Alte Wurzeln, Neue Heimat
Die Enkel der Flüchtlinge und Vertriebenen als Avantgarde des Kontinents
Martin Lätzel
„Wir sind nicht von hier.“ Das war das Gefühl der Flüchtlinge und Vertriebenen, die nie richtig in der neuen „Heimat“ angekommen waren. Ihre Sehnsucht galt dem Verlorenen. Die Generation der Kinder und Enkel verweigerte sich der Wehmut. Das Thema „Flucht und Vertreibung“ blieb als Leerstelle. Dabei sind die Erzählungen der Erlebnisgeneration viel Wert. Fernab von jeglichem Revanchismus wissen die Kinder und Enkel der Flüchtlinge und Vertriebenen, wo ihre Wurzeln sind. Und sie tragen einen großen Schatz, nämlich das Wissen um die traurige Geschichte Europas. Ihre Herkunft zeigt, dass die Zukunft des Kontinents nur in einem Miteinander von Ost und West gestaltet werden kann. Aus der Tragik von Flucht und Vertreibung kann in dieser Perspektive ein Aufbruch für ein kosmopolitisches und gastfreundliches Europa werden.
Martin Lätzel, Jahrgang 1970, Publizist und promovierter Theologe, leitete bis 2013 den Landesverband der Volkshochschulen in Kiel. Seit 2013 Referatsleiter für Kulturentwicklung bei der Landesregierung in Schleswig-Holstein. Er ist Sachbuchautor, Blogger, Organisationsentwickler und Lehrbeauftragter an der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel.