Schlesische Kirche in Lebensbildern

Schlesische Kirche in Lebensbildern von Gröger,  Johannes, Hirschfeld,  Michael, Marschall,  Werner
In mehr als 70 Biogrammen werden schlesische Katholiken vorgestellt, die einen Beitrag für Kirche, Gesellschaft, Politik und Wissenschaft geleistet haben. Mit diesen Lebensbildern von Priestern, Ordensleuten und Laien entsteht ein lebendiges und zugleich vielgestaltiges Bild des schlesischen Katholizismus über die Zäsur von Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkriegs hinaus. Zugleich wird eine renommierte Reihe fortgesetzt, deren erster Band bereits 1884 in Breslau erschienen ist.
Aktualisiert: 2021-01-21
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Adolf Kardinal Bertram

Adolf Kardinal Bertram von Hauke,  Manfred, Marschall,  Werner
Wenn hier der Versuch gemacht wird, ein Lebensbild des letzten deutschen Erzbischofs von Breslau zu erstellen, so haben wir dabei die Geschichte einer heute zwar von mancher Seite umstrittenen, nichtsdestoweniger aber doch bedeutenden kirchlichen Persönlichkeit im Blick. Bertram lebte in einer Zeit, in der noch Raum war für große Persönlichkeiten. Das allgemeine Leben war noch nicht ganz so genormt wie heute. Zeitung und später Rundfunk – die beiden bedeutenden Massemedien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – hatten noch nicht entfernt den Einfluss auf die allgemeine Meinung wie ihn heute das Fernsehen hat. Die Zeit war damals – kirchlich gesehen – verhältnismäßig geschlossen, stabil. Die Kirche ruhte fest in sich selbst. Es war die Zeit nach der Wegnahme des Kirchenstaates durch den italienischen Staat nach dem Ersten Vatikanischen Konzil. Schwierigkeiten und Krisen in der Kirche – solche hat es zu jeder Zeit gegeben – erreichten jedoch nicht entfernt den Grad der Unsicherheit, der die Kirche (und ihre Bischöfe) heute erfasst hat. Zwar wurde die Kirche immer wieder von außen bedrängt (Kulturkampf, Zeit des Nationalsozialismus), und auch von innen gab es Schwierigkeiten (Modernismusstreit). Im Ganzen aber blieb die Kirche fest gegründet, blieb sich selbst treu, sie hatte – würde man vielleicht heute sagen – keine Schwierigkeiten mit ihrer Identität. Es war – im 20. Jahrhundert – die Zeit der großen Pius-Päpste (Pius X. 1905–1914; Pius XI. 1922–1939; Pius XII. 1939–1958). Im Ganzen war es zunächst eine Zeit des Aufbaus nach dem Kulturkampf, aber auch nach den Schäden des Ersten Weltkrieges. Dagegen war es eine besonders schwierige politische Periode. Es war die Zeit der beiden – für Deutschland verlorenen – Weltkriege und des damit in Gang gesetzten Umbruchs. Zunächst der Übergang von der Monarchie zur Demokratie Weimarer Musters. Ein großer Teil deutscher Gebiete wurde vom Deutschen Reich abgetrennt. Davon waren besonders die Diözesen des deutschen Ostens, und ganz besonders Breslau, betroffen. Viele Menschen mussten ihre Heimat verlassen, um im deutschgebliebenen Gebiet eine neue Heimat zu finden. Dann folgte ab 1933 die Zeit des Nationalsozialismus. Für die Kirche in Deutschland setzte damit – zwar keine Verfolgung – aber doch eine starke Bedrückung und Bedrängnis ein. In diese politisch-kirchliche Situation bzw. die verschiedenen Situationen wurden natürlich in erster Linie die kirchlich Verantwortlichen, d.h. hauptsächlich die Bischöfe hineingestellt und gefordert. Das galt für alle deutschen und während des Krieges auch für viele europäische Bischöfe, das galt wohl mit in erster Linie für Kardinal Bertram. Er war nicht nur Oberhaupt der größten Diözese Deutschlands, sondern auch lange Jahre Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz. Damit war er der Erstverantwortliche für die Katholische Kirche in Deutschland. Es gibt noch keine wissenschaftliche oder auch nur volkstümliche Biographie Adolf Bertrams . In letzter Zeit entstehen und entstanden aber immer mehr Lebensbeschreibungen deutscher Bischöfe in der Zeit des Dritten Reiches, für Freiburg z.B. das Buch von Erwin Keller über Erzbischof Konrad Gröber oder von Bruno Schwalbach „Erzbischof Gröber und die nationalsozialistische Diktatur“ . Wir haben ferner – mehr oder weniger wissenschaftliche – Lebensbilder der Bischöfe Clemens August Kardinal von Galen (Münster) , Konrad Kardinal von Preysing (Berlin) , Kardinal Innitzer (Wien) , Heinrich Wienken (Meißen) und wohl noch manche andere. Auch dies ist ein Grund, den Versuch zu machen, sich einmal mit einem ostdeutschen Bischof zu befassen, der über seine eigene Diözese hinaus Bedeutung erlangt hat. Besonders wegen seines Verhaltens in der Zeit des Nationalsozialismus ist Bertram ins Kreuzfeuer der Kritik geraten . Erwin Keller hat seiner Gröber-Biographie den Titel gegeben „Conrad Gröber, Erzbischof in schwerer Zeit“ . Mit den gleichen Worten können wir auch das Lebensbild Bertrams überschreiben: „Erzbischof in schwerer Zeit“. Dabei kann natürlich eine solche Persönlichkeit nicht isoliert, nicht für sich allein gesehen werden. Immer ist der Zeithintergrund zu berücksichtigen. Der bedeutende Mann prägt seine Umwelt, aber die geistige und berufliche Umwelt prägt auch den Menschen. Ein Mensch wächst mit seinem Amt – oder er geht daran zugrunde. Dieses Buch will versuchen, der Zeitgeschichte, dem zeitgeschichtlichen Hintergrund, ohne den eine solche Persönlichkeit nicht verstanden werden kann, Rechnung zu tragen. Dabei müssen wir beachten, was grundsätzlich für jedes geschichtliche Urteil gilt: Jedes historische Geschehen und jede historische Persönlichkeit darf immer nur aus ihrer Zeit beurteilt werden. Die geschichtliche Entwicklung bleibt ja nie stehen; sie geht immer weiter. Dem später urteilenden Historiker sind viele Entwicklungen, viele Zusammenhänge bekannt, die dem in der Zeit handelnden Menschen noch nicht klar waren. Wer von einem späteren Zeitpunkt aus urteilt, sieht gewöhnlich auch die Folgen, die früheres Handeln gehabt hat. Diese Folgen waren zur Zeit des Handelnden oft, sogar meist, nicht abschätzbar. Hier muß also auf die Absicht der handelnden Person geachtet werden. Diese Absicht ist allein für eine moralische Beurteilung maßgebend. Historische Entwicklung ist nie zwangsläufig. Immer begegnen sich die herrschenden, geistigen, politischen Strömungen (die jeweils vorgegeben sind) mit der in – mehr oder weniger großen – Freiheit handelnden Persönlichkeit. Die Freiheit, die freie Entscheidung eines Menschen aber ist nie vorauszusagen. Der Mensch kann immer auch anders handeln. Er kann mit den Strömungen der Zeit schwimmen, er kann sich aber auch dagegen stellen und dagegen stemmen. So müssen wir auch Adolf Bertram sehen: auch er ist ein „Kind seiner Zeit“. Die Wurzeln seines Lebens gründen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von dieser Zeit, ihrer Ordnung, ihrer Lebensweise, ihren Anschauungen ist auch er – mehr oder weniger – geprägt. Unsere Aufgabe ist daher, diesen Wurzeln nachzugehen; sein Leben bis in seine Jugendzeit und seine Kindheit hinein zu verfolgen und hier schon Gründe suchen, die vielleicht sein späteres Verhalten erklären können. Im Text kommen die Mitarbeiter Bertrams zu Wort sowie Priester und Laien, die den Kardinal persönlich gekannt haben; ihre wörtlichen Zitate haben also Quellenwert. Die Arbeit fußt auf einer Vorlesung, die 1982 vor wenigen, aber interessierten Studenten gehalten wurde. Mehrere Aufsätze zu Einzelfragen wurden in Zeitschriften, Festschriften usw. veröffentlicht und in den Text eingearbeitet. Es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche Arbeit, dazu wären eingehende Studien in Breslau, Rom und anderswo nötig gewesen. Sie ist vielmehr für „weitere Kreise“ gedacht, die noch am Leben des Breslauer Kardinals interessiert sind. So ist auch die angegebene Literatur zur Erweiterung der Kenntnisse für die Leser gedacht und auf leichter zugängliche Arbeiten beschränkt.
Aktualisiert: 2023-02-07
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