Emil – Der historische Roman eines Hochstaplers

Emil – Der historische Roman eines Hochstaplers von Landsberger,  Artur
Kurt Redlich war unbekümmert. Keine robuste Natur, die sich, auf ihren Geldsack pochend, über alles hinwegsetzte und mit starken Ellenbogen beiseiteschob, was ihm nicht paßte. So pfiffig er in seinen Geschäften war, so arglos stand er den gesellschaftlichen Dingen der Welt gegenüber. Er hatte das Gefühl, in einem großen Theater, das nur den oberen Hunderttausend erschlossen war, mitspielen zu dürfen. Daß auf diesem Parkett zu schreiten, ohne auszugleiten, eine Kunst war, die erlernt werden wollte – der Gedanke kam ihm nie.
Aktualisiert: 2022-08-24
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Das Bildnis der Ahnin

Das Bildnis der Ahnin von Landsberger,  Artur
»Und doch ist es so!« beteuerte der Hausmeister. »Einer der Herren van Vestrum hat die Zigeunerin in der Nähe von Haarlem auf einem seiner Jagdzüge aufgegriffen, sie auf sein Pferd genommen und ist mit ihr in die Stadt geritten, um sie in ihren Lumpen, so, wie er sie fand, von Frans Hals malen zu lassen. Später hat er sie dann in kostbare Kleider gesteckt und ist mit ihr und dem Bilde nach Schloß Vestrum zurückgekehrt.« »Ein Märchen!« rief ein alter Beamter und schlug auf den Tisch; aber der Baumlange nickte und meinte: »Es kann stimmen! Etwas Zigeunerhaftes hat unsere junge Herrin an sich – etwas Wildes, Unbeherrschtes –
Aktualisiert: 2022-08-20
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Berlin ohne Juden

Berlin ohne Juden von Fuld,  Werner, Landsberger,  Artur
Einer der erstaunlichsten Romane der zwanziger Jahre: Erzählt wird, wie eine antisemitische Volkspartei nach dem Gewinn der Reichstagswahlen das Parlament übernimm und Gesetze gegen Juden erläßt. Alle Juden unter 75 Jahren müssen das Land verlassen, ihr Vermögen wird konfisziert. So weit kommt einem die Geschichte vertraut vor. Doch in Berlin ohne Juden geht sie anders aus als in der Wirklichkeit. Das Ausland stellt sich geschlossen gegen Deutschland und boykottiert die deutsche Wirtschaft. Protest bricht aus, die Maßnahmen müssen zurückgenommen werden. Landsbergers bereits 1925, also im selben Jahr wie 'Mein Kampf', erschienener Roman ist eine Satire auf die antisemitischen Machenschaften der Nazis. Die Handlung allerdings wirkt durch ihre spätere Realität geradezu gespenstisch. Der heutige Leser fragt sich, ob die von Landsberger in seinem Roman durchgeführte Lösung nicht auch in der Wirklichkeit eine Chance gehabt hätte.
Aktualisiert: 2019-01-15
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Liebe und Bananen

Liebe und Bananen von Barth,  Till, Landsberger,  Artur
Eine wilde Sache ist dieser Roman aus dem Jahr 1927 wirklich. Es geht um einen Film, der nach einer Vorlage des großen schlesischen Dichters 'Dr. h.c. Johann-Wolfgang Gerhart' gedreht werden soll. Der aber verlangt zuviel Geld, also machen sich Schauspieler, Produzent und Regisseur selbst an die Arbeit. Es sind durchweg – nur wenig verschlüsselt – Stars der 20er Jahre: Albert Stein-Brück, Curt Dubois, Jan Ning-Holl, Olga von Tschochenska. Der Film handelt dann, wenig überraschend, von der Liebe, die aber ans Geschäft mit Bananen geknüpft ist. Diese nämlich sind knapp geworden in Berlin, weil irgend jemand irgendwelche Rechnungen nicht bezahlen kann. Deshalb muß Harry Liefke, Tennis-Champion und Sohn des Bananen-Importeurs Max Sülstorff, nach Sumatra fahren, um die Tochter des Plantagenbesitzers Paul G. Olem zu becircen. Er kommt aber nicht dorthin, weil jene Tochter nach Berlin reist, um wiederum ihn zu becircen, denn sie hat sein Foto in der Zeitung gesehen und sich unsterblich verliebt. Und dann beginnen Verwechslungen, an deren Ende kaum jemand mehr weiß, wer er eigentlich selbst ist. Als schließlich das gesamte Personal wegen angeblicher politischer Umsturzbestrebungen im Gefängnis landet, schaltet sich der 'Weltdetektiv' Jan Ning-Holl ein. Kann er den Fall lösen? Wer immer noch nicht glaubt, daß die 20er Jahre wesentlich mehr Sinn für Komik hatten als unsere Epoche, der findet in diesem Buch den unwiderleglichen Beweis. 'Es muß nicht unbedingt das Produkt der entfesselten Phantasie eines berüchtigten Schriftstellers sein, was auf den folgenden Seiten hier erzählt wird. Möglich, daß es gar nicht erfunden, sondern wahr ist. Vielleicht, daß den Vorgängen, die sich abrollen wie ein Filmband, ein wahres Erlebnis zugrunde liegt, das ein zu Übertreibungen neigender Autor ins Groteske verzerrt. Sicher ist: die Vorgänge k ö n n t e n wahr sein. Darauf allein kommt es an, und allein aus diesem Grunde erhebe ich Anspruch darauf, daß sie mir geglaubt werden.' Leseprobe: Es lebte lange nach Kaiser Karl einmal ein großer Dichter, Dr. h. c. Johann Wolfgang Gerhart, das Haupt einer schlesischen Familie, der dem deutschen Volke unvergängliche Dichtungen geschenkt, im Alter aber der Metaphysik und dem Snobismus verfallen war. Metaphysik und Snobismus vertragen sich schlecht miteinander. Also geschah es, daß der große Dichter im Klub der deutschen Filmindustrie am 28. August, dem Geburtstage Goethes – was seine metaphysischen und snobistischen Gründe hatte – einen Vortrag über den deutschen Film zu halten gedachte. Goethe hätte das vielleicht auch getan. – Was war näher liegend, als daß man ihm zu ehren eins seiner eigenen Werke verfilmte? Das scheiterte an dem hohen Preise, den der Dichter für das Verfilmungsrecht forderte. Also mußte man etwas Neues schaffen. 'Wenn schon !' sagte der deutschamerikanische Impresario S. Rachitis, der überall, wo er etwas zu verdienen schnupperte, seine schmutzigen Hände im Spiel hatte. Er trommelte, indem er Berge versprach, ein Dutzend der prominentesten Schauspieler in einem teuren Weinlokale am Zoo zusammen und erklärte: 'Der Gerhart ist ein Dichter, der sich hat den Kopf serbrochen für euch dutzende von Malen, damit ihr habt gute Rollen. Serbrecht ihr euch den Kopf für ihn einmal. ich sahle alles.' Und da Künstler Kinder sind, so saßen sie da und zerbrachen sich den Kopf, während S. Rachitis sich entfernte und zu zahlen vergaß. 'Gerhart ist Metaphysiker', erklärte Albert Stein-brück. 'Was also liegt näher, als daß wir ihm zu Ehren ein Stück von Aristophanes verfilmen.' Den Zusammenhang verstand – obschon manch einer wußte, wer Aristophanes war – niemand. Aber den Mut, das zu bekennen, fand nur die schwarze Pola, genannt Djojo, die mit viel Temperament Aristophanes für überlebt erklärte und sich leidenschaftlich für Hanns Heinz Ewers und die Verfilmung der Alraune einsetzte.
Aktualisiert: 2021-05-28
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