Analogie
als Quelle der Erkenntnis
Oliver Bender, Sigrun Kanitscheider, Andreas Mehl, Bernhart Ruso, Hans Winkler
Der Begriff „Analogie“ bezeichnet ganz allgemein partielle Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten komplexer Sachverhalte. Lange Zeit konnten viele Phänomene mangels präziser Instrumente nicht gemessen, sondern nur über Analogien erklärt werden. Mit dem Aufschwung der Empirie in der Neuzeit bildete der Analogismus eine treibende Kraft der Wissenschaft und bekam eine Schlüsselfunktion in der Erkenntnistheorie, etwa bei Herder und Kant. Grundsätzlich können Analogien gezogen werden, um vorhandene Strukturen und Prozesse zu beschreiben, zu analysieren oder um Hypothesen zu bilden. Es entwickelte sich ein allen Wissensgebieten und Wissenschaften gemeinsames Grundverständnis von Analogie, das dennoch in der konkreten Anwendung Unterschiede sichtbar werden lässt. Der Begründer der Matreier Gespräche, Otto Koenig, war ein Verfechter des Analogieschlusses, und auch sein Lehrer Konrad Lorenz brach in seiner Nobelpreisrede 1973 eine Lanze für diese Form des Erkenntnisgewinns. Dies war Grund genug, sich des wissenschaftstheoretischen Themas der Analogie in den 43. Matreier Gesprächen anzunehmen. Der einleitende „interdisziplinäre Streifzug“ spannt einen weiten historischen Bogen, um mit einer Bestandsaufnahme und Begriffsdefinition den Rahmen für die weiteren elf Beiträge vorzugeben, welche die – nicht unproblematische – Erkenntnisgewinnung mit Hilfe von Analogie aus der Sicht verschiedener Disziplinen beleuchten.