Lesegesellschaften in Baden 1780-1850

Lesegesellschaften in Baden 1780-1850 von Liesegang,  Torsten
Inhaltsverzeichnis Vorwort 9 Lesegesellschaften in Baden im ausgehenden 18. Jahrhundert bis nach der Revolution 1848/49. Ein Beitrag zum Strukturwandel der literarischen Öffentlichkeit 11 Zum Aufbau der Arbeit 13 Lesegesellschaften in Baden: Forschungsstand und Quellenlage 15 Anmerkungen 16 Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit 19 Die Entstehung der bürgerlichen Öffentlichkeit durch die Entfaltung des kapitalistischen Produktionsprozesses 19 Öffentlichkeit als Medium gesellschaftlicher Transformation 20 Literarische Öffentlichkeit als Vorstufe politischer Öffentlichkeit 21 Die Institutionen der literarischen Öffentlichkeit 22 Das Verhältnis der literarischen zur politischen Öffentlichkeit 23 Die Etablierung politischer Öffentlichkeit 24 Der Zerfall bürgerlicher Öffentlichkeit 26 Vom kritischen Räsonnement zum Kulturkonsum: Der Zerfall der literarischen Öffentlichkeit 27 Anmerkungen 29 Zur Kritik von “Strukturwandel der Öffentlichkeit” 33 Die historische Kritik 33 Zur Entstehung der literarischen Öffentlichkeit 35 Die marxistische Kritik 38 Zur Strukturlogik des Begriffes von Öffentlichkeit 40 Anmerkungen 43 Exkurs 1: Öffentlichkeit in der liberalen Gesellschaftstheorie von Carl Theodor Welcker 47 Anmerkungen 51 Lesegesellschaften in Deutschland. Ein Forschungsüberblick 53 Anmerkungen 57 Exkurs 2: Der Artikel ‘Lesegesellschaften’ von Carl Theodor Welcker 59 Anmerkungen 62 Baden in der Zeit der Französischen Revolution bis zum Nachmärz 63 Anmerkungen 66 Lesegesellschaften in Baden 69 Baden-Baden 69 Donaueschingen 70 Durlach 72 Emmendingen 72 Ettlingen 74 Freiburg 75 Gernsbach 87 Heidelberg 89 Karlsruhe 94 Konstanz 101 Kork 103 Lahr 104 Lörrach 105 Mannheim 106 Offenburg 109 Weinheim 113 Weitere Lesegesellschaften 116 Anmerkungen 121 Auswertung 137 Fazit 148 Anmerkungen 150 Quellenverzeichnis 151 Abkürzungen 151 Gedruckte und ungedruckte Quellen 151 Zeitungen 156 Allgemeine gedruckte Quellen 157 Literaturverzeichnis 159 Theorie der Öffentlichkeit 159 Vereine und Lesegesellschaften allgemein 160 Lesegesellschaften in Baden 162 Badische Geschichte bis zur badischen Revolution 1848/49 164 Liesegang, Torsten: Lesegesellschaften in Baden 1780-1850 Ein Beitrag zum Strukturwandel in der literarischen Öffentlichkeit ISBN 3-930894-21-1 Kartoniert. 164 Seiten, Illustration(en). 2000. Preis: 20,22 Euro Rhombos-Verlag Aufgrund der politischen Einflusslosigkeit des Bürgertums in Deutschland nahm der Begriff der Öffentlichkeit eine zentrale Rolle im Denken der bürgerlichen Gesellschaftstheorie im 18. und 19. Jahrhundert ein. Das vom Bürgertum getragene öffentliche Räsonnement sollte ein Gegengewicht zur Fürstenherrschaft darstellen und eine Kontrolle über alle öffentlichen Belange garantieren. Am Beginn der öffentlichen Institutionalisierung des bürgerlichen Lebens standen die Lesegesellschaften. So auch in Baden: Hier wurden zwischen 1780 und 1850 mehr als 80 Lesegesellschaften gegründet, die in den meisten Fällen die ersten Formen einer bürgerlichen Selbstorganisation darstellen. Der vorliegende Band rekonstruiert aufgrund einer breiten Quellenauswertung die Entwicklung der Lesegesellschaftsbewegung in Baden bis in die Tage des Nachmärz. Vorwort Die Demokratiebewegung des Vormärz, deren Radikalisierung unter anderem in die badische Revolution 1848/49 mündete, ist 1998/99 zum dritten Mal in der (west)deutschen Geschichte Anlass historischen Gedenkens. Dabei haben sich die Vorzeichen dieser Erinnerung grundlegend geändert: Ging es 1948 um die Wiederaufnahme einer demokratischen Tradition, die die nationalsozialistische Gesellschaft auszumerzen versucht hatte, wurden in den 70er Jahren die Ereignisse um 1848/49 als Teil einer linken Geschichte entdeckt. Heute fehlt der historischen Erinnerung ein solcher explizit politischer Impuls, was den liberalen Historiker Hans-Ulrich Wehler veranlasste, die Politiker für ihre Zurückhaltung im historischen Gedenken zu kritisieren. Diese Aufforderung verkennt die Tendenz, historische Erinnerung weniger in einem politischen als in einem kulturellen Rahmen zu inszenieren. Die Kulturinstitutionen, selbst durch Logik von Effizienz und Produktivität einem stärker werdenden Legitimationsdruck ausgesetzt, übernehmen nur zu gerne diese Aufgabe. “Die Revolution kommt. ins Museum”, der Werbespruch der größten badischen Ausstellung zum Thema, spitzt jene Tendenz zur Entpolitisierung und Musealisierung zu; er zeigt an, dass der positive Bezug auf ein revolutionäres Ereignis, nämlich die Entscheidung eines großen Bevölkerungsteiles, der Herrschaft die Gefolgsamkeit aufzukünden, heute schadlos erfolgen kann. Das historische Ereignis gerät gar zur Vorlage für plumpe Identifikationsangebote und Verkitschung: die schwarz-rot-goldene Kokarde zum Anstecken wird gereicht zum ‘Freiheitsbier’ in der ‘Heckerwirtschaft’. Walter Benjamins Diktum, dass “die Einfühlung in den Sieger [.] den jeweils Herrschenden zugut” kommt, muss hier als ungenügend erscheinen. Sind die gesellschaftlichen Kräfte im Verschwinden begriffen, die an einer Geschichtsschreibung aus der Perspektive der Besiegten festhalten, werden Widersprüche und Brüche der Geschichte der Besiegten durch Integration absorbiert und geglättet. Posthum erscheinen dann die Besiegten von 1848/49 als Sieger. In der Inszenierung ihrer Geschichte steht weniger die eigentliche Niederlage und damit der Sieg antidemokratischer Traditionen in der deutschen Geschichte im Vordergrund. Statt dessen wird 1848/49 zu einem Teil einer demokratisch-deutschen Erfolgsgeschichte, die teleologisch auf die wiedervereinigte Bundesrepublik Deutschland zuläuft; als ein Versuch, eine ungebrochene deutsche Nationalgeschichte zu schreiben. Dass heute vorwiegend die Kulturinstitutionen in staatlichem Auftrag an der Entpolitisierung und Musealisierung einer historischen Bewegung, der der Topos der kritischen Öffentlichkeit ein zentrales Anliegen war, mitwirken, mag vor dem Hintergrund der Thesen von Jürgen Habermas über den Strukturwandel der Öffentlichkeit wie eine Ironie der Geschichte erscheinen. Gleichzeitig illustriert es die Aktualität der Frage nach dem kritischen Potential von Öffentlichkeit und kulturellem wie literarischem Räsonnement nicht nur in einem historischen Kontext. Den Anstoß für die vorliegende Arbeit lieferte die Vorbereitung für die Ausstellung ‘Literatur und Revolution in Baden 1848/49’ des Museums für Literatur am Oberrhein. Allen Beteiligten sei hiermit der Dank für ihre Unterstützung ausgesprochen; insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Archive und Bibliotheken, die durch ihre freundliche Unterstützung diese Arbeit erst möglich gemacht haben. Karlsruhe, im April 2000 Torsten Liesegang
Aktualisiert: 2022-10-27
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Liter@tur

Liter@tur von Liesegang,  Torsten, Schmidt-Bergmann,  Hansgeorg
Die Mehrzahl der im Internet abrufbaren Literatur ist in einem traditionellen Schreibprozess entstanden – Printtexte in digitalisierter Form. Selbst die dem Computer zugeschriebene Cut & Paste-Technik – ausschneiden und wieder zusammenfügen – hat ihr Vorbild in dem traditionellen, "analogen" Montageverfahren. Hypertext, also die Verbindung von Textfragmenten durch frei wählbare Verknüpfungen existiert auch in Papierform, ebenso eine multimediale Verbindung von Text und Bild. Was aber kennzeichnet im Gegensatz dazu eine originäre "digitale Literatur", auch Netzliteratur oder Internet-Literatur genannt, welche die technischen Möglichkeiten des neuen Mediums auch literaturästhetisch zu nutzen versucht? Das qualitativ Neue einer "digitalen Literatur" entsteht, wenn literarische Texte mit Programmelementen versehen werden, um kinematographische Bewegung oder mimetische Effekte zu erzeugen. Als digitale Rechenmaschine stellt der Computer eine Technik der Informationsverarbeitung dar, die für verschiedene semiotische Systeme, ob Schrift, Bild oder Ton, gleichermaßen geeignet ist. Insofern ist eine Aufhebung der Grenzen zwischen Bild, Literatur und Musik bereits im Medium angelegt und die stetig komplexer werdende Arbeiten schöpfen diese Möglichkeiten durch die Verbindung von Text, Ton und Bild auch zunehmend aus. Prädestiniert sind Computer zur Generierung kombinatorischer Literatur, d.h. der Rekombination von Textelementen nach einem vorher bestimmbaren oder auch aleatorischen, zufallsgesteuerten Prinzip. Die im vorliegenden Band versammelten Beiträge widmen sich der ästhetischen Dimension einer digitalen Literatur, die eine Reihe von Fragen aufwirft: nach der Definition von digitaler Literatur, ihrer ästhetischen Innovation und Qualität, das Verhältnis von Aufschreibesystem Computer/Internet und narrativer Struktur, von literarischer Produktion und Rezeption.
Aktualisiert: 2019-11-18
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