Bankenregulierung im institutionellen Kontext Lateinamerikas
Eine Analyse am Beispiel von Argentinien und Chile
Marco Raabe
In den letzten 30 Jahren war keine Region der Welt häufiger von schweren Bankenkrisen betroffen als Lateinamerika. Eine unzureichende Bankenregulierung gilt dabei neben einem instabilen makroökonomischen Umfeld als entscheidender Faktor für die hohe Krisenanfälligkeit. Vor diesem Hintergrund muss sich die Theorie der Bankenregulierung regelmäßig mit dem Vorwurf auseinandersetzen, dass sie zu stark von der Wirklichkeit in Schwellenländern abstrahiert und insbesondere nicht den institutionellen Rahmen berücksichtigt, in dem regulatorische Maßnahmen umgesetzt werden. Führen Defizite im institutionellen Rahmen zu zusätzlichem bzw. weiterführendem Regulierungsbedarf im Vergleich zu Industrieländern? Wie wirkt sich der institutionelle Rahmen auf die Effektivität der Instrumente der Bankenregulierung aus und welche Implikationen ergeben sich daraus für die Ausgestaltung der Bankenregulierung in Schwellenländern? Die Untersuchungen zeigen, dass Banken für ihren Beitrag zur Überwindung von asymmetrischer Information auf bestimmte Institutionen angewiesen sind. Ohne geeignete Kreditregister, gesicherte Property Rights oder verlässliche makroökonomische Institutionen ist eine Berechenbarkeit von Bankrisiken nicht gegeben. Wird gleichzeitig das Moralische-Wagnis-Problem nicht durch den institutionellen Rahmen begrenzt, nimmt die inhärente Instabilität des Bankensektors stark zu und endet häufig in einer systemweiten Bankenkrise. Die Fallstudien zu Argentinien und Chile verdeutlichen, dass gängige Best-Practice Lösungen zur Bankenregulierung (vor allem Basel I – III) im institutionellen Kontext von Schwellenländern kaum geeignet sind, der Instabilität des Bankensektors entgegen zu wirken.