Argentina 1962 – 1964
Als Kinderkrankenschwester bei den Herrschaften
Trudi Harmath
Trudi Harmath (*1936) will im Jahr 1962 nach ihrer Lehrzeit als Verkäuferin und Kinderkrankenschwester die Welt kennenlernen. Sie schliesst einen zweijährigen Vertrag als Kinderbetreuerin bei einer Familie mit vier Kindern im fernen Argentinien ab und macht sich mit wenig Kenntnissen des Landes auf die lange Schiffsreise nach Buenos Aires. Dort trifft sie auf eine reiche, jüdische Familie, welche neben dem Hauptdomizil in Buenos Aires zwei Farmen und ein Winterdomizil weit verteilt über Argentinien und zusätzlich eine Sommerresidenz in Uruguay besitzt. Oft mit ungläubigem Staunen, aber stets mit offenen Augen und einem mitfühlenden Herzen schildert sie Anekdoten und Geschichten sowohl voller Freude als auch Tragik aus dem Alltag mit den Kindern und den Herrschaften. Es sind keine tiefgründigen Analysen von Gesellschaft und Politik und dennoch entsteht ein Bild eines Landes, in dem die herrschende Klasse im Kleinen so regiert, wie es auch die grosse Politik tut: Klassenunterschiede werden zementiert, der Herrschaftsanspruch ist absolut. Wie sagte doch der Familienvorstand so schön? «Wer gebildet ist, will nicht mehr arbeiten.»