Auf dem Weg zur Realisierung der Einheit Deutschlands.
(Jahrbuch 1991).
Alexander Fischer, Maria Haendcke-Hoppe-Arndt
Vorwort
Die erste Jahrestagung der Gesellschaft für Deutschlandforschung im wiedervereinigten Deutschland am 28. Februar und 1. März 1991 stand unter dem Generalthema »Auf dem Weg zur Realisierung der Einheit Deutschlands«, das aus ökonomischer, rechtlicher und politischer sowie aus zeitgeschichtlicher Sicht behandelt wurde. Bei der Wahl dieses Themas im Sommer 1990 war sich der Vorstand der Gesellschaft bewußt – und gehörte damals angesichts der »Einigungseuphorie« mit dieser Meinung sicherlich noch zu einer Minderheit – , daß sich der reale Prozeß der Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten für die Menschen in den neuen Bundesländern äußerst schwierig gestalten würde. Die Neuartigkeit der Transformation eines sogenannten sozialistischen, zentralgeplanten Systems in eine Marktwirtschaft, aber auch der geringe Wissensstand in der alten Bundesrepublik über die Funktionsweise des Herrschaftssystems der SED und nicht zuletzt das Fehlen jedweder gedanklicher Vorarbeiten für eine Vereinigung bei allen Bundesregierungen seit der abrupten Auflösung des »Forschungsbeirates für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands« im Jahre 1975 führte zur Unterschätzung der Probleme des Vereinigungsprozesses. Diese traten bereits vor dem Vollzug der politischen Einheit am 3. Oktober 1990 mit dem Beginn der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion am 1. Juli 1990 schlagartig zutage. Der politisch rasante Einigungsprozeß und die damit verbundene wirtschaftliche Vereinigung hat viele Probleme bisher nicht lösen können. So trog z.B. auch die verbreitete Hoffnung, allein durch die Beseitigung der zentralen Planwirtschaft würde Marktwirtschaft in Kürze entstehen.