49. IWASA Internationales Wasserbau-Symposium Aachen 2019
Naturnahe Gewässerentwicklung – Beiträge aus Praxis und Forschung
Holger Schüttrumpf
Der Mensch greift mit vielfältigen Aktivitäten in Naturräume ein. Fluviale Systeme wurden dadurch häufig negativ und tiefgreifend bereits seit Jahrhunderten beeinflusst. Als Folge sind alle Flusssysteme in Mitteleuropa heute anthropogen geprägt und selten naturnah. Landnutzungsänderungen, Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Bergbautätigkeiten, Maßnahmen zum Hochwasserschutz und zur Trinkwasserversorgung, Wasserkraftanlagen oder etwa Schifffahrt verursachen seit dem Neolithikum morphodynamische Änderungen fluvialer Systeme sowie Änderungen der Abflusscharakteristika mit Auswirkungen auf die Gewässerökosysteme. Hinzu kommen diverse anthropogen bedingte Schadstoffe, die sich in den Sedimenten akkumulieren können und bei Hochwasser wieder remobilisiert werden.
Die naturnahe Gewässerentwicklung hat sich zum Ziel gesetzt, die Folgen anthropogener Eingriffe in die Gewässer zu reduzieren, Lebensräume in und an Gewässern zu schaffen, die Gewässerstruktur, -fauna und -flora zu verbessern und die Durchgängigkeit der Gewässer wiederherzustellen. Aufgrund der dynamischen Prozesse und komplexen Wechselwirkungen in den jeweiligen Flusssystemen sind Maßnahmen zur Wiederherstellung eines naturnahen Zustands und zur naturnahen Gewässerentwicklung häufig kostspielig, kompliziert, langfristig und auch manchmal mit Rückschlägen verbunden.
Auf dem Gebiet der naturnahen Gewässerentwicklung hat es eine Vielzahl neuer Entwicklungen gegeben, die auf dem IWASA vorgestellt und diskutiert wurden.