Aeneas‘ Wanderungen – Aeneas‘ Wandlungen
Instrumentalisierung der Wandersage um einen Nationalhelden und Aeneas-Rezeption in augusteischer Zeit, im Spiegel von Literatur und Bildsprache
Sarah Lang
Bevor Publius Vergilius Maro die Mythengestalt Aeneas in seiner Aeneis vor Weltpublikum behandelt hat, war der ursprünglich homerische Held immer nur von sekundärer Bedeutung neben den wirklich großen Helden wie etwa Achill, Odysseus oder Hektor. Wie kommt es also, dass die vergilische Darstellung ihn auf einmal berühmt gemacht hat, nicht nur als Vorvater des Augustus und Proto-Römer, sondern sogar als Urbild späterer europäischer Helden bis in unsere Zeit? Die vorliegende Arbeit setzt es sich zur Aufgabe, die Genese des Mythos bis zu Vergil zu verfolgen und dabei besonders die Vermittlerrolle griechischer Gelehrter in den Blick zu nehmen. Damit kann die vergilische Darstellung in ihrer Dimension als Phänomen der translatio imperii verstanden werden, das sich als wesentlich komplexer herausstellt, als es bisher schien. Auch soll gezeigt werden, dass die Nutzung des Aeneas-Mythos in augusteischer Zeit wesentlich mehr als nur die vergilische Aeneis umfasste und man durchaus von einer allgemeinen Instrumentalisierung der Sage sprechen kann, die durch verschiedenste Akteure zu unterschiedlichsten Zwecken verarbeitet wurde.