Weichenstellungen – Die Krisenzeiten um die Jahrhundertwenden der Moderne

Weichenstellungen – Die Krisenzeiten um die Jahrhundertwenden der Moderne von Kaben,  Gisela
Krisen bestimmen das Weltgeschehen, wenigstens könnte man das glauben, wenn man sich mit Medien befasst oder in der Öffentlichkeit umhört. Angesichts der großen Menschheitskrisen fragt man sich, was der kleine, alte Kontinent Europa noch an bedeutenden Krisen hervorbringen konnte und kann. Was die letzten zweihundert Jahre betrifft, waren europäische Krisen wichtig genug, um von der Welt sie zur Kenntnis genommen zu werden. Gerade um die Jahrhundertwenden, also dem Zeitraum um 1800, 1900 und 2000, lebten die Menschen im ständigen Krisenrhythmus. Wenn es nicht Kriege waren, dann Revolutionen oder beides zusammen, die alles umwarfen, was man eben noch als gesicherte Zukunft angesehen hatte. Und auch die friedlichen Umbrüche blieben manchmal nicht ganz so friedlich, wie es anfangs schien. Selbst wo es ohne Gewalt abging, wurde oft die Lebensplanung des Einzelnen zerstört, und in der Folge dann deren Selbstbewusstsein. Das war keineswegs zwangsläufig. Krisen hatten schöpferisches Potential, sie brachten die Chance zur Umorientierung. Krisen waren immer gut für etwas Neues, nachdem das Alte oft nicht mehr zu retten war. Krisen brachten das Gute wie das Schlechte im Menschen hervor. In diesem Buch sollen diese Aspekte periodisiert geschildert werden, nicht in Form einer Aufzählung, es werden Zusammenhänge und Folgewirkungen gesucht. Es wird nach Weichenstellungen Ausschau gehalten. Gerade weil Europa nicht groß ist, konnten oft auf kleinem Raum unterschiedlichste Entwicklungen beginnen, oder man orientierte sich am Nachbarn. Grenzen wurden teilweise zu harten Abgrenzungen, teilweise zu Brücken zwischen benachbarten Regionen. Europa, seine Länder und Menschen haben in der Tat immer wieder Fehler gemacht, aber sie haben hin und wieder auch aus diesen Fehlern gelernt. Sie sind aber auch in der Lage, das Gelernte wieder zu verlernen. Was sich entwickelt hat, das sind die Menschen. Um 1800 begannen sie gerade, sich nicht mehr als passive Objekte einer Obrigkeit zu fühlen. Sie wurden selbständiger, begannen sich zu organisieren, neue Formen auszuprobieren. Nicht alles brachte die Menschheit voran, einiges führte sie auf verhängnisvolle Wege, Grund für die Entstehung einer neuen Krise, damit einer neuen Gefährdung oder einer Wette auf die Zukunft. Die liegt dann nach dem November 2019, hier endet das Buch.
Aktualisiert: 2023-04-06
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Friedenssuche in der Frühen Neuzeit

Friedenssuche in der Frühen Neuzeit von Kaben,  Gisela
Der Suche nach Frieden geht in der Regel ein Krieg voraus. Das muss nicht so sein, man kann sich auch in Friedenszeiten überlegen, wie man diesen Zustand erhalten könnte. In der Frühen Neuzeit waren in Europa allerdings Friedensperioden nicht gerade häufig; meist wurde irgendwo gekämpft. Manchmal herrschte in unterschiedlichen Ecken des Kontinents gleichzeitig Krieg, und oft hatten diese Auseinandersetzungen miteinander zu tun. Man konnte aus den unterschiedlichsten Gründen Krieg führen, und meist kamen verschiedene Ursachen zusammen, das konnten Religionen sein, wirtschaftlicher Profit oder Rendite – Truppen waren schließlich teuer – , dazu kamen geopolitische Gesichtspunkte. Familienbande waren vor allem im 18. Jahrhundert eine gängige Rechtfertigung, jemanden anzugreifen. Und was das Recht betrifft: So wie es einen gerechten Frieden gab, so musste auch ein gerechter Krieg existieren. Von einem „gerechten Krieg“ zum Frieden zu gelangen, war naturgemäß nicht einfach. Um diese Zeit kamen die Friedenskongresse geradezu in Mode. Das war fast zwangsläufig, da immer mehr Parteien an einem Krieg beteiligt waren. Grund waren die zahlreichen Bündnisse, die oft gerade zur Sicherheit und aus Angst vor einem Angriff geschlossen wurden. Faktisch wurden jedoch dadurch noch mehr Parteien in einen Krieg hineingezogen. Diese mussten dann in den Verhandlungen irgendwie so weit befriedigt werden, dass niemand sein Gesicht verlor. Es war keine einfache Aufgabe, mit denen die Diplomaten befasst waren, vor allem, weil sie häufig nicht sehr angesehen waren. Je länger solche Verhandlungen dauerten, desto mehr neigten die Gesandten zu einer üppigen Hofhaltung – aber sie arbeiteten meist auch hart. Sie versuchten, Friedensverträge so zu formulieren, dass aus ihnen nicht sofort wieder ein neuer Krieg entstehen konnte. Das war allerdings oft genug der Fall. Befriedigt werden konnten die Parteien mit territorialen Gewinnen oder Handelsvorteilen. Die konnten üppig ausfallen, nicht zuletzt da, wo es um das Geschäft mit den Sklaven ging. Denn die seefahrenden Mächte waren allesamt auch Sklavenhändler und meist brutale Kolonialherren. Auch Aufklärer profitierten davon, trotz ihrer Verteidigung der Menschenrechte. Kriege zur Erhaltung des Standards nahmen zu. Es gab schon früher Konzepte, wie man einen Krieg gar nicht erst entstehen ließe, die Autoren waren Polit-Praktiker und Gelehrte. Ihre Vorstellungen waren sehr unterschiedlich, aber eines hatten sie gemeinsam: Sie wollten ein geeintes Europa als besten Schutz vor neuen Kriegen.
Aktualisiert: 2023-04-06
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Frankreich, das Reich und die Reichsstände im Interregnum 1740/42

Frankreich, das Reich und die Reichsstände im Interregnum 1740/42 von Kaben,  Gisela
Günstige Gelegenheiten sollte man nicht verstreichen lassen - so lete die Argumentation derer, die vom Tode Kaiser Karls VI. profitieren wollten. Das waren einige mächtige Reichsfürsten; aber auch im benachbarten Frankreich zogen die Bedenkenträger den Kürzeren gegen die Habsburg-Feinde. Es waren wunderbare Aussichten: Man könnte seinen Favoriten auf den Kaiserthron bringen und nebenbei die Territorien des Hauses Österreich kräftig beschneiden. Der Trupp französischer Spitzendiplomaten, angeführt vom Marschall Belle Isle, leistete Schwerarbeit, immer in Gefahr, die Regeln und Gewohnheiten des Heiligen Römischen Reiches zu verletzten. Sie waren gezwungen, an ihren Aufgaben zu wachsen. Ohne das Reichsrecht so zu verletzen, dass es zu Aufständen der auf ihre Rechte bedachten Reichsstände kam, musste sie die Vorgabe erfüllen, ihren Allerchristlichen König zum Schiedsrichter des Reichs zu machen, und damit am besten gleich von ganz Europa. Das Buch zeichnet die Versuche nach, das Reichsrecht ihren Zielvorgaben anzupassen - um umgekehrt. Ihr Erfolg, den bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht zum Kaiser wählen zu lassen und in einigen Verträgen Landgewinne möglichst ausgeglichen zu verteilen, war Ergebnis einer enormen Arbeitsleistung. Es war, wie man später wusste, der letzte Erfolg. Mehrere Briefe täglich nach Paris und Versailles zu schreiben, gehörte zum Pensum, auch wenn es um Mitternacht war und vom 4 Uhr morgens. Sie schildern die Auseinandersetzungen mit unwilligen und ständig neue Argumente vorbringenden Diplomaten und ihren Auftraggebern, mit Kurfürsten, die auch darauf bedacht waren, ihren Amtskollegen nichts zu gönnen und einem preußischen König, der sich um alles nicht viel scherte. Ihr Arbeitsfeld war der rote Teppich, aber Repräsentation war anstrengend. Sie kämpften den Erinnerungen an die Vergangenheit und mit einem Rechtsrecht, über das sich viele Generationen in Frankreich und Deutschland den Kopf zerbrochen hatten, ohne es wirklich definieren zu können. Am Ende stand - immerhin - ein kurzfristiger Triumph. Während die Diplomaten recht und schlecht ihren Job erledigt hatten, verlor die kämpfende Truppe wieder alle errungenen Vorteile. Mit England stand den Franzosen ein neuer, härterer Feind gegenüber.
Aktualisiert: 2019-12-20
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Die kirchliche Lage in der Diözese Leitmeritz zwischen 1916 und 1931

Die kirchliche Lage in der Diözese Leitmeritz zwischen 1916 und 1931 von Kaben,  Gisela
Die Entwicklungen und Verwerfungen der "großen" Geschichte lassen sich oft am besten an einem begrenzten Raum studieren. Das gilt auch für die Geschichte der Zwischenkriegszeit, die das Leben in der nordböhmischen Diözese Leitmeritz prägte: Krieg - Nachkriegsnöte - verschärfte nationale Spannnungen len die Schlagwörter. Die Verwerfungen hatten ihre Jahrhunderte alte Vorgeschichte, und diese spielte auch noch in die Gegenwart hinein. Das alte Österreich war für die Einen der Existenzmittelpunkt, für die Anderen galt es als Völkerkerker. In der Tschechslowakei richteten sich die Einstellungen gegen den neuen Staat, nur deren Träger änderten sich. Hatte sich ein deutscher Katholik im Habsburgerreich "zu Hause" gefühlt, ein nichtkatholischer Tscheche fremd, dann sprachen sich die Deutschen, besonders die Katholischen gegen den neuen Staat aus, während sich der erwähnte Tscheche jetzt am Ziel seiner Wünsche sah. Diese historischen Fakten sind bekannt; weniger bekannt ist, wie sie sich vor Ort darstellten, in einem begrenzetn Raum und im Alltag der Betroffenen. Im Bistum Leitmeritz hatten, als einzigem in Böhmen, die Deutschen die Mehrheit. Sie waren in der Mehrzahl katholisch. Die tschechischen Katholiken stellten nur eine Minderheit dar, und sie wurden nach 1918 noch weniger. In den Akten des Diözesan-Konsistoriums spiegelt sich die Lage des Katholizismus in diesem Zeitraum an Hand vielfältiger Geschehnisse. Er war einesteils exemplarisch für die landesweite Situation, er zeigte aber auch seine Eigenständigkeit. Im Zentrum stand Bischof Josef Groß, der, obwohl als Deutscher im tschechoslowakischen Staat eher eine Ausnahmeerscheinung, auch die Politik des Episkopats mit prägte. Der Katholizismus war schon zu Ende der Monarchie zunehmend kämpferisch geworden, da er sich zunehmend in der Defensive fühlte. Im Bistum selbst wurden die Auseinandersetzungen durch einen Nationalitätenstreit überfrachtet. Der Bischof besuchte danach nie mehr die tschechischen Vikariate. Die Probleme der katholischen Kirche und auch ihre Unfähigkeit, soziale Fragen und Bedrohungen durch den Nationalismus richtig einzuschätzen und zu bewerten, werden hier manifest. In einer Vielzahl von Facetten spiegelt sich so das Leben in der nordböhmischen Diözese und im Böhmen der Zwischenkriegszeit.
Aktualisiert: 2019-12-20
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Mácha-Rezeption

Mácha-Rezeption von Kaben,  Gisela
In den hundert Jahren nach seinem Tod wandelte sich das Ansehen des tschechischen romantischen Dichters Karel Hynek Mácha radikal. Vom „untschechischen“ Schriftsteller wurde er zum Nationaldichter und nationalen Symbol. Das manifestierte sich bei den Feierlichkeiten im Jahre 1936 in seiner Sterbestadt Leitmeritz, welche hier in Vorbereitung und Verlauf untersucht werden. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Analysen und Werke der zeitgenössischen Literaten, deren Theorien und Strömungen auch anhand des Werks von Mácha entwickelt wurden und die kulturelle Szene der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts in der Ersten Republik bestimmten.
Aktualisiert: 2023-04-06
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