Anpassungen der Hirnfunktion nach Radsporttraining
Effekte von Hoch- und Niederfrequenztraining im Radsport auf die zentralnervale Aktivität sowie die aerobe und anaerobe Ausdauerleistungsfähigkeit
Sebastian Ludyga
Bis vor einigen Jahren hielt sich die Auffassung, dass allein die periphere Ermüdung die Ausdauerleistung begrenzt. Mittlerweile hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden, der das Gehirn als leistungslimitierenden Faktor propagiert. Dementsprechend stellt sich die Frage, ob die hohe funktionelle Plastizität des Gehirns durch sportliche Interventionsmaßnahmen zugunsten der Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit gefördert werden kann. Damit im Zusammenhang wurden Anpassungen der Gehirnfunktion an Ausdauertraining bis dato nur im Ruhezustand und während kognitiver Beanspruchungsformen untersucht, obwohl vor allem deren Einfluss auf eine sportartspezifische Belastung für die Trainingswissenschaft von hoher Bedeutung ist. Der aktuelle Forschungsstand bestätigt, dass die Trittfrequenz als Belastungsnormativ nicht nur die Beanspruchung des Herz-Kreislauf-Systems und der Muskulatur moduliert. Darüber hinaus wirkt sich die Gestaltung der Kadenz während einer Belastung auch direkt auf die Hirnaktivität aus. Folglich wurde angenommen, dass ein spezifisches Trittfrequenztraining einen geeigneten Stimulus darstellt, um Anpassungsreserven des Herz-Kreislauf-Systems, der Muskulatur und der Hirnaktivität zu rekrutieren. Dies wurde mittels einer randomisierten, kontrollierten Studie im Prä-Posttest-Design überprüft. Die Untersuchungen dazu fanden im gemeinsamen Labor des Departments Sportwissenschaft und des An-Instituts für Leistungsdiagnostik und Gesundheitsförderung e.V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg statt. Die Ergebnisse der Studie geben Aufschluss über die Anpassungsreaktion des zentralen Nervensystems, des Herz-Kreislauf-Systems und der Muskulatur nach vierwöchigem Hoch- und Niederfrequenztraining. Die Qualität der gewonnenen Erkenntnisse wurde durch eine Bestätigung der Test-Retest-Reliabilität der verwendeten Messmethoden (Elektroenzephalographie in Ruhe und während Belastung; Ergometer-Stufentest; Zugkrafttest & 75s-Test) untermauert. Die Ergebnisse implizieren, dass Trittfrequenztraining im Radsport zum längerfristigen Leistungsaufbau vermehrt berücksichtigt werden sollte. Zudem hat diese Trainingsform großes Potential über eine neuroprotektive Wirkung zur Gehirngesundheit beizutragen.