Inskriptionen No. 10 – ende der genieästhetik

Inskriptionen No. 10 – ende der genieästhetik von Kalinke,  Viktor, Kammrad,  Lisette, Pare,  Imogen
Die Inskriptionen sind der Blick durch viele Augen. Im aktuellen Heft wird das Ende des einsamen auserkorenen Genies verkündet: Die Inskriptionen sind eine virtuelle Gemeinschaft, für jedermann/frau zugänglich. Die abgedruckten Kommentare machen deutlich, daß die Beiträge weder im luftleeren Raum noch in Glasfaserwirren verhallen. Sie sind Dialog, Reaktion, stoßen an. Und sind dennoch ein Produkt Einzelner, teilweise im Schutz der Anonymität. In den Inskriptionen spiegelt sich das digitale Zeitalter mit seinen Zweideutigkeiten und Gegensätzlichkeiten, Verlagssterben und ungebrochenem Ausdruckswillen der Schreibenden. In den Inskriptionen offenbaren sich Alltagsmomente, aktuelle Empfindungen zur Gesellschaft, Immerwährendes wie Naturbeschreibungen und Du-Ich-Beziehungen. Fein gesponnen und eingeflochten sind im Textnetz Verweise auf die elfjährige Geschichte der nunmehr Inskriptionen, sie ergeben eine kaum faßbare Doppelbödigkeit – wie sollen wir daraus eine Jahresscheibe herausschneiden? Arbeit der Herausgeber/innen: Auswahl. Komposition. Gesucht haben wir sowohl den Bruch als auch die Kontinuität. Beteiligte Autoren: Faron Bebt schreibt Geschichten mit bunten Botschaften und einem hartem Kern. Immer etwas dogmatisch, aus der Zeit gefallen, verstörend verträumt - wie letzte, angemalte Großstadtbunker --Farbbeton. Patrick Beck geb. 1975 in Zwickau, lebt nach Aufenthalten in Leipzig, Speyer und London in Dresden. Erzählungen, Essay und Dramatik u.a. in den Zeitschriften „randlos“, „Der Maulkorb“, „Die Brücke“ und „Ostragehege“ sowie am Staatsschauspiel Dresden. Swantegard (Hörspiel), ERATA 2008. Wassili Busskläff Finnegans Wakes, 5,5 ff.: „Of the first was he to bare armes and a name: Wassaily Booslaeugh of Riesengeborg. His crest of huroldry, in vert with ancillars, troublant, argent, a hegoak, poursuivant, horrid, horned. His scutschum fessed, with arches strung, helio, of the second. Hootch is for husbandman handling his hoe.“ Das ist die einzige Erwähnung W. Busskläffs in den Quellen. chlebnikov geb. 1968 in Belaja Poljana (Rußland); seit 1990 in Deutschland ansässig; lebte und arbeitete in Chemnitz, Berlin, Warschau, Paris, Torgau, Leipzig, Odessa und Frankfurt am Main. crysantheme alias frau kleist geb. 1967 in Wolfenbüttel, Studium der englischen und deutschen Literatur in Hannover, Marburg und London, Promotion über Irmgard Keun (Das kunstseidene Mädchen), Studium am Deutschen Literatur­institut Leipzig, Romanwerkstatt bei Juli Zeh, Schreibcoach, Veröffentlichungen: Lilith im blauen Kleid. Erzählungen (LLV 2005). Mit Illustrationen von Anna H. Frauendorf, Irmgard Keun: Schreiben im Spiel mit der Moderne, (Thelem 2005), Untemperiert. Hörbuch (ERATA 2009). Theodor Holz geb. in Dresden im Herbst 1989, hab die Wendewirren mit der Muttermilch aufgesogen, Pflastersteine wurden aus dem Bahnhofsvorplatz gerissen und flogen knapp an meinem Kinderwagen vorbei, meine Mutter konnte ihren Beruf als Jungpionierleiterin auf dem Albrechtsberg nicht mehr ausüben, sie nahm an einer Umschulung zur Altenpflegerin teil, während ich brav die Kreuzschule besuchte. Christa Issinger geb. 1963 in Brixen (Südtirol), wohnhaft in Natz-Schabs, verheiratet, ein Sohn. Veröffentlichungen in versch. Anthologien und Literaturzeitschriften, 2014 Preisträgerin des Hildesheimer Lyrikwettbewerbes, Autorin des Buches: Die Liebe ist nicht rot. Kraba vel Jop Inhaber einer E-mailadresse, juristische Person. Owner of Agency for Literary Promotion (alp), in den 80er Jahren zufällig Zeuge einer Festnahme im Frankfurter Stadtteil Bornheim, seitdem Mitarbeit bei Lite­ra­tur­­projekten (Sklaven/Sklavenaufstand, lose blätter, Zündblättchen u.ä.) ohne kommerzielles Interesse. Mariusz Lata geb. 1981, in Polen. Lebt im Ruhrgebiet. Veröffentlicht Lyrik und Prosa in Literaturzeitschriften. Zuletzt: Gedichte in manuskripte 221, Graz 2018. Jutta v. Ochsenstein-Nick geb. 1960 in Nordhessen, Studium der Germanistik und Romanistik an den Universitäten Marburg und Tübingen, längere Aufenthalte in Frankreich /politische Erwachsenenbildung und Friedensarbeit / Geburt von zwei wundervollen Kindern / pädagogische Ausbildungen / berufstätig als Dozentin für Kleinkind- und Naturpädagogik, Achtsamkeits-Lehrerin MBSR und Autorin / wohnhaft in Süddeutschland. Federico Palatino geb. 1949 in Frankfurt als Sohn eines Stempelfabrikanten geboren, der seinen Sohn zu Ehren Goethes auf den Namen „Federio“ taufen ließ – nomen est omen. J. W. Rosch geb. 1967 in Charkiv, lebt in Frankfurt am Main. Gedichte, Prosa, Roman. Bisher bei LLV erschienen: Jokhang-Kreisel. Gedichte und kurze Prosa mit Zeichnungen von Anna H. Frauendorf (2003), Goðan Daginn. Gedichte. Mit Radierungen von Mechthild Mansel (2010). Jens Rudolph geb. 1976 in Leipzig, Jurastudium in Dresden. Lebt und arbeitet als Familienrichter in Berlin und Potsdam. CatherinaSforza (Virginia Millais) k. A. Sigune (Sigune Schnabel) geb. 1981 in Filderstadt, Diplomstudium Literaturübersetzen in Düsseldorf. Zahlreiche Veröffent­li­chun­gen in Anthologien und Zeitschriften, z. B. Die Rampe, Krautgarten, Karussell und mosaik. Ver­schiedene Preise, zuletzt unter den Wettbewerbssiegern des Thuner Literaturfestivals Literaare im Februar 2017. Finalistin beim Literarischen März 2017. Einzeltitel: Apfeltage regnen, Geest-Verlag, 2017. Eleadora Stein geb. am 12. 6. 1954 in Wilkau-Haßlau, ist eine vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin und Übersetzerin und eine der bekanntesten zeitgenössischen deutschsprachigen Autorinnen. Nach ihrer umfassenden Kritik an Sprach- und Bewusstseinsschubladen befasste sich Stein vor allem mit dem fortschreitenden Verschwinden des Subjekts. Frühwerke wie „Pilzbeschimpfung“ und „Versuch über den Mut“ machten sie in den späten 1970er Jahren schlagartig bekannt. Bei der Wiedervereinigung der 1990er Jahre vertrat sie vereinigungskritische Positionen gegenüber der Mehrheitsmeinung. Werner Weimar-Mazur geb. 1955 in Weimar. Aufgewachsen in Karlsruhe. Studium der Geologie. Lebt im Raum Freiburg i.B. Schreibt Lyrik und Prosa. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien sowie drei Gedichtbände, zuletzt: herzecho.lyrische sonogramme, Verlag Rote Zahlen, 2016. www.weimar-mazur.de Zhenja & chlebnikov Projekt der beiden in Deutschland ansässigen russischen Dichter Jewgeni Sacharow und Sascha Perow, „Brüder im Namen“. Jewgeni beschäftigt sich seit 1990 mit Drama in - wie er es nennt - Außenprojekten, ich dagegen (Perow) versuche mich gelegentlich an Übersetzungen aus dem Russischen; mein Ziel: Er­schaffung eines neuen Dialekts der Weltpoesie, der „Sternensprache“. Wichtig war für unser Inskrip­tionen-Doppelleben die Begegnung mit der deutschen Dichterin Hanna Fleiss im Winter 2012 in Berlin.
Aktualisiert: 2020-01-17
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Martyrien

Martyrien von Amaschukeli,  Neli, Bakradse,  Lascha, Dschawachischwili,  Ivane, Kalinke,  Viktor, Pare,  Imogen
„Ist der Märtyrertod denn nur ein Tod? Nein, er ist die Geburt zu einem neuen, unsterblichen Leben...“ Das vorliegende Buch verschafft dem deutschsprachigen Leser einen Zugang zu drei Meisterwerken der altgeorgischen Prosa. Im Mittelpunkt steht das Martyrium der heiligen Schuschanik, einer Königin, die ihrem Ehemann Widerstand leistete, als dieser aus politischem Kalkül konvertierte und auch sie zur Abkehr von ihrem Glauben zwingen wollte. Be­mer­kens­­wert erscheint dem heutigen Leser die feinsinnige Radikalität ihrer Selbst­bestimmung als Frau in einem patriachalen Umfeld. Die Martyrien geben ein lebendiges Zeugnis vom Verhältnis des Christentums zu anderen Religionen der damaligen Zeit wie dem persischen Zoroastrismus (Mazdaismus) und dem aufkommenden Islam. Den Überlieferungen ist eine Einleitung zu den historischen Geschehnissen in einer Region vorangestellt, die sich über Jahrhunderte hinweg als Spielball zwischen den herrschenden Großmächten befand. Wie sind individueller Glaube und gesellschaftliche Funktion der Kirche miteinander verzahnt? Spielen staatliche Verfolgung, Aufopferung des Einzelnen und kollektive Selbstbehauptung noch immer eine Rolle im politischen Geschehen? Was aus west- und mitteleuropäischer Perspektive peripher erscheint, erweist sich, wie bereits Goethe bemerkte, als zentral. Das Buch ist mit zahlreichen Abbildungen sowie einem informativen Anhang ausgestattet, der eine Zeittafel, Begriffserklärungen sowie Beiträge von Adolf von Harnack und Neli Amaschukeli enthält. Zu den Übersetzern: Neli Amaschukeli (georg.: ნელი ამაშუკელი, 1921 -2007) Neli Amaschukeli wurde 1921 in Tbilissi geboren, studierte Deutsche Sprache und Literatur, Lehrstuhlinhaberin für Germanistik; sie war Präsidentin der Georgisch-Deutschen Gesellschaft und Mitglied der Internationalen Goethe-Gesellschaft in Weimar. Prof. Neli Amaschukeli ist als Übersetzerin und Vermittlerin zwischen georgischer und deutscher Kultur vielfach hervor­ge­tre­ten: Sie über­setzte u.a. altgeorgische Texte wie das Martyrium der Schuschanik und Der Recke im Tigerfell von Shota Rustaweli, die Gedichte Gedanken am Fluß Mtkwari von Nikolos Bara­ta­schwili und die georgische Fassung des alt­persischen Liebesromans Wis und Ramin, Geor­gische Romantiker, Neue Georgische Lyrik seit 1978 sowie Gedichte von Anna Kalandadse ins Deutsche. Im Jahr 1969 plante der Verlag Volk und Welt anläßlich der georgischen Kultur­tage in der DDR eine Anthologie mit georgischer Lyrik und Kurzprosa. Adolf Endler, Rainer Kirsch und Elke Erb hielten sich daraufhin drei Monate in Georgien auf, um eine Textauswahl des Georgischen Schriftstellerverbandes auf Grundlage einer Interlinearüber­set­zung von Neli Amaschukeli nachzudichten. 1971 erschien die Anthologie Georgische Poesie aus acht Jahrhunderten. Umgekehrt übertrug sie Die Wahlverwandtschaften von Goethe, Der Prozeß von Franz Kafka, Die Jünger Jesu von Leonhard Frank, Das Tagebuch der Anne Frank und die Ansichten eines Clowns von Heinrich Böll ins Georgische. Außer­dem übersetzte sie zwölf Opernlibretti, u.a. Mozarts Zauberflöte, sowie zahlreiche Essays und Sachbücher zur georgischen Kirchenmalerei, Film- und Theaterkunst, Musik, Literatur und Architektur sowie die Ilia Tschawtschawadse-Biographie von Giorgi Abaschidse aus dem Georgischem ins Deutsche und vice versa. In den 1970er Jahren wurden im Rahmen eines Kultur­austauschs in Saarbrücken etliche geor­gische Opern in der äquirhythmischen Übersetzung von Neli Amaschukeli von deutschen Sängern aufgeführt. Neli Amaschukeli wurde mit zahlreichen Preisen aus­ge­zeich­net, u.a. mit dem Albert-Schweit­zer-Friedenspreis, 2001 mit dem Georgischen Ehrenorden sowie 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Iwane Dschawachischwili (georg.: ივანე ჯავახიშვილი, 1876 –1940) Philologe, Historiker und Mitbegründer der Staatlichen Universität Tiflis, wurde als Sohn des Erziehungswissenschaftlers Aleksandre Dschawachischwili 1876 geboren, erwarb 1895 das Abitur in Tiflis, studierte bis 1899 Orientalische Sprachen in Sankt Petersburg, darauf folgte ein zweijähriges Auslandsstudium, 1898 Aufenthalt in Königsberg und Er­werb deut­scher Sprachkenntnisse, 1901-1902 Gasthörer an der Friedrich-Wilhelms-Uni­ver­sität Ber­lin bei Adolf von Harnack und Karl Krumbacher und über­set­zte altgeorgische Heiligen­legen­den ins Deutsche; Harnack bemühte sich, ihn für die Berliner Universität zu gewinnen; 1902 Expedition zum Berg Sinai mit Nikolai Jakowlewitsch Marr, um alt­geor­gischer Manuskripte zu bergen, 1903 bis 1917 war Iwane Dschawachischwili Privatdozent für Kartwelologie an der Armenisch-Georgisch-Iranischen Abteilung an der Universität Sankt Petersburg, engagierte sich für die Gründung der Staatlichen Universität Tiblissi, wo er 1918 die erste Vorlesung hielt („Die Persönlichkeit des Menschen und ihre Bedeutung im altgeorgisch-philosophischen Schrifttum“), 1919-1926 Rektor der Universität, 1918-1938 Dekan der historischen Fakultät, 1924 Unterstützung des August-Aufstands in Georgien, daher 1926 Ablösung als Rektor und mehrere Jahre Hausarrest, 1936 lehnte er es ab, Mitglied der KPdSU zu werden, 1936-1940 Leitung der historischen Abteilung des Staat­li­chen Museums Georgiens, 1939 Vollmitglied der Sowjetischen Akademie der Wis­sen­schaf­ten, Mitglied im Parlament der Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Das Werk von Iwane Dschawachischwili umfaßt 170 wissenschaftliche Artikel und ca. 20 Mono­grafien: eine vierbändige Geschichte Georgiens, eine dreibändige Geschichte des geor­gischen Rechts, eine zweibändige Geschichte der Wirtschaft Georgiens, eine Geschichte der georgischen Musik, eine Studie zur Verwandtschaft der kart­weli­schen und kau­ka­si­schen Sprachen, eine georgische Paläographie, eine georgische Münz- und Meßkunde, eine georgische Diplomatik und eine Arbeit über Quellen und Methoden der Geschichts­wissen­schaft.
Aktualisiert: 2022-11-06
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