Aktualisiert: 2022-09-30
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Kindschaft ist keine Idylle. Naiv, wer glaubte, das Kind sei naiv, kindisch, wer sich ihm so nähert. In Prežihov Voranc’ elf Kindheitsgeschichten, eindringlich und leise erzählt, erscheinen Kinder nicht als kleine Erwachsene, vielmehr sind sie (noch) ganz Mensch. Erlebnisse und Begebnisse, frühe Müh’, schroffer Verweis, aber auch Wärme und Zuneigung an den kargen Alpenhängen, auf der Pacht, dem Keuschlerhof, am Rand des Dorfs und auf dem Weg in die Stadt – wahrgenommen im Kindblick. Keine alters(allzu) weise Suche nach der verlorenen Kindschaft, nicht die gesuchte Erinnerung, einfach aufgehobenes Leben. „Maiglöckchen“ – das letzte Buch von Prežihov Voranc.
Aktualisiert: 2021-09-30
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Die Auswahl versammelt acht Erzählungen und Reportagen von Prežihov Voranc. Der Bogen spannt sich von seiner ersten 1911 veröffentlichten Erzählung bis zu einem Kapitel aus seinem letzten unvollendeten Roman 1949.
Als Sechzehnjähriger schrieb der »junge Pferdeknecht« (Zofka Kveder) seine ersten Geschichten, seine sozialkritische Erzählung Im Winter (1911) spricht bereits sein grundlegendes Thema an: die entwürdigende Situation der Keuschler und Kleinbauern.
In der grotesk-naturalistischen Skizze Sektor 5 (1926) schildert er die Sinnlosigkeit und Anomalie des Krieges auf den berüchtigten Kriegsschauplätzen des 1. Weltkrieges und stellt Fahnenflucht als einzige Chance dar, um dem Widersinn des Krieges zu entkommen. Er arbeitet seine eigene Desertion auf, die ihn in die Abruzzen verschlagen hat, wo auch die seraphisch-schöne Geschichte Das Mädchen mit der Mandoline (1924) spielt.
Zwischen 1930 und 1939 lebte er als Sekretär des Internationalen Roten Kreuzes und der Internationalen Gewerkschaft in Wien, Prag, Berlin und Paris und verbrachte einige Zeit im Gefängnis. Auf diese Erfahrungen stützen sich seine politisch-poetischen Reportagen Wien (1940/46) und Paris (1940/46).
Seine Apotheose der Südkärntner Lebenswelt unter dem politisch-historisch konnotierten Kürzel Saualm entstand 1948. Die Kurzgeschichte Das Tal ohne Namen (1948) ist eine poetische Ironisierung der Selbstverliebtheit einer Kultur, die allzu lange im Schatten der großen Nachbarn gestanden ist.
Die Geheime Lesestube (1949) schließlich ist das einzige vollendete Kapitel aus dem Romanprojekt Pristrah (Angst), der Geschichte der Selbstkultivierung der slowenischen Bevölkerung seit 1848.
Aktualisiert: 2022-09-30
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Die Auswahl versammelt acht Erzählungen und Reportagen von Prežihov Voranc. Der Bogen spannt sich von seiner ersten 1911 veröffentlichten Erzählung bis zu einem Kapitel aus seinem letzten unvollendeten Roman 1949.
Als Sechzehnjähriger schrieb der »junge Pferdeknecht« (Zofka Kveder) seine ersten Geschichten, seine sozialkritische Erzählung Im Winter (1911) spricht bereits sein grundlegendes Thema an: die entwürdigende Situation der Keuschler und Kleinbauern.
In der grotesk-naturalistischen Skizze Sektor 5 (1926) schildert er die Sinnlosigkeit und Anomalie des Krieges auf den berüchtigten Kriegsschauplätzen des 1. Weltkrieges und stellt Fahnenflucht als einzige Chance dar, um dem Widersinn des Krieges zu entkommen. Er arbeitet seine eigene Desertion auf, die ihn in die Abruzzen verschlagen hat, wo auch die seraphisch-schöne Geschichte Das Mädchen mit der Mandoline (1924) spielt.
Zwischen 1930 und 1939 lebte er als Sekretär des Internationalen Roten Kreuzes und der Internationalen Gewerkschaft in Wien, Prag, Berlin und Paris und verbrachte einige Zeit im Gefängnis. Auf diese Erfahrungen stützen sich seine politisch-poetischen Reportagen Wien (1940/46) und Paris (1940/46).
Seine Apotheose der Südkärntner Lebenswelt unter dem politisch-historisch konnotierten Kürzel Saualm entstand 1948. Die Kurzgeschichte Das Tal ohne Namen (1948) ist eine poetische Ironisierung der Selbstverliebtheit einer Kultur, die allzu lange im Schatten der großen Nachbarn gestanden ist.
Die Geheime Lesestube (1949) schließlich ist das einzige vollendete Kapitel aus dem Romanprojekt Pristrah (Angst), der Geschichte der Selbstkultivierung der slowenischen Bevölkerung seit 1848.
Aktualisiert: 2022-09-30
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Aktualisiert: 2022-09-30
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Kindschaft ist keine Idylle. Naiv, wer glaubte, das Kind sei naiv, kindisch, wer sich ihm so nähert. In Prežihov Voranc’ elf Kindheitsgeschichten, eindringlich und leise erzählt, erscheinen Kinder nicht als kleine Erwachsene, vielmehr sind sie (noch) ganz Mensch. Erlebnisse und Begebnisse, frühe Müh’, schroffer Verweis, aber auch Wärme und Zuneigung an den kargen Alpenhängen, auf der Pacht, dem Keuschlerhof, am Rand des Dorfs und auf dem Weg in die Stadt – wahrgenommen im Kindblick. Keine alters(allzu) weise Suche nach der verlorenen Kindschaft, nicht die gesuchte Erinnerung, einfach aufgehobenes Leben. „Maiglöckchen“ – das letzte Buch von Prežihov Voranc.
Aktualisiert: 2021-09-30
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Die neun Kapitel des Schlussbandes zeigen den sukzessiven Zerfall gesellschaftlicher Ordnung angesichts der politischen Verrohung der beginnenden 1930er Jahre, aber auch das Aufbäumen und den Widerstand einzelner Kommunen gegen die politische und wirtschaftliche Instrumentalisierung der Menschen. Ihre Resignation ist die Folge der Korruption und der daraus resultierenden Krise, die sich von der Wirtschaft auf alle Bereiche des Lebens ausdehnt und in welcher die Menschen nicht den Schritt zu Solidarität und sozialem Ausgleich wagen, sondern sich in Ängste und Fetische, wie Macht, Religion und rücksichtlosen Egoismus, flüchten. Das „Dorf unterm Berg“ wird zum Spiegelbild europäischer Hilflosigkeit angesichts des rigiden Konkurrenzdenkens, das keine gesellschaftliche Utopie als Leitbild zulässt.
Prežihov Voranc‘ Hauptanliegen als Autor wie als Sozialaktivist war es, ein gegenseitiges Ausspielen der gesellschaftlichen Schichten zu verhindern, insbesondere auf die von oben gesteuerte Konkurrenz der Bauern und Arbeiter bezogen. Seine Liebe zur Bauernarbeit und zum bäuerlichen Dasein war unumstößlich, ebenso aber auch seine Solidarität mit den Besitzlosen und Außenseitern. Im Bauernsohn und Werksarbeiter Perman Ahac, der sein Erbe zweimal an die Banken verliert, hat er sich selbst dargestellt, was die Jahre 1921 bis 1930 betraf; in der Figur des Bauern Munk setzte er dem traditionsverhafteten Bauernstand ein Denkmal, ohne die Schwächen und gesellschaftlichen Vorurteile jener Menschen schönzufärben. Im Gegenteil, seine Darstellung geht tief in die sozialen Widersprüche hinein genauso wie in die Tiefen menschlichen Erlebens und Begreifens. Dass er in diesem Roman, der um 1941 in der Dolenjska geschrieben und im Herbst 1945 in Ljubljana publiziert wurde, auch das Streben nach ‚kommunaler Selbstverwaltung‘ (Band 3, Kap. 3, 8, 9) dargestellt hat, wurde vielfach übersehen, da bei ihm der soziale Ausgleich und die Solidarität, und nicht die Vorherrschaft einer Gruppe der Angelpunkt jedes Gemeinwesens waren. Voranc‘ ‚linker Heimatroman‘, der in seiner Breite und Tiefe an die russischen und französischen Realisten und Naturalisten gemahnt, ist ein unvergleichliches Porträt seiner Herkunftswelt, die er in all ihren Nuancen und Wandlungen verewigt hat.
Aktualisiert: 2019-03-25
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Der slowenische Autor Prežihov Voranc hat mit "Jamníca. Roman soseske" (Jamníca. Der Roman der Dorfnachbarschaft) 1945 seinen letzten abgeschlossenen Roman vorgelegt, nach eigenen Worten sein Lieblingsbuch, da es die unmittellbare Umgebung seines Wohnortes, die Gemeinde Kotlje unter der Uršlja gora zwischen Unterdrauburg/Dravograd und Ravne in ihrer Gesamtheit darstellt, das soziokulturelle Porträt eines Grenzstriches nach dem Ersten Weltkrieg. Der erste der drei Bände schildert die Jahre 1921 bis 1924, den politischen Umbruch, den Einfluss der nahenden Wirtschaftskrise, das Zerbrechen der ehemals soliden bäuerlichen Dorfstruktur durch das Erstarken des Arbeiterstandes in den Eisenwerken und die Rivalitäten zwischen den verschiedensten Berufsstände und Besitzgrößen. Im Mittelpunkt steht nicht ein einzelner Held, sondern ein Dutzend Figuren, die das gesamte soziale Kaleidoskop abdecken, vom Großbauern Munk und Bunk bis zu den rätselhaften Bettlerfiguren Moškoplet und Ajta. Jedes der acht Kapitel kreist um ein Hauptthema, doch in allen geht es um die Lebens- und Sinnkrise, die mit dem Ersten Weltkrieg einsetzte und das Dasein der Menschen bis ins Alltäglichste veränderte.
Aktualisiert: 2019-03-25
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Der slowenische Autor Prežihov Voranc hat mit "Jamníca. Roman soseske" (Jamníca. Der Roman der Dorfnachbarschaft) 1945 seinen letzten abgeschlossenen Roman vorgelegt, nach eigenen Worten sein Lieblingsbuch, da es die unmittelbare Umgebung seines Wohnortes, die Gemeinde Kotlje (Köttlach) unter der Uršlja gora südöstlich von Dravograd (Interdrauburg) und Ravne, in ihrer Gesamtheit darstellt, das soziokulturelle Porträt eines Grenzstriches nach dem 1. Weltkrieg. Der erste der drei Bände schildert das Jahr 1921, den politischen Umbruch, den Einfluss der nahenden Wirtschaftskrise, das Zerbrechen der ehemals soliden bäuerlichen Dorfstruktur durch das Erstarken des Arbeiterstandes in den Eisenwerken und die Rivalitäten zwischen den verschiedensten Berufsständen und Besitzgrößen. Im Mittelpunkt steht nicht ein einzelner Held, sondern ein Dutzend Figuren, die das gesamte soziale Spektrum abdecken, vom Großbauern Munk und Bunk, dem Bauernsohn Perman Ahac, der Arbeiter wird, bis zu den rätselhaften Bettlerfiguren Moškoplet und Ajta. Jedes der acht Kapitel kreist um ein Hauptthema, doch in allen geht es um die Lebens- und Sinnkrise, die mit dem 1. Weltkrieg einsetzte und das Dasein der Menschen bis ins Alltäglichste veränderte.
Der 2. Band des Romans „Jamníca“ schildert die Situation der späten zwanziger Jahre, in denen die Aushöhlung der Werte in Verbindung mit der wirtschaftlichen und politischen Krise zum inneren Verfall der Gesellschaft führt und das Subjekt zum Opfer von rivalisierenden Kräften macht. Wiederum umkreist jedes der acht Kapitel ein bestimmtes soziales Thema und zeigt uns in Voranc' groteskem Realismus das Gesicht der "condition humaine". Spürbar ist aber auch die Suche nach einem neuen Menschenbild, das in der Krise Halt geben könnte, das aber im Umfeld der zwanziger und beginnenden dreißiger Jahre immer mehr aus dem Gesichtsfeld rückt.
Die neun Kapitel des Schlussbandes zeigen den sukzessiven Zerfall gesellschaftlicher Ordnung angesichts der politischen Verrohung der beginnenden 1930er Jahre, aber auch das Aufbäumen und den Widerstand einzelner Kommunen gegen die politische und wirtschaftliche Instrumentalisierung der Menschen. Ihre Resignation ist die Folge der Korruption und der daraus resultierenden Krise, die sich von der Wirtschaft auf alle Bereiche des Lebens ausdehnt und in welcher die Menschen nicht den Schritt zu Solidarität und sozialem Ausgleich wagen, sondern sich in Ängste und Fetische, wie Macht, Religion und rücksichtlosen Egoismus, flüchten. Das „Dorf unterm Berg“ wird zum Spiegelbild europäischer Hilflosigkeit angesichts des rigiden Konkurrenzdenkens, das keine gesellschaftliche Utopie als Leitbild zulässt.
Prežihov Voranc‘ Hauptanliegen als Autor wie als Sozialaktivist war es, ein gegenseitiges Ausspielen der gesellschaftlichen Schichten zu verhindern, insbesondere auf die von oben gesteuerte Konkurrenz der Bauern und Arbeiter bezogen. Seine Liebe zur Bauernarbeit und zum bäuerlichen Dasein war unumstößlich, ebenso aber auch seine Solidarität mit den Besitzlosen und Außenseitern. Im Bauernsohn und Werksarbeiter Perman Ahac, der sein Erbe zweimal an die Banken verliert, hat er sich selbst dargestellt, was die Jahre 1921 bis 1930 betraf, in der Figur des Bauern Munk aber hat er dem traditionsverhafteten Bauernstand ein Denkmal gesetzt, ohne die Schwächen und gesellschaftlichen Vorurteile jener Menschen schönzufärben. Im Gegenteil, seine Darstellung geht tief in die sozialen Widersprüche hinein genauso wie in die Tiefen menschlichen Erlebens und Begreifens. Dass er in diesem Roman, der um 1941 in der Dolenjska geschrieben und im Herbst 1945 in Ljubljana publiziert wurde, auch das Streben nach ‚kommunaler Selbstverwaltung‘ (Band 3, Kap. 8-9) dargestellt hat, wurde vielfach übersehen, da bei ihm der soziale Ausgleich und die Solidarität, und nicht die Vorherrschaft einer Gruppe, der Angelpunkt jedes Gemeinwesens waren. Voranc‘ ‚linker Heimatroman‘, der in seiner Breite und Tiefe an die russischen und französischen Realisten und Naturalisten gemahnt, ist ein unvergleichliches Porträt seiner Herkunftswelt, die er in all ihren Nuancen und Wandlungen verewigt hat.
Aktualisiert: 2019-03-25
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Das umfassendste Werk des Kärntner slowenischen Schriftstellers Prežihov Voranc ist der Antikriegsroman "Doberdo". Der Ort Doberdob (dt. Doberdo) steht als Synonym für die schlimmsten Gefechte an der Isonzofront im Ersten Weltkrieg. Der Autor beschreibt in den ersten beiden Teilen des Romans seine eigene Erfahrung als österreichisch-ungarischer Soldat an der Front, aber auch die Erfahrungen anderer Soldaten der Habsburgermonarchie, bis zur seiner Desertion. Der dritte und vierte Teil sind den Ereignissen im Hinterland gewidmet.
Aktualisiert: 2020-01-23
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Geschichten als Grenzsteine gegen kollektive Vergesslichkeit.
Nach seiner Heimkehr aus dem KZ Mauthausen schrieb der Schriftsteller Prežihov Voranc kleine Geschichten nieder, die 1946 unter dem vieldeutigen Titel 'Naši mejniki' (Unsere Grenzsteine) erschienen. Eine Sammlung verschiedenartiger Texte – Erlebtes, in Erfahrung Gebrachtes, Bezeugtes, Verschwiegenes – literarisch verdichtet zu Legenden, Exempeln und Parabeln. Angesiedelt sind sie beidseits der Karawanken und der Drau. Sie erzählen von Treibjagden und Geiselerschießungen, von der Angst und vom Mut der Namenlosen, aber auch von Fanatisierung, Opportunismus und Verrat. Und von jener perversen Logik des KZ-Systems, das Opfer und Täter aneinander kettet.
Voranc hält fest, was dem Vergessen entrissen, was im Gedächtnis der Überlebenden und der folgenden Generationen festgeschrieben werden soll …
Aktualisiert: 2022-12-31
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