sind ein und die selbe Person.
Inhaltlich kreisen die performativen, inszenierten Fotoarbeiten neben dem sexuellen Begehren um die Auslotung möglicher Identitäten zwischen Traum und Fiktion und andererseits real bestehenden gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen.
Aktualisiert: 2021-05-14
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Dieses Buch ist ein Entdeckungsreise an einen unbekannten Ort, hin zu den Menschen, die hier leben: die Brigittenau. Etwas abseits, ist der 20. Gemeindebezirk selbst vielen Wienern kaum vertraut – vielleicht weil er auf den ersten Blick nichts Spektakuläres, nichts Außergewöhnliches vorzuweisen hat. Vor 120 Jahren auf einem den Donausümpfen abgerungenen Gebiet gegründet, kam der ehemalige Arbeiter- und heutige Zuwandererbezirk nie so recht über sein Image als beiläufige „Wiener Vorstadt“ hinaus. Auf den zweiten Blick jedoch offenbart sich zwischen breiten Magistralen, weitläufigen Mietskasernen, aufgelassenen Industriearealen und verschwiegenen Uferwegen eine überraschende Vielfalt an Charakteren. Über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg hat Christopher Mavrič mit seiner analogen Mittelformat-Kamera spontane Begegnungen mit Bewohnerinnen und Bewohnern des Zwanzigsten und ihr Lebensumfeld dokumentiert. Allesamt in einem einzigen Bild festgehaltene Kurzgeschichten, in denen die Porträtierten, mal lauter, mal leiser, Auskunft über sich selbst geben.
Aktualisiert: 2021-05-15
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Im Auftrag von Salzburg Museum und der Stadt Salzburg, Abteilung Kultur, Bildung, Wissen
Die Publikation widmet sich künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum der Stadt Salzburg von den späten 1940er- bis zu den frühen 1970er-Jahren. Als vielgestaltige Beispiele von Kunst in der Stadt sind die meisten Werke symptomatischer Ausdruck von formalen und ästhetischen, ikonografischen und programmatischen sowie funktionalen und intentionalen künstlerischen Reaktionen auf bestimmte Orte sowie konkrete Aufträge, Auslobungen und Wettbewerbe. Gleichzeitig macht das Buch auch den Unterschied zwischen der Existenz, Präsenz und Sichtbarkeit der Kunstwerke der Stadt deutlich. Sie gehören zum Stadtbild, ohne tatsächlich als Beitrag zur Kultur der Stadt wahrgenommen zu werden. Viele verschwinden spurlos und oftmals unbemerkt. In diesem Sinne ist das Buch „Kunst im Stadtraum“ nicht nur eine Dokumentation, sondern auch ein Projekt der Sichtbarmachung und des Diskurses über die Gegenwart eines Kapitels der jüngeren Kunstgeschichte in Salzburg.
Aktualisiert: 2023-04-18
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[Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung „pimp your collection: cars you drive me art” von 10. November 2011 bis 5. Februar 2012 im Gotischen Zimmer der Landesgalerie Linz am Oberösterreichischen Landesmuseum.
Mit Beiträgen von Martin Hochleitner, Stefanie Hoch, Susanne Hofbauer, Matthias Aschauer, Bernhard Fuchs, Torsten Hattenkerl, Haubitz+Zoche, Norbert W. Hinterberger, Rainer Iglar, Johanna Kirsch, Hannes Langeder, Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer, Barbara Musil, Arnold Odermatt, Ahmet Ögüt, Peter Piller, PRINZGAU/podgorschek, Ricarda Roggan, Peter Sauerer, Herman Seidl, Alfred Seiland, Günther & Loredana Selichar, Roman Signer, Peter Sommerauer, Anna Witt & Klaus Dieter Zimmer]
Die vorliegende Publikation ist ein „Fahrtenbuch“ zu ausgewählten künstlerischen Arbeiten, die das Thema „Auto“ verbindet. Geprägt von der Einbettung in literarische und filmische Kontexte vermittelt das Auto vor allem seit seiner Behandlung durch die Pop Art in den 1960er Jahren einen Topos zwischen Alltagskultur und Fetischisierung, der von zahlreichen KünstlerInnen mit unterschiedlichsten Konzepten aufgegriffen wird.
Aktualisiert: 2022-01-20
Autor:
Matthias Aschauer,
Bernhard Fuchs,
Torsten Hattenkerl,
Haubitz+Zoche,
Norbert W Hinterberger,
Stefanie Hoch,
Martin Hochleitner,
Susanne Hofbauer,
Rainer Iglar,
Johanna Kirsch,
Hannes Langeder,
Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer,
Barbara Musil,
Arnold Odermatt,
Ahmet Ögüt,
Peter Piller,
PRINZGAU/podgorschek,
Ricarda Roggan,
Peter Sauerer,
Herman Seidl,
Alfred Seiland,
Günther & Loredana Selichar,
Roman Signer,
Peter Sommerauer,
Anna Witt,
Klaus Dieter Zimmer
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Springs Fotos entstanden in privaten Haushalten wärend des "Public-Space-Project“ in Salzburg – Lehen. Er besuchte 60 unterschiedliche Wohnungen. Spring gab den Personen seine Kamera in die Hand und jeder machte 12 Bilder von der eigenen Ausstattung. Unteranderem wurden Badezimmer, Garderoben, Pflanzen, Wohn und Schlafzimmer,… fotografiert. Über 700 Fotografien umfasst diese Kunstkollektion von Gerhard Spring.
Aktualisiert: 2021-06-06
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Göran Gnaudschun fotografierte von 2010 bis 2013 die Szene auf dem Berliner Alexanderplatz, die aus Gestrandeten und Ausreißern besteht, aus Obdachlosen, Randexistenzen und Selbstdarstellern. Viele nehmen Drogen, alle trinken. Der Alexanderplatz ist für sie eine Art zu Hause. Sie entkommen so der Vereinsamung und holen sich ihren Teil Geborgenheit, wobei Zärtlichkeit und Gewalt eng beieinander liegen. Gnaudschun war vor Ort, baute Kontakte auf, um Portraits und situative Aufnahmen zu machen, um Interviews zu führen und Erlebtes in eigenen Texten zu verdichten.
Aktualisiert: 2021-05-22
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Im Oktober 2001 war ich auf der Suche nach einer Wohngelegenheit und fand etwas im obersten Stockwerk jenes Hauses. In den unteren Geschossen befanden sich Therapiepraxen, während ganz oben einige Substandard Zimmer mit Gemeinschaftstoilette am Gang waren. Ich wohnte bereits ein Jahr hier, als unsere Bekanntschaft über das bloße Grüssen und Einkaufstaschen hinauftragen hinausging. Meine beiden Zimmernachbarn brachten mir von vornherein eine große Herzlichkeit und Offenheit entgegen, und sie waren völlig normal, keine Freaks oder so. So wars auch oft sehr gemütlich drüben zu sitzen, sich zu unterhalten, fernzusehen, Bier zu trinken.
Ich wurde eingeladen an Ihrem Leben teilzunehmen, an einer mir unbekannten Welt, und das ohne Vorbehalte, die Bilder zu machen stand nie zur Frage, ich war einfach der Junge der Fotos macht. Viele Fotos. Der Zustand des Raumes war jener seines Bewohners, er war nicht mehr zu retten. So im Sommer2003 war es dann als ich ihn von einem Schlaganfall getroffen, in seinen Exkrementen liegend, am Boden seines Zimmers auffand.
Sein Zimmer wurde daraufhin auch gleich geräumt, es war klar, das er es hier nicht mehr alleine schafft. Aber er erwies sich als harter Knochen, Unkraut verdirbt nicht, wie er diese Kurve gekriegt hat ist erstaunlich.
Wir treffen uns noch gelegentlich, ich besuche ihn in seinem neuen Zimmer, und sie in ihrem alten, manchmal schaut auch er bei ihr vorbei.
Ich bin sehr dankbar diese beiden Menschen zu kennen.
Aktualisiert: 2021-06-06
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Torsten Hattenkerls Künstlerbuch „Autoportraits“ versammelt Fotografien, die insgesamt 37 Personen einzeln vor ihren Fahrzeugen stehend zeigen. Diesem in sich einfachen Konzept, Menschen, Objekte und Orte zu einer potentiellen Aussage über individuelle Persönlichkeit zu kombinieren, stellt Hattenkerl ein subtiles und genaues Arrangement von Posen und eine Bildgestaltung entgegen, die nichts mit der Oberflächlichkeit oft gesehener Arbeiten über Automobile im Sinne von „geilen Karren“ haben. Vielmehr werden die Vielschichtigkeit menschlicher Lebensentwürfe und das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen Portraitierten, Autor und Betrachtern in den Fotografien und dem begleitenden Text des Psychoanalytikers Stefan Nagel thematisiert und reflektiert.
Aktualisiert: 2021-07-03
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Katrina Daschners künstlerische Praxis ist geprägt von Performance-Strategien, sei es in Form von Live-Auftritten oder als integrativer Bestandteil ihrer Foto- und Videoarbeiten. Die nun in Buchform vorliegenden Fotoessays thematisieren vorwiegend Sexualität, Gewalt, gender culture und die Fragestellung der Dekonstruktion des Subjektes.
Aktualisiert: 2018-02-27
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Aus seinem ungeheuren Archiv hat Leitner 455 Bilder ausgewählt, die in Städten und Dörfern rund um den Globus entstanden sind. Das Buch ist als Künstlerbuch angelegt – siehe auch Leitners Statement im Anhang – und steht in der Tradition der radikalen Fotobücher des 20. Jahrhunderts, die das Medium Fotobuch jeweils neu denken und weiterentwickeln. Die weit verbreitete Betrachtungsweise für Fotobücher – nämlich als Daumenkino von hinten nach vorn – empfiehlt sich für „Städte, Episoden“ nicht: Zu unterschiedlich ist die Seitengestaltung, zu zahlreich die Bilder, und dazu 455 Bildunterschriften.
Leitners neues Buch kann wie „Kunst und Leben“ als Roman, oder aber auch als konkreter Gedichtband mit fotografischen Mitteln gelesen werden.
Wie in einem naturwissenschaftlichen Werk, in dem jeder Gegenstand exakt beschrieben wird, ist auch in „Städte, Episoden“ jedes Bild mit einer präzisen Bildlegende verknüpft.
Leitner bevorzugt statt „Bildtitel“ den Begriff „Legende“: Seine Fotografien erzählen Geschichten, persönliche autobiographische oder ganze Weltgeschichten. Die Titel sind im neuen Buch nun erstmals unmittelbar bei den Bildern, manchmal sogar in die Ränder der Bilder integriert. Meist handelt es sich um genaue Orts- und Zeitangaben, die die oft wie entrückt in gleißendem Licht erstrahlenden Gegenstände auf den Fotografien mit konkreten Punkten in der Geographie und in der Chronologie verbinden.
Roland Barthes hat in seiner Analyse die Fotografie als verstörend realitätsmächtiges Medium bezeichnet - jedes fotografische Bild ist ja gleichsam durch ein silbernes Band, wie es Susan Sontag formuliert hat, tatsächlich mit seinem abgebildeten Gegenstand verbunden. Barthes spricht vom „So ist es gewesen“, um darauf hinzuweisen, dass sich in jeder Fotografie eine Spur des Realen befindet – fixiert im Foto zu einem bestimmten vielleicht weit zurückliegenden Zeitpunkt. Dieses Verstreichen der Zeit, das jede Fotografie als Quintessenz zum Thema hat – und dessen ist sich Leitner ganz unsentimental bewusst – endet nach Barthes in der absoluten Finalität, im Tod.
Leitner, der Fotograf als Existenzphilosoph, nimmt nun aber die Metapher von der Existenz als Reise, als ununterbrochenes Unterwegs-Sein zu fremden Ufern ganz ernst und heiter gleichermaßen. Neugierig, mit großen offenen Augen für die Welt drinnen und draußen vollbringt er mit selbstbewusstem Sentiment und umfassenden Kenntnissen aller Details seit fünfundzwanzig Jahren strahlende Fotografien von Orten und Situationen auf der ganzen Welt. Mit Ironie und Witz taucht er selbst gelegentlich in seinen Bildern auf („Me, myself in a hotel“) als Kunstfigur in diesen wechselnden Episoden des Lebens. Paul Albert Leitners Fotografien sind durch eine hellwache Sensibilität für die Poesie des Alltäglichen ausgezeichnet, sie sind im Bartheschen Sinn magisch wie eben nur Fotografien in den geglücktesten Momenten magisch sein können – als berührende Zeugnisse für die Kostbarkeit des flüchtigen Augenblicks und die Einzigartigkeit von Konstellationen.
Aktualisiert: 2021-07-03
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Der österreichische Künstler Edgar Honetschläger wandert, oft vom Jetlag getrieben, in den frühen Morgenstunden durch ein noch verlassenes Tokyo. Der Himmel ist grau und bedeckt, nur wenige Passanten zeigen sich noch in den engen Gassen. So zeigt er die Stadt, in die er 1991 übersiedelte
und die er gern die seine nennt. „Sein“ Tokyo ist das Alltagsjapan: die reale Stadt anstelle des Medienklischees. Einfamilienhäuser mit einem halben Meter Gartenstreifen statt Wolkenkratzer; Relikte der ländlich-bäuerlichen Kultur in der Großstadt anstelle von Blade Runner – Futurismus.
Auch als Autor der Texte - Erlebnisse und Begebenheiten aus dem Leben in der japanischen Metropole, sowie zen-artige, meditative Beobachtungen - sucht er Inseln der Ruhe in der Megalopolis, sie sind in das Buch eingefügt wie Lesezeichen zwischen die Bilder, die mit einer bewußt einfachen Mittelformatkamera aufgenommen wurden.
Edgar Honetschläger, geboren 1963 in Linz, lebt in Wien und Tokyo. Der Vielreisende arbeitet als Filmemacher, Künstler und Drehbuchautor.
Aktualisiert: 2021-05-18
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Portraits und Stilleben von kreativen Aussenseitern unserer Gesellschaft zeigt Valentina Seidels neue Arbeit "Eigen Brot": sie fotografierte Bildhauer, Dichter, Maler und Lebenskünstler an den Randbereichen allgemeiner Aufmerksamkeit. Die künstlerische Kollaboration mit Menschen, für die Individualität und eine eigene künstlerische Praxis zum Ausdruck ihrer Persönlichkeit gehören, fasziniert Valentina Seidel. Die Aufnahmen entstanden in einem intensiven und prozesshaften Dialog mit den dargestellten Personen und ihrem Lebensumfeld über den Zeitraum von vier Jahren. Die Schriftstellerin Kathrin Schmidt ergänzt Seidels Fotografien mit einer eigens für dieses Buch geschaffenen Erzählung: "Die Mechanik des Kniefalls".
Aktualisiert: 2021-05-18
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„Mein Vater ist Chef.“ Mit diesen Worten beginnt ein kurzer Schulaufsatz aus dem Jahr 1974. Die Schrift ist brav, der Umgang mit der Feder noch etwas unsicher. Das Thema, das die Lehrerin den Schülern aufgegeben hatte, lautet: „Mein Vater“. Christoph Burtscher ist zu diesem Zeitpunkt acht Jahre alt. „Mein Vater ist Chef.“ Das weiß er. Und was er noch weiß: „Er verkauft Vorhänge. Es sind nicht alle schön. Er hat viele Gehilfen. Onkel Erwin und Onkel Werner sind Angestellte. Mein Vater hat so viele Schlüssel, daß er sich nicht auskennt. Windeln verkauft er auch.“ Dieser kurze Text aus den 1970er Jahren führt uns mitten hinein in Christoph Burtschers gleichnamige Fotoarbeit. Er benennt einige der Protagonisten. Und er gibt auch die Perspektive vor: Ein Kind beginnt sich die Welt anzueignen, mit den Mitteln der Schrift, aber mehr noch mit fotografischen Mitteln. Zwischen den Texten für die Schule, in dem das Kind seine nähere Umgebung beschreibt und erkundet, und den Fotos, die zur selben Zeit entstehen, gibt es zahlreiche Verbindungen. Im Fotobuch hat Christoph Burtscher beide Medien miteinander verwoben.
Aktualisiert: 2021-06-10
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Aktualisiert: 2018-07-12
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„a,b;b,c;c,d“ sind drei kleine Bücher als Ausschnitte des ebenso ureigenen wie allgemeinen Universum Franz Blaas'; Notizen eines schreibenden Zeichners und eines zeichnenden Schreibers, der mit wenigen Worten oder Strichen das Essentielle portraitiert.
Es handeln die beiden Bücher „a,b“ und „b,c“ von der Innenwelt und Weltaneignung des Künstlers Franz Blaas, „c,d“ präsentiert das Arsenal der Werkzeuge. Im ersten Band der Trilogie geht es um Fragen der Identität, Doppelgestalten und Reflexionen über das Zeichnen und die Rolle des Zeichners. Band zwei ist eine Wanderung von Mitternacht bis zum Mittag, von Dunkel nach Hell, von der kleinen Horrorshow in gedämpftem Schwarzweiß zu einem Garten in leuchtenden Farben. Die ersten beiden Bände sind eher mit narrativer Literatur und Lyrik verwandt, der dritte Band besteht aus Variationen im Stile der konkreten Poesie, doch gänzlich ohne deren dogmatische Strenge. Auf die Journale folgt das Formelheft des Zeichners, das nur die wesentlichsten Elemente und Prinzipien enthält und ihre exemplarische Anwendung vorführt.
"Was Kindern richtig Spaß macht, nennen Erwachsene oft Gekritzel; nach dem englischen „doodle“ - gedankenlos hingezeichnete Figur – soll heißen, wer Strichmännchen zeichnet, ist ein Dodel; bin ich gerne, weil ich mir den Spaß bewahren konnte als großen Schatz aus Kindheitstagen“ (Franz Blaas)
Franz Blaas (geboren 1955 in Passau, Deutschland) lebt und arbeitet in Wien.
Aktualisiert: 2018-07-12
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STORIST, ein Geschichten- und Bilderbuch, greift auf ein Lager von Erinnerungen, Relikten und Dokumenten zu. Ausgehend vom Aufwachsen der Autoren im Europa des Kalten Krieges entwickeln Helmut & Johanna Kandl ein Geflecht verschiedener Bilder und Ereignisse – geografisch und zeitlich weit Entferntes verbindet sich mit naheliegend Biografischem, wobei der Fokus auf den ex-sozialistischen Ländern liegt.
Aktualisiert: 2021-07-03
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