Aromata in der iranischen Kultur
unter besonderer Berücksichtigung der persischen Dichtung
Mehr Ali Newid
Die vorliegende Untersuchung zeigt, wie Aromata tierischer oder pflanzlicher Herkunft in der persischen Literatur zur Sprache kommen und welche Rolle sie in der persischen Kunst und Archäologie spielen. Arabische, griechische und indische Quellen sowie Sekundärliteratur wurden hinzugezogen. Die bis dato einzige Monographie behandelt nicht nur die Beschaffenheit und Herkunftsländer der Duftstoffe, sondern auch ihre vielfältige Metaphorisierung in der Dichtung und ihren Stellenwert sowohl im religiösen Bereich als auch im alltäglichen Leben, z.B. bei Hofzeremonien, Hochzeiten, im Schreibwesen, der Kochkunst, dem Bauwesen, dem Geschenkwesen etc.Geographisch erstreckt sich die Untersuchung auf den iranischen Kulturkreis, welcher sich unter den Dynastien der Achämeniden, Parther bzw. Arsakiden und Sasaniden nicht nur auf das Gebiet des heutigen iranischen Staates beschränkte, sondern auch zum Teil die Länder Afghanistan, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan, Pakistan und Indien mit einbezog.Der behandelte Zeitraum beginnt mit den Achämeniden (550 bis 330 v. Chr.), die mit dem persischen Großreich das mächtigste Imperium der alten Welt errichteten, und endet mit den Safawiden (ca. 1501 bis 1722). Abgesehen von der Periode der Mongolenherrschaft (13. bis 14. Jahrhundert) ist während dieser Zeit eine gewisse Kontinuität bestimmter Sitten und Bräuche festzustellen, insbesondere bei den Sasaniden (224 bis 642 n. Chr.), welche sich als Nachkommen der Achämeniden betrachteten. Ihr kulturelles Erbe wurde von den Abbasiden (750 bis 1258 n. Chr.), den Samaniden (892 bis 999 n. Chr.), den Bujiden (945 bis 1055 n. Chr.), den Gaznawiden (962 bis 1040 n. Chr.) und den Seldschuken (1000 bis 1218 n. Chr.) fortgeführt. So blieb neben anderen Traditionen auch der Brauch der Verwendung von Aromata und königlichem Räucherwerk, wie sie etwa bei der Inthronisation, bei Empfangsriten sowie Nawruz- und Mehrgan-Festen üblich waren, zumindest bis in die Zeit der Seldschuken erhalten. Die Arbeit besteht aus vier Teilen:
Teil I: Duftstoffe tierischer Herkunft (Ambra, Bibergeil, Moschus, Zibet).Teil II: Duftstoffe pflanzlicher Herkunft (Aloeholz, Kampfer, Kostus, Narde, Rosenwasser, Safran, Sandelholz).Teil III: Gemischte Düfte (Salben, Pastillen, Pulver)Teil IV: Aromatische Harze, Balsame, Öle und Mannas.
Angesprochen werden sollen durch die vorliegende Arbeit insbesondere Wissenschaftler und Studierende folgender Fachrichtungen: Iranische Studien, Orientalistik, Islamwissenschaften, Archäologie, Sprachwissenschaften, Ethnologie und Religionsgeschichte. Darüberhinaus bietet diese Untersuchung – wie dies seit Rückert, Goethe, Hammer von Purgstall und zuletzt auch Annemarie Schimmel im deutschsprachigen Raum tradiert ist – Übertragungen zahlreicher Verse aus dem Bereich epischer, mystischer und romantischer Dichtung des Neupersischen, darunter auch solche von Ferdawsi, Sana’i, Rumi, Sa’di, Hafiz und anderen. Fachkollegen haben mit der vorliegenden Arbeit eine literarische und kulturhistorische Untersuchung zu Hand, die es in diesem Bereich bislang noch nicht gegeben hat. Da die Forschungslage in der Iranistik in den letzten Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum weit hinter den anderen Disziplinen der Orientalistik zurückgeblieben ist, hofft der Autor – wie bereits an anderer Stelle geschehen (vgl. Newid / Mumm: Persisches Lesebuch) -, mit dieser Untersuchung einerseits einen Beitrag zur Belebung dieses Faches zu leisten und andererseits den Fachkollegen und Studierenden neue Anregungen für weitere Forschungsvorhaben zu geben.