Arbeits- und Sozialrecht im vereinigten Deutschland gestern, heute und morgen.
Ulrich Drobnig, Thilo Ramm
Die Aufarbeitung der innerdeutschen Rechtsvergleichung während der Zeit deutscher Teilstaatlichkeit und ihre Auswertung für eine deutsche Rechtspolitik – die ihrer Natur nach etwas anderes ist als die Fortsetzung der Rechtspolitik der Bonner Republik! – bleibt nach wie vor Aufgabe der deutschen Rechtswissenschaft.
Für das Arbeitsrecht zeigt der vorliegende Sammelband die unerläßlichen Vorgaben auf, die dazu zu leisten sind: Einer kurzen Übersicht über das »Arbeitsrecht der DDR in der Retrospektive« folgt die doppelte Spiegelung »alter Ansichten heute kritisch besehen«: das Arbeitsrecht der DDR aus westlicher Sicht und das Arbeitsrecht der Bonner Republik aus östlicher Sicht. Dieser nichts beschönigenden Bewältigung unserer getrennten Vergangenheit schließen sich als Beiträge zur Lösung der Probleme der Gegenwart die Darlegung der Besonderheit des Arbeitsmarkts in den neuen Bundesländern und möglicher Abhilfe, sowie die in zwei Referaten behandelte zentrale Forderung der »sozialpolitischen Absicherung der berufstätigen Frau« an. Dieses im Einigungsvertrag abgegebene Versprechen ist ebenso uneingelöst geblieben wie das, ein Arbeitsvertragsgesetz zu schaffen, um unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten. Der – inzwischen dem Deutschen Juristentag 1992 vorgelegte – Entwurf des Arbeitskreises »Wiederherstellung der deutschen Rechtseinheit« der Fritz Thyssen Stiftung für Arbeits- und Sozialrecht wird inhaltlich vorgestellt. Er verdient auch unter dem Aspekt besonderes Interesse, als der Arbeitskreis bereits nach dem Abschluß des deutsch-deutschen Kulturabkommens als paritätisch zusammengesetzte Gruppe entstanden war.
Über den Kreis der Arbeitsrechtler und Familienrechtler hinaus wendet sich damit der Sammelband an alle rechtspolitisch interessierten Juristen, da er beispielhaft die Wege aufzeigt, die für die künftige Diskussion zu begehen sind. Insoweit spricht er aber auch die politisch Interessierten und in seiner Rückschau die Historiker an.