Awarische Prosa
Erzählungen, Novellen und Miniaturen
Steffi Chotiwari-Jünger
Bisher suchte der Leser im deutschsprachigen Raum vergeblich nach einer Anthologie awarischer Prosa. Daher entstand der Ansporn, diese Leerstelle mit einem bescheidenen Auftakt auszufüllen. Im vorliegenden Band sind zehn awarische Autoren und Autorinnen mit 40 Erzählungen, Novellen und Miniaturen vereinigt, darunter der bekannteste kaukasische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, Rasul Gamsatow (Gamzatov, 1923-1994), und die beliebteste awarische Autorin des 21. Jahrhunderts Alissa Ganijewa (Ganieva, geb. 1985).
Die Geschichten erzählen vom Stadt- und Dorfleben mit seinen Sitten und Gebräuchen, von Liebe, Reichtum, Glück …, vom Zweiten Weltkrieg (Erlebnisse, Briefe), vom Denken und Fühlen der Awaren, ihr Verhältnis zur Natur, auch darüber, wie Literatur entsteht.
Beim Lesen der zeitlich ersten Werke dieser Reihe wird offensichtlich, dass die Texte und Zeitdokumente noch stark von Heldenepen bzw. rauen kaukasischen Mythen beeinflusst sind, den Awaren die erlebte Geschichte mit einer Sprache, die sie kennen, erzählt wird: mit Vergleichen, legendenbehaftet.
Die Prosa anderer Autoren hingegen ist in erster Linie lyrisch, oft in orientalische Bilder verpackt, die nachdenklich machen. Weitere Schriftsteller leiben es, zugespitzte und episodenhafte Situationen zu erzählen oder auch zu experimentieren.
Wir haben uns bemüht, eine abwechslungsreiche, vielfältige awarische Prosa zu präsentieren.