Aufzeichnungen eines Meteorologen der Kriegsmarine
Eine historisch-dokumentarische Arbeit
Nurdan M Aksulu
„In Ymuiden am 1.1.[1945] Einsatz einer Gruppe.
Vor dem Start schlendert ein blonder Oberleutnant auf dem Kai der Schleuse auf und ab und singt ein Lied. Er weiß nicht, ob er wiederkommen wird, ist unsicher, denn niemand kommt um solche Stunden, in denen man den Todesengel sieht, in eine Bängnis heraus. Auch Christus auf dem Ölberg nicht. Und er ist nicht wiedergekommen wie so mancher andere nicht, die die See behielt. Über dem Ganzen lag ein Unstern. Nach langer Schönwetterperiode plötzlich ein Sturm – ohne Anzeichen und meine Arbeit hat dabei nichts nutzen können. Wenn ich auch dauernd mit meinen Gedanken bei unseren Fahrern bin. Was an mir lag – habe ich versucht. Letzten Endes trägt die Schuld die mangelnde Erprobung, man ist mit seeuntüchtigen Booten und seeungewohnter Besatzung der Gefahr der See entgangen – vielleicht wäre man sonst zum Erfolg gekommen. Diese Art der Kriegsführung ist dilettantisch und ein Verbrechen an den Männern, deren Leben man so leichtfertig und sinnlos hingeopfert hat. Im Frieden würde man rein seemannschaftsmässig so etwas nicht machen. Was von den Meteorologen dabei verlangt wird, ist auch mehr als man leisten kann, mehr als für 12 Stunden Wetter vorherzusagen scheint mir hier fast unmöglich. Trotz allem hat vielleicht auch dieser frühe Tod, den die Männer erlitten – bei ihrer ersten Bewährung – seinen Sinn für sie – nicht für uns und den Krieg.“
„4.Mai 1946/ So tief war die Trauer um das verlorene Vaterland, dass erst ein Traum der letzten Nacht mich befreien konnte. Es handelte sich darum: Adm. Heye konnte unter engl. Förderung seinen Stab fürs politische und militärische Aufgaben neu aufstellen und alle alten Kameraden fanden sich da zusammen. In diesem glücklichen Gefühl das ‚wieder vorwärts‘ schlief ich fast bis 8 Uhr.“
Hans Frank (Stabsmeteorologe der Kleinkampfverbände)