Die erste Richard Dehmel gewidmete Ausstellung der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek fand schon 1930, zehn Jahre nach seinem Tode, statt. Sie gab einen allgemeinen Einblick in den umfangreichen und in mehrfacher Hinsicht bedeutsamen Nachlass des Dichters, der bald nach dessen Tod von Hamburg erworben werden konnte. Hermann Tiemann, der sich intensiv mit Dehmels Nachlass beschäftigt hatte und der nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau der Hamburger Bibliothek leitete, hatte diese kleine, liebevoll arrangierte Ausstellung gestaltet. Er konnte noch die Hilfe Ida Dehmels in Anspruch nehmen, deren eindrucksvolle Persönlichkeit die Bibliothek dann im Jahre 1970 mit einer eigenen Ausstellung würdigte.
Ob das jetzige Vorhaben eine Wiederbelebung von Dehmels einstigem Dichterruhm ermöglichen kann, muss dahingestellt bleiben. Sein Nachlass und dessen Präsentation kann jedoch ganz gewiss deutlich machen, dass der Dichter zu seiner Zeit eine hevorragende Stellung im deutschen Geistesleben einnahm und dass der Einfluss, den er ausgeübt hat, nicht hoch genug eingeschätzt werden kann und noch keineswegs ausreichend untersucht ist.
Das bewährte Ausstellungsteam - Mathias Mainholz, Rüdiger Schütt, Sabine Walter, Sabine Henning, Annette Laugwitz - hat auch diesmal wieder Hervorragendes geleistet und mit unverstelltem Blick Einsichten gewinnen können, die traditionelleren Betrachtungsweisen verborgen geblieben sind.
Zu danken ist auch Herrn Dr. Harald Weigel, der die Arbeit mit Rat und Tat begleitet hat, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Restaurierungs- und der Photostelle unserer Bibliothek sowie den Leihgebern, die die Ausstellung durch ihr Entgegenkommen bereichert haben: Familie Rittmayer, Deutsches Literaturachiv Marbach a.N., Bibliothek des Literaturwissenschaftlichen Seminars der Universität Hamburg, Hamburger Kunsthalle, Landesbildstelle Hamburg, Museum für Hamburgische Geschichte, Staatsarchiv Hamburg.
Aktualisiert: 2021-11-24
Autor:
Brigitte Hanswaldt,
Sabine Henning,
Dieter Jonas,
Hermann Kühn,
Annette Langwitz,
Michael Mahn,
Mathias Mainholz,
Johannes Marbach,
Gunter Martens,
Jan OpdeHipt,
Rüdiger Schütt,
Sabine Walter,
Harald Weigel,
Else M Wischermann
> findR *
Der Nachlaß Detlev von Liliencrons und die in ihm gesammelten Materialien gehören zweifellos zu den wertvollsten Beständen der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek. Doch worin besteht heute ihr Wert, wer beachtet sie schon? Wer kennt denn überhaupt noch jenen Dichter, der zu Beginn dieses Jahrhunderts viel bewundert als der große Anreger der Jungen, als Entdecker und Förderer der nachwachsenden Generation galt? Es ist symptomatisch' daß die Antwort nicht von einem gestandenen Fachvertreter stammt, daß die hier vorgelegte Vorstellung des norddeutschen Autors anläßlich seines 150. Geburtstags nicht - wie eigentlich zu erwarten - ein Hamburger Literaturwissenschaftler ins Werk gesetzt hat; nicht einmal ein Privatgelehrter oder pensionierter Studienrat konnte für diese Aufgabe gewonnen werden, sondern eine Heine Gruppe von Studentinnen und Studenten des Literaturwissenschaftlichen Seminars in Hamburg fing Feuer und war bereit, das Wagnis zu übernehmen. Sicherlich, vor einigen Semestern hatte ich mit einer Übung, die die Schriftstellernachlässe in Hamburger Bibliotheken zum Gegenstand hatte, die Spur gelegt, aber die Initiative und ideenreiche Umsetzung des Plans einer Liliencron-Ausstellung ging allein von den Studierenden selbst aus; sie verfaßten auch - Information und Provokation munter mischend - diesen Katalog. Damit haben sie einen Ton gefunden, der mir einem Dichter, der in heutiger Zeit keine einhellige Bewunderung mehr finden kann und dennoch Bedeutendes geleistet hat, angemessen zu sem scheint. Und das ist sicherlich kein Zufall: Erst diese junge Generation hat Wege gefunden, mit den Widersprüchen und den zwiespältigen Eindrücken, die eine intensivere Beschäftigung mit Leben und Werk Detlev von Liliencrons hinterläßt, umzugehen; sie erstarrt weder in hagiographischer Bewunderung, noch ist sie bereit zu vorschneller Verdammung: Gerade die Risse, das Halbfertige oder die Brüche erscheinen interessant, Liiencrons Sinn für das Unkonventionelle, seine mangelnde Bereitschaft zu Harmonie in widerspruchsvoller Zeit, sein Hang, jedem Kompromiß, jedem Arrangement wenn irgend möglich auszuweichen. Um das zu sehen und zu dokumentieren, ist eine gehörige Portion Unvoreingenommenheit und Unbekümmertheit Voraussetzung, eine Neugier, die auch vor den heute fragwürdigen Seiten des Dichters nicht zurückschreckt. Und selbstverständlich muß mit diesem unbekümmerten Herangehen an die Materialien, die in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek archiviert sind, einhergehen die nötige Sensibilität für literarische Qualitäten, denen selbst die Entwicklung der letzten 100 Jahren nichts anhaben konnten. Über alles das verfügten die drei Bearbeiter diese Katalogs. Das war ihre Chance, die noch heute faszinierende Gestalt eines vor anderthalb Jahrhunderten geborenen Dichters vorzustellen und den Wert der literarischen Hinterlassenschaft Liliencrons näher zu bestimmen; und ich meine, die drei haben diese Chance vollauf genutzt.
Gunter Martens
Die Welt vom 18.5.1994
Eppendorfer Wochenblatt 22. Juni 1994, Nr. 25
Kultur taz hamburg, Freitag, 10. Juni 1994
Germanistik 37. Jg., 1996, 2, Seite 645
Aktualisiert: 2020-01-01
Autor:
Horst Gronemeyer,
Hermann Kühn,
Michael Mahn,
Mathias Mainholz,
Johannes Marbach,
Gunter Martens,
Rüdiger Schütt,
Sabine Walter,
Harald Weigel,
Christina Weiss,
Else M Wischermann
> findR *
Der Nachlass Detlev von Liliencrons und die in ihm gesammelten Materialien gehören zweifellos zu den wertvollsten Beständen der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek. Doch worin bestand ihr Wert, wer beachtet sie schon? Wer kennt denn überhaupt noch jenen Dichter, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts viel bewundert als der große Anreger der Jungen, als Entdecker und Förderer der nachwachsenden Generation galt? Es ist symptomatisch', dass die Antwort nicht von einem gestandenen Fachvertreter stammt, dass die hier vorgelegte Vorstellung des norddeutschen Autors anläßlich seines 150. Geburtstags nicht - wie eigentlich zu erwarten - ein Hamburger Literaturwissenschaftler ins Werk gesetzt hat; nicht einmal ein Privatgelehrter oder pensionierter Studienrat konnte für diese Aufgabe gewonnen werden, sondern eine kleine Gruppe von Studentinnen und Studenten des Literaturwissenschaftlichen Seminars in Hamburg fing Feuer und war bereit, das Wagnis zu übernehmen. Sicherlich, vor einigen Semestern hatte ich mit einer Übung, die die Schriftstellernachlässe in Hamburger Bibliotheken zum Gegenstand hatte, die Spur gelegt, aber die Initiative und ideenreiche Umsetzung des Plans einer Liliencron-Ausstellung ging allein von den Studierenden selbst aus; sie verfassten auch - Information und Provokation munter mischend - diesen Katalog. Damit haben sie einen Ton gefunden, der mir einem Dichter, der in heutiger Zeit keine einhellige Bewunderung mehr finden kann und dennoch Bedeutendes geleistet hat, angemessen zu sein scheint. Und das ist sicherlich kein Zufall: Erst diese junge Generation hat Wege gefunden, mit den Widersprüchen und den zwiespältigen Eindrücken, die eine intensivere Beschäftigung mit Leben und Werk Detlev von Liliencrons hinterlässt, umzugehen; sie erstarrt weder in hagiographischer Bewunderung, noch ist sie bereit zu vorschneller Verdammung: Gerade die Risse, das Halbfertige oder die Brüche erscheinen interessant, Liliencrons Sinn für das Unkonventionelle, seine mangelnde Bereitschaft zu Harmonie in widerspruchsvoller Zeit, sein Hang, jedem Kompromiss, jedem Arrangement wenn irgend möglich auszuweichen. Um das zu sehen und zu dokumentieren, ist eine gehörige Portion Unvoreingenommenheit und Unbekümmertheit Voraussetzung, eine Neugier, die auch vor den heute fragwürdigen Seiten des Dichters nicht zurückschreckt. Und selbstverständlich muss mit diesem unbekümmerten Herangehen an die Materialien, die in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek archiviert sind, einhergehen die nötige Sensibilität für literarische Qualitäten, denen selbst die Entwicklung der letzten 100 Jahren nichts anhaben konnten. Über alles das verfügten die drei Bearbeiter diese Katalogs. Das war ihre Chance, die noch heute faszinierende Gestalt eines vor anderthalb Jahrhunderten geborenen Dichters vorzustellen und den Wert der literarischen Hinterlassenschaft Liliencrons näher zu bestimmen; und ich meine, die drei haben diese Chance vollauf genutzt.
Gunter Martens
Aktualisiert: 2019-01-08
Autor:
Horst Gronemeyer,
Hermann Kühn,
Michael Mahn,
Mathias Mainholz,
Johannes Marbach,
Gunter Martens,
Rüdiger Schütt,
Sabine Walter,
Harald Weigel,
Christina Weiss,
Else M Wischermann
> findR *
Aktualisiert: 2020-01-15
> findR *
Die erste Richard Dehmel gewidmete Ausstellung der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek fand schon 1930, zehn Jahre nach seinem Tode, statt. Sie gab einen allgemeinen Einblick in den umfangreichen und in mehrfacher Hinsicht bedeutsamen Nachlass des Dichters, der bald nach dessen Tod von Hamburg erworben werden konnte. Hermann Tiemann, der sich intensiv mit Dehmels Nachlass beschäftigt hatte und der nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau der Hamburger Bibliothek leitete, hatte diese kleine, liebevoll arrangierte Ausstellung gestaltet. Er konnte noch die Hilfe Ida Dehmels in Anspruch nehmen, deren eindrucksvolle Persönlichkeit die Bibliothek dann im Jahre 1970 mit einer eigenen Ausstellung würdigte.
Ob das jetzige Vorhaben eine Wiederbelebung von Dehmels einstigem Dichterruhm ermöglichen kann, muss dahingestellt bleiben. Sein Nachlass und dessen Präsentation kann jedoch ganz gewiss deutlich machen, dass der Dichter zu seiner Zeit eine hevorragende Stellung im deutschen Geistesleben einnahm und dass der Einfluss, den er ausgeübt hat, nicht hoch genug eingeschätzt werden kann und noch keineswegs ausreichend untersucht ist.
Das bewährte Ausstellungsteam - Mathias Mainholz, Rüdiger Schütt, Sabine Walter, Sabine Henning, Annette Laugwitz - hat auch diesmal wieder Hervorragendes geleistet und mit unverstelltem Blick Einsichten gewinnen können, die traditionelleren Betrachtungsweisen verborgen geblieben sind.
Zu danken ist auch Herrn Dr. Harald Weigel, der die Arbeit mit Rat und Tat begleitet hat, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Restaurierungs- und der Photostelle unserer Bibliothek sowie den Leihgebern, die die Ausstellung durch ihr Entgegenkommen bereichert haben: Familie Rittmayer, Deutsches Literaturachiv Marbach a.N., Bibliothek des Literaturwissenschaftlichen Seminars der Universität Hamburg, Hamburger Kunsthalle, Landesbildstelle Hamburg, Museum für Hamburgische Geschichte, Staatsarchiv Hamburg.
Aktualisiert: 2019-01-08
Autor:
Brigitte Hanswaldt,
Sabine Henning,
Dieter Jonas,
Hermann Kühn,
Annette Langwitz,
Michael Mahn,
Mathias Mainholz,
Johannes Marbach,
Gunter Martens,
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Rüdiger Schütt,
Sabine Walter,
Harald Weigel,
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